Beeindruckende Rehabilitation
Mit (Lungen-)Hochdruck am Weg zur Badminton-WM
Badminton erfordert große körperliche Fitness. Kein Wunder also, dass seine Ärzte Wolfgang Zeiml davon abgeraten hatten, als der 37-jährige Linzer unerwartet die niederschmetternde Diagnose Lungenhochdruck erhalten hatte. Unheilbar, oft das Ende der Berufsfähigkeit. Doch der Lehrer an der Neuen Mittelschule 1 in Perg fand gemeinsam mit seiner Ärztin in diesem Sport eine höchst ambitionierte Therapie.
LINZ, SCHWERTBERG, PERG. Eigentlich war Wolfgang Zeiml ins Spital gekommen, um im Schlaflabor seinem Schnarchen auf den Grund zu gehen. Seine Sauerstoffsättigung fiel auf, er kam zur näheren Abklärung zu den die Herzspezialisten des Ordensklinikums Linz Elisabethinen. Dort folgte eine Untersuchung mittels Echokardiografie und ein Check im Katheterlabor, wo der Druck im Lungenblutkreislauf gemessen wurde. Bei gesunden Menschen beträgt der mittlere Blutdruckwert etwa 15 mmHg, bei Lungenhochdruck steigt er dauerhaft auf über 25 mmHg im Ruhezustand. Auslöser ist eine krankhafte Verdickung und die Abnahme der Flexibilität der Lungenarterie, was zu verringerter Sauerstoffaufnahme in der Lunge führt. Durch höhere Sauerstoffbedarf bei Belastung, steigert das Herz seine Frequenz, die Fähigkeit, Blut aus sich heraus zu pumpen, sinkt. Ein massiver Abfall der körperlichen Leistungsfähigkeit ist die Folge. Viele Patienten werden berufsunfähig und haben stark eingeschränkte Lebensqualität.
Niederschmetternde Diagnose
„Die Diagnose war ein Schlag“, erzählt Wolfgang Zeiml, „ich bin in ein tiefes Loch gefallen. Noch schlimmer war es, als ich im Internet zu recherchieren begann. Da habe ich dann geglaubt, das war’s mit mir. Lungenhochdruck ist ja nicht heilbar. Menschen, die mit Sauerstoffflaschen in den Spitalsgängen unterwegs sind, haben mich verstört, man ist gefrustet, stellt sich tausend Fragen. Das frisst alle Energie.“ Das Ärzteteam bei den Elisabethinen bemühten sich mit großem Einsatz, dem Lehrer wieder Lebensmut zu geben. Die aus Schwertberg stammende Kardiologin Dr. Regina Steringer-Mascherbauer, eine von Österreichs Top-Spezialistinnen in diesem Spezialgebiet, setzte auf ein neues Medikament zur Senkung des Lungenhochdrucks. Es erweitert die Lungenarterien und entlastet somit das Herz.
Neuer Lebensmut
Hoch erfolgreich, auch für die Psyche. „Ich habe beschlossen, wieder nach vorne zu schauen, auf Familie, Freunde und Beruf . Und Sport zu treiben“, berichtet der Linzer. Er begann zu trainieren – und das intensiv. Je zwei Mal pro Woche Badminton á 2,5 Stunden und Radfahren am Ergometer, jeweils 1,5 Stunden. Nicht gerade das empfohlene moderate Ausdauertraining. „Dr. Steringer-Mascherbauer hat mir aber trotzdem grünes Licht gegeben, nachdem ich so gut auf die Therapie angesprochen habe. Mein Körper würde sich melden, wenn ihm was nicht gefällt. Scheinbar passt das Training recht gut. Ich horche genau in mich hinein und kann die Leistungsgrenzen recht hoch legen“, freut sich Zeiml.
Traumziel: Badminton-WM in Polen
Das konsequente Training zeigt beeindruckenden Erfolg und führte zu einem vor einem Jahr noch unvorstellbaren Szenario: Der Linzer erkämpfte sich mit seinem Doppelpartner Rene Höller aus Vorchdorf Bronze im Herren-Doppel der Badminton Staatsmeisterschaften seiner Altersklasse und dazu noch in der gleichen Kategorie den Landesmeistertitel 2018/19.
"Das bedeutete die Qualifikation für die Badminton-WM von 4. - 11. August in Katowice (Polen), wo wir beide im Herrendoppel der Altersklasse 35+ und ich auch solo im Herreneinzel antreten werde. Wenn mir nicht ein kurzfristiges Knieproblem noch einen Strich durch die Rechnung macht, dann gehts Anfang August ab nach Polen" strahlt Wolfgang Zeiml. "Eine tolle Ärztin und Badminton als Motivationstherapie haben mir mein Leben zurückgegeben!"
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