Eigenes Alzheimer- oder Parkinsonrisiko testen
Ärztekammer OÖ warnt vor Gen-Tests aus dem Internet

„Dadurch, dass meist eine Speichelprobe des Anwenders direkt an ein Labor geschickt wird, gibt es keinen Kontakt zwischen Patient und Arzt – daher kann weder die Notwendigkeit eines solchen Tests eingeschätzt noch das Ergebnis von einem Mediziner beurteilt werden“, sagt Primar Hans-Christoph Duba, Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik am Kepler Universitätsklinikum.  | Foto: kasto/Fotolia
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  • „Dadurch, dass meist eine Speichelprobe des Anwenders direkt an ein Labor geschickt wird, gibt es keinen Kontakt zwischen Patient und Arzt – daher kann weder die Notwendigkeit eines solchen Tests eingeschätzt noch das Ergebnis von einem Mediziner beurteilt werden“, sagt Primar Hans-Christoph Duba, Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik am Kepler Universitätsklinikum.
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„Daheim Gen-Tests“ werden immer beliebter. Vor allem aus den USA landen diese auch bei uns. Das Problem: Die Resultate sind unzuverlässig und können Patienten mehr verunsichern als nützen, denn bei der Ergebnisdurchsicht sind die Anwender alleine und bekommen keine differenzierten Informationen eines Mediziners.

OÖ. Das eigene Alzheimer- oder Parkinsonrisiko herausfinden, Erbgut auf Erbkrankheiten testen oder auch wissen, wie man auf bestimmte Medikamente reagiert. Das alles soll laut einigen Herstellern von sogenannten „Direct-to-Consumer-Testing“ (DTC) Produkten möglich sein. Durch intensive Werbung ist die Nachfrage nach biochemischen und genetischen Tests gestiegen – eine gefährliche Entwicklung, denn damit sei die Patientensicherheit gefährdet, warnt Primar Hans-Christoph Duba, Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik am Kepler Universitätsklinikum und Fachgruppenvertreter für Medizinische Genetik der Ärztekammer für Oberösterreich. „Dadurch, dass hier meist eine Speichelprobe des Anwenders direkt an ein Labor geschickt wird, gibt es keinen Kontakt zwischen Patient und Arzt – daher kann weder die Notwendigkeit eines solchen Tests eingeschätzt noch das Ergebnis von einem Mediziner beurteilt werden“, hält Primar Duba fest. Damit drohen Fehl- und Überinterpretationen der Patienten.

"Nicht Standard der Wissenschaft oder Technik"

Für genetische Analysen gibt es in Österreich vorgegebene Rahmenbedingungen, unter denen ein Gen-Test durchgeführt wird. Zu diesen zählen unter anderem: Der Grund für die Analyse, ausführliche Aufklärung des Patienten, Durchführung des Tests nach aktuellem Stand der Wissenschaft und Zulassung der Laboratorien laut Gentechnikgesetz. „Diese Standards werden eben dadurch, dass diese Produkte im Internet bestellt worden sind, nicht eingehalten“, so Duba. Die Tests sind damit nicht in Österreich automatisch zugelassen, lediglich der Versand ins Ausland ist in den USA erlaubt.

Komplexere Untersuchungen notwendig

Weiteres Manko dieser Tests: Sie analysieren nur einen Teil des Erbguts, und zwar wenige winzige Veränderungen, sogenannte SNPs (Single Nucleotid Polymorphisms), bei denen nur eine Buchstabenveränderung im DNA-Code vorliegt. „Diese Information ist bei Weitem zu gering, denn das genetische Risiko eines Patienten, an einer Erkrankung zu leiden, setzt sich aus vielen kleinen Effekten von hunderten oder tausenden genetischen Varianten zusammen“, erklärt Primar Duba. Was noch außer Acht gelassen wird, sind Verhalten und Lebensstil der Patienten, denn die können immerhin auch einen wichtigen Beitrag leisten, um eine Krankheit womöglich zu verhindern oder eben auch ausbrechen zu lassen.

Gen-Test nur beim Arzt

Möchte jemand beispielsweise wissen, wie hoch das eigene Risiko ist an Krebs zu erkranken, dann sollte man einen Arzt aufsuchen. Dort werden die Sinnhaftigkeit einer Untersuchung und die Erfüllung von Einschlusskriterien geprüft. Denn die Tests beim Arzt werden auf ärztliche Veranlassung nach Aufklärung über Aussagekraft, Risiken und Konsequenzen hin qualitätsgesichert durchgeführt und ärztlich verantwortet – ganz im Gegenteil zu freiverkäuflichen Tests aus dem Internet.

„Dadurch, dass meist eine Speichelprobe des Anwenders direkt an ein Labor geschickt wird, gibt es keinen Kontakt zwischen Patient und Arzt – daher kann weder die Notwendigkeit eines solchen Tests eingeschätzt noch das Ergebnis von einem Mediziner beurteilt werden“, sagt Primar Hans-Christoph Duba, Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik am Kepler Universitätsklinikum.  | Foto: kasto/Fotolia
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