Schwerpunkt Gesundheit
Hat Penzing genug Hausärzte?
Ob es in den nächsten Jahren genug Allgemeinmediziner mit Kassenverträgen geben wird, ist fraglich.
PENZING. Bevölkerungswachstum und Pensionierungswelle: Diese Schlagworte dominieren zurzeit die Debatte um die Gesundheitsversorgung in Wien. Im kommenden Jahr werden einige Ärzte in Pension gehen. In den nächsten zehn Jahren, so die besorgniserregende Prognose von Susanna Michalek, Hausärztin in Wien, wird mehr als die Hälfte der derzeit niedergelassenen Allgemeinmediziner in Wien in den Ruhestand treten. In Wien gibt es 731 Allgemeinmediziner mit Kassenverträgen der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK). Das sind 35 Stellen weniger als noch vor fünf Jahren. Bleibt die Frage: Können die Stellen nachbesetzt werden und wird die Wiener Bevölkerung auch weiterhin versorgt sein? Die bz hat sich bei den Allgemeinmedizinern in Hietzing umgehört.
Penzings Bevölkerung wächst - der Bedarf an Hausärzten steigt
Robert Lindtner ist Hausarzt mit Kassenvertrag im 14. Bezirk und zudem Sprecher der Allgemeinmediziner Penzings. Zurzeit werde sehr intensiv zwischen der Ärztekammer, der WGKK und der Stadt Wien verhandelt, erzählt er. Es gebe nämlich kaum Turnusärzte in Wien, die dann Allgemeinmediziner werden möchten.
In Penzing haben aktuell 33 Hausärzte einen Krankenkassenvertrag. Der 14. Bezirk ist damit im Wien-Vergleich noch relativ gut versorgt. Und dennoch sieht Lindtner ein Problem auf Penzing zukommen. "Ein Arzt kann auch nur so viel arbeiten, wie er arbeiten kann. Man kann ja von niemandem verlangen, dass er 24 Stunden am Tag in der Praxis ist. Das muss die Politik verstehen", so Lindtner. Und weiter: "Selbst große Ordinationen finden schwer einen Nachfolger."
Michael Barfuß, der seine Ordination in der Rottstraße hat, bestätigt diese Einschätzung. Er selbst nehme zwar laufend Patienten auf, betreibe seine Kassenpraxis aber nur aus Leidenschaft. "Mein Lebensunterhalt ist gesichert", so Barfuß. Auch die Einschätzung seines Kollegen, dass in den kommenden Jahren ein Mangel an Hausärzten Probleme bereiten werde, bestätigt der Penzinger Arzt.
Versorgung durch WGKK gesichert?
Der aktuelle Rückgang an Allgemeinmedizinern liege, so Silvia Jirsa von der Wiener Gebietskrankenkasse, an der Umsetzung des regionalen Strukturplans, aber auch daran, dass einige Planstellen nicht nachbesetzt werden konnten. Diese Stellen wollte offenbar niemand übernehmen. "Um Nachbesetzungsschwierigkeiten in den Fächern Allgemeinmedizin und Kinderheilkunde zu verhindern, gibt es in diesen beiden Fachgebieten Ausnahmen von der gesetzlichen Altersgrenze", erklärt Jirsa. Das bedeutet: Hier müssen Ärztinnen und Ärzte nicht spätestens mit 70 Jahren ihre Praxis und ihren Vertrag abgeben, sondern dürfen auch länger ordinieren.
In allen anderen Fachgebieten werden bis Ende 2019 39 Vertragsärzte der WGKK in Pension gehen. Trotzdem erwartet man, so heißt es von der Krankenkasse, keine Nachbesetzungsschwierigkeiten. Forcieren will man bei der Gebietskrankenkasse die Gründung von Gruppenpraxen.
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