Homophobie & Sexismus
Diese Maßnahmen führt SK Rapid nach Liga-Urteil ein
Der SK Rapid plant zehn Maßnahmen zur Bekämpfung von Homophobie und Sexismus im Verein. Die betroffenen Spieler und der Co-Trainer werden zum Thema sensibilisiert und geschult, auch plant man eine Studie sowie einen Diversitätsbeauftragten.
WIEN. Nach den jüngsten Vorfällen rund um die Feier nach dem 3:0-Sieg im Wiener Stadtderby kündigte SK Rapid einige Maßnahmen im Kampf gegen Homophobie und Sexismus im Verein. Damit wolle man "ein Bewusstseinswandel, nicht nur für Rapid, sondern auch weit hinaus in Österreich vorantreiben", sagte Rapid-Präsident Andreas Wrabetz am Dienstag. MeinBezirk.at berichtete:
Im Vorfeld verlangten etwa die wichtigen Sponsoren Allianz und Wien Energie konkrete Maßnahmen seitens des Vereines, auch Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) verlangte Maßnahmen. Diese sollen bald kommen.
"Mit seiner Strahlkraft kann Rapid einiges ändern. Rapid hat ein Leitbild, in dem man sich für eine Vielfalt und gegen Diskriminierung ausspricht", meinte Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger. Aufgrund der jüngsten Vorfälle gehe man davon aus, dass man nachschärfen muss. Deshalb stellt man ein "einzigartiges Zehn-Punkte-System" vor und die Durchführung wird ein "langfristiger Prozess" sein. "Rapid kann hier ein wichtiger Knoten im energie- und kraftvollen Netzwerk sein, welches in Österreich bewegen wird", so die Rapid-Vizin und ehemalige Rektorin der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien.
Schulung statt Strafe
MeinBezirk.at bringt für dich die jeweiligen Punkte aus dem Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung von Homophobie und Sexismus im SK Rapid. Die beteiligten Spieler und Funktionäre (Guido Burgstaller, Marco Grüll, Niklas Hedl, Max Hofmann, Thorsten Schick und Stefan Kulovits), die von "orschwoarmen Veilchen" und dem "Hurenbezirk Favoriten" sprachen, haben laut dem Verein Verantwortung übernommen und werden freiwillig entsprechende Organisationen gegen Diskriminierungen unterstützen. Sie werden an Sensibilisierungsschulungen teilnehmen, und das werden sie selbst finanzieren. Laut Wrabetz sei das der Grund, warum die Spieler keine vereinsinternen Strafen bekamen.
SK Rapid möchte in allen Arbeitsverträgen festlegen, dass sich das Personal "vollumgänglich zu dem Leitbild" des Vereines bekennt und entsprechend handelt. Zu diesem Thema wird der Ethikrat beauftragt, entsprechende Sanktionsmechanismen bei Verstößen zu erarbeiten und konsequent umzusetzen.
Nicht nur die betroffenen Spieler und Funktionäre sollen sensibilisiert werden, auch Führungskräfte, Fanbetreuung und Schlüsselpersonen werden kontinuierlich hinsichtlich Homophobie, Sexismus und Diskriminierungen jeglicher Art "diversitätskompetent" geschult werden.
Auch Studie geplant
Außerdem kündigt Rapid einen oder eine Diversitätsbeauftragte(n), breite Kommunikation des Leitfadens durch etwa Bedrucken der Getränkebecher, Publikationen und Werbung im Stadion und einen eigenen Preis für die besten Fan-Initiativen gegen Diskriminierung an.
Weitere Maßnahmen sind:
- Verschiedene Kooperationsmöglichkeiten mit gegen Homophobie und Diskriminierung engagierten Institutionen sowie Vereinen werden evaluiert
- Pädagogische Konzepte werden in der Nachwuchsarbeit eingebaut, womit der Verein "auch seiner erzieherischen Funktion" gerecht werden will
- Studie zum Umgang mit Homophobie im Fußballstadion in Zusammenarbeit mit Forschungsinstitutionen
Die angekündigten Maßnahmen werden "ab sofort" evaluiert und bei Verstößen wird es zu "internen Konsequenzen" kommen, erklärte Vizepräsidentin Hanappi-Egger. Auch kündigte man "Diskussionsformate" mit Fan-Vertretern haben, auch im Hinblick zur Prävention von homophoben Fangesängen bei Fußballspielen.
Puma und Austria begrüßen Maßnahmen
Wrabetz und Hanappi-Egger kündigten auch eine Zusammenarbeit mit den wichtigsten Sponsoren an. Doch wie sehen diese die Maßnahmen? Trikotausrüster Puma teilte auf MeinBezirk.at-Anfrage mit, dass man die Entschuldigung des Vereines und "das Versprechen, den Vorfall restlos aufarbeiten zu wollen" schätze. Man stehe "für Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration. Für uns haben Homophobie und Diskriminierung im Sport keinen Platz und wir distanzieren uns ganz klar von allen entsprechenden Äußerungen", so Sprecher Robert-Jan Bartunek.
Auch Stadionsponsor Allianz begrüßt "sämtliche Bemühungen, die darauf abzielen, Chancengleichheit und Diversität im Sport und der Gesellschaft zu fördern", meint Sprecher Thomas Gimesi. Man hoffe, dass die Rapid-Initiative zu einem "raschen Umdenken" führen wird und die Allianz wird sich im Rahmen der Gespräche mit dem Verein darüber austauschen und nachhaltige Veränderungen einfordern. "Diskriminierung, ganz gleich welcher Art, steht im Widerspruch zu unseren Werten und hat keinen Platz in unserer Unternehmenskultur. Die Allianz ist bunt und wir sind stolz auf diese Vielfalt", so die Allianz.
Seitens der Austria heißt es, dass es von ihrer Seite keine Stellungnahme zum Urteil der Bundesliga sowie den Maßnahmen geben wird. "Austria Wien war auch nicht Partei im Verfahren und wird weiterhin alles unternehmen, um nicht zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen", so Sprecher Philipp Marx.
Eine Anfrage an die österreichische Bundesliga sowie Rapid-Trikotsponsor Wien Energie blieb bis Dienstagnachmittag unbeantwortet.
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