Vergünstigung geplant
Gratis-Jahreskarte soll Anreiz für Pflichtschullehrer zum Wien-Verbleib werden
Die Volksschullehrerin hat schon vor dem heurigen Schuljahr den Wechsel aus Penzing nach Niederösterreich vollzogen. Die Abwanderung von Pädagoginnen und Pädagogen weg aus Wien "ist ein Thema", versichert der oberste Vertreter der Wiener Pflichtschullehrer, Thomas Krebs, von der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG). Es gebe "laufend" derartige Fälle, während nicht nur im Westen Wiens, sondern in der gesamten Bundeshauptstadt dringend Lehrkräfte gesucht werden.
Jetzt ist ein zusätzliches Zuckerl vorgesehen, um Landeslehrer, das sind jene an Volksschulen, Mittelschulen und Sonderschulen, weiter in Wien zu halten. Alle Wiener Landeslehrer sollen entweder eine Jahreskarte bei den Wiener Linien, die Öffi-Jahreskarte kostet sonst 365 Euro, oder einen Zuschuss zum Klimaticket geben, mit dem um 1095 Euro ein Jahr lang die Öffis in Österreich benützt werden können. Ein entsprechender Antrag des Zentralvereins Wien, der Landesgruppe Sozialdemokratischer Lehrender Österreichs (SLÖ), wurde bei der Wiener SPÖ-Konferenz am Wochenende beschlossen an an den SPÖ-Gemeinderatsklub im Rathaus zugewiesen.
Warum diese Vorgangsweise. SLÖ-Bundesvorsitzender Thomas Bulant wies auf Anfrage hin, dass es bereits entsprechende Pläne für Gratis-Jahrestickets für Wiener Magistratsbedienstete gebe. Daher soll das im Gemeinderat bei einer Gesetzesänderung unter einem behandelt werden.
Lösung auch für Magistrats- und Spitalsbedienstete
Erich Kniezanrek, Leitender Referent der younion, der früheren Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, bestätigt, dass bereits entsprechende Regelungen für Bedienstete des Magistrats (rund 70.000), Spitalsbedienstete des Gesundheitsverbundes (rund 30.000) sowie magistratische Betriebe, darunter etwa die Müllabfuhr, ausgearbeitet werden. "Wir haben die Zusage der Politik", betont der Leitende Gewerkschafter. Man brauche aber noch die genauen Durchführungsbestimmungen. Dafür seien zahlreiche Details zu klären, etwa auch die Frage der steuerlichen Bewertung eines solchen Gratis-Jahrestickets. Deswegen ist der Starttermin noch offen, wenngleich es der Wunsch der younion ist, damit 2024 zu beginnen.
Dazu sollen nun auch rund 15.000 Wiener Landeslehrer kommen. Damit würde auch eine seit längerem von Krebs und den Christgewerkschaftern erhobene Forderung erfüllt. Trotz des Beschlusses bei der Wiener SPÖ-Konferenz bleibt Krebs als Vorsitzender des Zentralausschusses der Wiener Pflichtschullehrer aber vorsichtig: "Ich glaube Dinge erst, wenn sie umgesetzt sind. Uns ist schon manches versprochen worden. So haben wir 13 Jahre auf Administrativpersonal in den Pflichtschulen gewartet." Jedenfalls laute die Forderung, dass es eine Unterstützung beim Arbeitsweg geben müsse. Das könne auch das Auto sein, das vielfach alternativlos sei.
Lehrerbedarf kann "kaum noch gedeckt werden"
In dem von der SPÖ beschlossenen Antrag an den Gemeinderatsklub wird die Forderung nach einer Jahreskarte bei den Wiener Linien für alle Pflichtschullehrer auch damit begründet, dass andere Bundesländer bereits "verlockende Anreize für Lehrpersonen" zur Werbung einsetzen. So wirbt Vorarlberg mit einer Prämie bis zu 6510 Euro, wenn Pflichtschullehrer aus anderen Bundesländern nach Vorarlberg ziehen. Verwiesen wird im Antrag darauf, dass in Wien die Schülerzahlen in Pflichtschulen steigen. Der Bedarf an Pädagoginnen und Pädagogen könne in den nächsten Jahren "kaum noch gedeckt werden".
Die Wiener Bildungsdirektion startet am Freitag dieser Woche eine weitere Kampagne. Damit sollen weitere Quereinsteiger für die Schulen gewonnen werden.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.