St. Georgen/Gusen
Corona-Impfung: Kritik an "Vordrängler" Erich Wahl
Empörung verursachte die Nachricht, dass sich einige Bürgermeister bereits in Altenheimen gegen Covid-19 impfen lassen hatten. Dazu gehört auch Erich Wahl, Ortschef von St. Georgen an der Gusen. Er rechtfertigt diesen Schritt aufgrund seiner regelmäßigen Anwesenheit im Seniorenwohnheim.
ST. GEORGEN/GUSEN. Als bekannt wurde, dass sich SP-Bürgermeister Erich Wahl im St. Georgener Seniorenwohnheim (SWH) impfen lassen hatte, hagelte es Vorwürfe. Auf Wahls Facebook-Seite forderten manche User sogar seinen Rücktritt. Der Unmut gipfelte in einem offenen Brief, den ÖVP und Grüne Fraktion gemeinsam aufsetzten. "Wir erkennen deine Bemühungen an, durch persönliche Präsenz im Seniorenwohnheim einen Beitrag zu leisten. Dennoch hätten wir uns von dir ein anderes Vorgehen erwartet!", heißt es in dem Brief. Das SWH St. Georgen wird – im Unterschied zu den anderen Altenheimen im Bezirk – von der Gemeinde betrieben.
Bürgermeister regelmäßig im Seniorenheim
Wahl sieht sich als Dienstvorgesetzter in der Pflicht, regelmäßig im Heim anwesend zu sein. "Wir hätten es für verantwortlicher gehalten, wenn du von Beginn der Pandemie an deine Aufenthalte im Seniorenheim auf das unbedingt nötige Ausmaß reduziert hättest", so ÖVP und Grüne. Sie verweisen auf den Heimleiter und die Pflegedienstleitung, die sowieso vor Ort sind. "Gerade jetzt wäre es aus unserer Sicht ein besseres Vorbild gewesen, wenn du Personen aus der vulnerablen Bevölkerungsgruppe den Vortritt gegeben hättest", schreiben die Fraktionsobleute Andreas Derntl (ÖVP) und Renate de Kruijff (Grüne). Sie forderten Wahl auf, sein Verhalten zu ändern, ansonsten solle er seine Eignung für das Amt des Bürgermeisters überdenken.
Wahl: "Kein politisches Kleingeld machen"
Davon hält Erich Wahl nichts: "Meine Mitarbeiter leisten nahezu Übermenschliches und es ist meine Aufgabe, sie dabei bestmöglich zu unterstützen." Wahl betont, dass im SWH St. Georgen von April 2020 bis 20. Jänner kein einziger Bewohner an Corona erkrankt sei. Ihm sei kein anderes Seniorenzentrum in Österreich bekannt, dem das gelungen wäre. "Wenn gefordert wird, dass ich meine Anwesenheit reduzieren soll, heißt das nichts anderes, als dass Anliegen von Personal und Bewohnern nicht mehr direkt entgegengenommen werden können und Entscheidungen sich verzögern." Für die Kritik der Opposition zeigt der Ortschef kein Verständnis: "Ich appelliere an alle Fraktionen, das Wohlergehen der Menschen im Seniorenzentrum im Auge zu haben, anstatt zu versuchen, politisches Kleingeld zu machen."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.