Sorbit und Fruchtzucker
Eine Unverträglichkeit kommt selten alleine
OÖ. Jetzt ist Obsthochsaison und mit dem süßen Genuss gehen oft heftige Bauchschmerzen einher. Grund dafür kann eine Unverträglichkeit von Fruchtzucker sein oder aber von Sorbit – dem unbekannteren, aber wesentlich weiter verbreiteten Störenfried im Darm. Besonders betroffen sind Menschen, die auch andere Lebensmittelbestandteile wie Milchzucker nicht tolerieren können. Keine Seltenheit, denn „eine Unverträglichkeit kommt selten alleine“, weiß Gastroenterologe Primar Norbert Fritsch vom Klinikum Freistadt. Sorbit ist als Zuckeraustauschstoff bekannt, ist aber auch in vielen Obstsorten und deren Säften sowie in Wein, Most oder Bier enthalten. In Kombination mit Fruchtzucker oder den Ballaststoffen der Hülsenfrüchte, des Kohlgemüses und der Nüsse, auf die Betroffene häufig ebenfalls reagieren, verstärken sich dann Symptome wie Blähungen, Durchfälle, Bauchschmerzen, Aufstoßen.
"Gesunde Ernährung" als Problem
Ein Grund, warum Nahrungsmittelunverträglichkeiten zunehmen, ist der Wunsch vieler Menschen, sich besonders "gesund" zu ernähren. Sie konsumieren dann besonders viel von scheinbar guten Lebensmitteln wie Obst, Obstsäfte, Milchprodukte, Nüsse oder Vollkorn: „Die Unverträglichkeit von einzelnen Nahrungsmitteln wird meist erst dann zum Problem, wenn diese häufig gegessen werden. Auf Beschwerden reagieren Betroffene dann mit 'noch gesünderer' Ernährung und ein Teufelskreis beginnt“, weiß Primar Fritsch.
Sorbit sogar in der Zahnpasta
Sorbit kommt in so vielen verarbeiteten Lebensmitteln vor, darunter Diabetikersüßwaren, Schokoladen, Pralinen, gekaufte Backwaren, Trockenfrüchte, zuckerfreie Kaugummis. Auch viele Zahnpasten und Medikamente enthalten Sorbit. So harmlos, wie Nahrungsmittelunverträglichkeiten oft dargestellt werden, sind sie nicht immer. Durch eine zusätzlich mögliche bakterielle Fehlbesiedelung des Darms kann es zur chronischen Schädigung der Darmwand kommen. Daraus entwickeln sich nicht selten Folgeerkrankungen mit teils schwerwiegenden Verläufen. „Das primäre Ziel ist es herauszufinden, gegenüber welchen Nahrungsmitteln die Intoleranz besteht. Eine Reduktion der Unverträglichkeiten auslösenden Stoffe ist der erste Schritt zur Linderung“, weiß Fritsch und rät: „Der Blick auf die Zutatenliste auf dem Etikett von Fertigprodukten sollte zur Routine werden, damit es nicht zu unangenehmen Überraschungen kommt.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.