Stacheldraht und Blumenzwiebeln bei Gebet
Berührender Appell an die Menschlichkeit

"Dagegen stehen!"Die Inschrift am Kirchenvorplatz ermutigt zu Zivilcourage für Humanität, Steine und Blumenzwiebel halten Helfer und Flüchtlinge als Symbole für Last und Hoffnung.
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  • "Dagegen stehen!"Die Inschrift am Kirchenvorplatz ermutigt zu Zivilcourage für Humanität, Steine und Blumenzwiebel halten Helfer und Flüchtlinge als Symbole für Last und Hoffnung.
  • hochgeladen von Eckhart Herbe

"Die Fastenzeit ist ein guter Zeitpunkt , um das eigene Handeln und jenes, das den menschlichen Umgang vieler mit den schwächsten Gliedern unserer Gesellschaft gegenwärtig prägt, zu hinterfragen. Und aktiv Position mit christlicher Haltung zu beziehen!" Darin sind sich die Flüchtlingshelfer aus der Pfarre St. Georgen und den Umlandgemeinden einig.  Jakob Foissner, Pastoralassistent  und Koordinator im Bereich Flucht und Asyl des Dekanats Pregarten, lud vergangenen Freitag zu einem interkonfessionellen Gebet gemeinsam mit den Asylwerbern am St. Georgener Kirchenvorplatz.

Ein symbolisch dargestellter Mensch mit einem Rucksack aus Stacheldraht - im Herbst unter dem Titel #nichtvergessen von lokalen Asylwerbern und neun Schülern des Europgymnaisums Auhof während der Aktion "72 Stunden ohne Kompromiss" geschaffen, bildet dabei das einprägsame Zentrum. Die Skulptur wurde von ihrem Standort beim St. Georgener Bosniendenkmal herauf zur Kirche gebracht und den Messebesuchern bis Ostern sichtbar vor Augen stehen.
Helfer und Flüchtlinge, viele davon schon jahrelang in Österreich, die meisten längst integriert, schreiben ihre Sorgen und Ängste auf Steine, füllen damit den stacheligen Belastungsrucksack. Wer will, kann dabei auch etwas sagen. 

Berührende Momente

"Ein Stein stammt von Amir, einem jugendlichen Afghanen aus dem Asylwerberhaus in Abwinden. Seit einem Monat ist er nicht mehr da. Weg aus Angst vor den Taliban, weg aus Furcht, dass ihn die Polizei holt und dorthin abschiebt.  Ob ihm jemand hilft. wo er irgendwo in Europa versucht zu überleben – ich weiß es nicht. Hier bleibt nur sein Namensstein", erzählt Jakob.  Wer von uns kann sich vorstellen, etwa als Familie mit Druck eines drohenden negativen Bescheids, einem Stoß ins Nichts, täglich leben zu müssen? Es schnürt vielen das Herz zusammen,  als wenig später ein junges afghanisches Mädchen, als Kleinkind gekommen, im breiten Mühlviertler Dialekt sagt "I moch ma Sorgn´, dass I meine Eltern verlier´. Was moch I denn dann?" Es sind Momente wie diese, die aus anonymen "Flüchtlingen" und "Asylwerbern" in einer politisch hochgekochten, pauschal vorverurteilenden Diskussion um elementarste Grundrechte, verletzliche angsterfüllte Menschen hervortreten lassen. Frauen, Männer und Kinder, welche die anwesenden Österreicher darin bestärken, Menschrechte und Barmherzigkeit für sie einzufordern.

Hoffnungssymbol Blumenzwiebel

Das gemeinsame christlich - islamische Gebet soll trösten und Mut vermitteln. Passagen aus Bibel und Koran, in beiden Büchern oft gleichlautend vorhanden, werden von Jakob Foissner und einem afghanischen Familienvater zitiert. Es ist fast finster am Kirchenvorplatz, die Lichtkegel der vorbeifahrenden Autos erleuchten für Sekunden Gesichter, werfen Schatten.  Aber es wird auch symbolisch Zuversicht gesät. Inmitten der Sorgensteine werden in einem großen Topf voller fruchtbarer Erde Blumenzwiebel gesetzt.  Bis Ostern sollen sie austreiben, ihr Grün der Hoffnung das Grau der Angst überwachsen.

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