Frauenberatung Perg
Scheidung: Wenn Kinder bei beiden Elternteilen wohnen

- "Doppelresidenzmodell": wenn Kinder nach Trennung oder Scheidung gleich viel Zeit bei beiden Elternteilen verbringen.
- Foto: AndreyPopov/PantherMedia
- hochgeladen von Helene Leonhardsberger
Gabriele Schauer von der Frauenberatung Perg klärt auf, wie das sogenannte "Doppelresidenzmodell" funktioniert und welche Familien davon profitieren können.
PERG. "Im Rahmen unserer Trennungs- und Scheidungsberatung sind wir in der Praxis immer öfter mit dem Thema der ‚Doppelresidenz‘ konfrontiert", berichtet Gabriele Schauer von der Frauenberatung Perg. Doppelresidenz bedeutet, dass die Eltern sich die Betreuung ihrer Kinder annähernd gleich teilen. Das Kind lebt in beiden Haushalten, auch Ferienzeiten werden aufgeteilt. "Bei annähernd gleichem Einkommen fallen die Unterhaltszahlungen dann weg. Sind die Einkommen der Eltern sehr unterschiedlich, muss der Elternteil, der deutlich mehr verdient, einen Ergänzungsunterhalt bezahlen."
Chancen & Herausforderungen
Die Doppelresidenz ermöglicht Kindern, einen gemeinsamen Alltag mit beiden Elternteilen zu erleben und eine stabile Beziehung aufrechtzuerhalten. So mancher Elternteil könne durch diese Lösung sogar die Beziehung zu seinem Kind intensivieren, meint Schauer. Möglicherweise müsse allerdings der zuvor vollbeschäftigte Elternteil beruflich zurückstecken, um seinen veränderten Betreuungspflichten nachkommen zu können.
"Für den Elternteil, der zuvor den Großteil der Betreuungs- und Erziehungsarbeit geleistet hat, können sich durch kinderfreie Zeiten neue Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung ergeben. Dies kann sich wiederum positiv auf die eigene finanzielle Absicherung auswirken."
Gabriele Schauer, Frauenberatung Perg
Wann Eltern abzuraten ist
Die Doppelresidenz ist für den Elternteil, der Kindesunterhalt zahlen müsste, nur auf den ersten Blick günstiger. "In der Realität ist dieses Modell unter Umständen mit Mehrkosten für beide Elternteile verbunden", informiert die Expertin. Es könnten sich etwa höhere Wohn- und Alltagskosten für Mütter und Väter ergeben. Ein weiterer möglicher Stolperstein: "In der Praxis machen wir immer wieder die Erfahrung, dass es häufig nicht darum geht, tatsächlich mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen, sondern darum, dem anderen Elternteil weniger Unterhalt zahlen zu müssen." Was Schauer deshalb als Voraussetzung sieht, damit die Doppelresidenz funktioniert: "Beide Elternteile pflegen einen wertschätzenden, respektvollen Umgang miteinander und wollen ein partnerschaftliches Elternmodell leben." Dazu gehört, sich über die Betreuungszeiten einigen zu können – auch im Urlaub und im Krankheitsfall.
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