Deutsch im Vergleich
Tod und Teufel in Budapest und Grein

 „Deutsch im interlingualen und interkulturellen Vergleich“ an der Károli Gáspár Universität der Reformierten Kirche Ungarn, Budapest. Dr. Karl Hohensinner, Adalbert Stifter-Institut Linz,  mit den Gastgeberinnen Dr. Szilvia Szatzker, Dr. Anikó Szilagyi-Kósa (von links).  | Foto: Robert Zinterhof
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  • „Deutsch im interlingualen und interkulturellen Vergleich“ an der Károli Gáspár Universität der Reformierten Kirche Ungarn, Budapest. Dr. Karl Hohensinner, Adalbert Stifter-Institut Linz, mit den Gastgeberinnen Dr. Szilvia Szatzker, Dr. Anikó Szilagyi-Kósa (von links).
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BUDAPEST, GREIN. Die hochkarätige und international besetzte Tagung „Deutsch im interlingualen und interkulturellen Vergleich“ an der Károli Gáspár Universität der Reformierten Kirche Ungarn, Budapest, https://www.educations.de/study-abroad/karoli-gaspar-university/ zeigte einmal mehr die große Bandbreite der deutschen Sprache auf. Mit dabei war der aus Grein stammende Germanist, Historiker und Kulturwissenschaftler Karl Hohensinner vom Adalbert Stifter-Institut Linz.

Großartige Organisation

Den beiden Organisatorinnen Anikó Szilagyi-Kósa und Szilvia Szatzker gelang es, Experten der deutschen Sprachwissenschaft aus zahlreichen Ländern drei Tage zu hochkarätigen Vorträgen nach Budapest zu holen. Die Themen der Referate waren breit gestreut: Neben grammatischen Strukturen und Funktionen im Sprachvergleich wurden zeitgeschichtliche Themen mit Bezug zur österreichischen Geschichte aus Sicht der Sprachwissenschaft betrachtet: Waldemar Czachur (Polen) brachte eine neue Sicht auf Gedenkinschriften für Opfer der NS-Zeit. Miroslav Němec (Tschechien) beschrieb die Entstehung und Verwendung des Namens "Sudetenland". Raisa Babaieva, Universität Ivanovo (Russland), referierte über „Die Phraseologismen mit Tierbezeichnungen im politischen Diskurs“. Hoch interessant, welche Tiernamen da in der Politik fallen.

Tod und Teufel mit Karl Hohensinner

Karl Hohensinner beschäftigte sich mit ‚Tod‘ und ‚Teufel‘ und anderen Familiennamen in Österreich und Ungarn. Die vergleichenden Familiennamen-Areale in Österreich-Ungarn waren Hohensinners Beitrag in Budapest. Karl Hohensinner: „In meiner Kindheit gab es in Grein einen Mann, der hieß Tod. Er wohnte im Osten von Grein. Und es gab einen Mann, der hieß Teufel. Der wohnte im Westen von Grein. Ich habe die Zwei nie gemeinsam wo gesehen. Die Leute haben Verkehrsflächen nach dem Namen Tod benannt: Die ‚Todkurve‘ ist das Ende der Greiner Hauptstraße, bevor diese beim Halterkreuz in die B3 mündet. Diese Kurve ist im Volksmund nach einem Herrn Tod benannt, der dort ein Fahrradgeschäft betrieb. ‚Vor dem Teufel seinem Häuserl musste man von der Kreuznerstraße ins Lettental abbiegen‘ so eine Wegbeschreibung.
Dass Leute sich Teufel schreiben, ist bei uns sehr alt. Schon im Jahr 1530 findet man einen Untertanen der Herrschaft Greinburg mit der Bezeichnung ‚Teufel am Letten‘.
Es gibt Computerprogramme, da kann man darstellen, wo in Österreich ein Familienname sehr häufig ist. Dabei sehen wir: Tod und Teufel treten gehäuft im Bezirk Amstetten, NÖ, auf und greifen in den Bezirk Perg über. Anders gesagt: In Ostarrichi, an der Wiege Österreichs, stehen nach dem Befund der Familiennamen Tod und Teufel. Es gibt 402 Haushalte mit dem Namen Teufel in Österreich und 100 Haushalte mit dem Namen Tod.
Tod hat einen Bezug zu Ungarn:
Schauen wir weiter nach Osten, so finden wir in Niederösterreich 119 Haushalte namens Todt und im Burgenland 728 Haushalte namens Toth. Der Familienname Toth bezeichnet im Ungarischen die Slowaken oder Slowenen. Die häufigsten ungarischen Familiennamen sind Nagy (groß), Kovács (Schmied), Tóth (Slawe, Slowake), Horváth (Kroate) und Szabó (Schneider). Diese Namen sind auch im Burgenland und im österreichischen Donauraum sehr häufig.“

Eröffnung mit Vertreter der Österreichischen Botschaft

Die Tagung wurde in den neuen Räumlichkeiten der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Károli Gáspár Universität, Reviczky Straße 6, in der prunkvollen Aula, eröffnet. Neben den Honoratoren der Universität und Pressevertretern war auch Direktor Robert Sereinig vom Österreichischen Kulturforum Budapest als Ehrengast geladen. Die Plenarvorträge hielten Alice Le Trionnaire-Bolterauer, Uni Graz, „Die Wahrheit von Geste und Gebärde bei Hugo von Hofmansthal“, und Waldema Czachur, Uni Warschau, „Sprachvergleich oder Kulturvergleich?“.
Bei dieser Eröffnung wurden auch 25 Jahre Deutsch-Institut an der Károli Gáspár Unversität gefeiert, ein Jubiläumsband präsentiert und Studierende ausgezeichnet.


Teilnehmer der Tagung Deutsch im interlingualen und interkulturellen Vergleich

Adamcová, Lívia Prof. Dr., Wirtschaftsuniversität in Bratislava / Slowakei: Wer spricht wo das korrekte Deutsch? Das Deutsche im Spannungsfeld zwischen Standard und Regiolekten.
Adamcová, Silvia Dr., Wirtschaftsuniversität in Bratislava / Slowakei: Anwendungspotential der theoretisch-empirischen Untersuchungen im Bereich der kontrastiven Linguistik (Slowakisch - Deutsch).
Andrazashvili, Marina Prof. Dr., Staatliche Ivane Javakhishvili Universität Tiflis / Georgien: Namentransfer unter dem Blickwinkel der Sprachenpolitik.
Babaieva, Raisa Dr. habil, Staatliche Universität Ivanovo/ Russland: Die Phraseologismen mit Tierbezeichnungen im politischen Diskurs: kontrastive Untersuchung von deutschen und russischen festen Wortverbindungen.
Baloghné Nagy, Gizella Dr., Eötvös Loránd Universität, Budapest / Ungarn: Gespaltene Topiks im deutsch-ungarischen Vergleich.
Błachut, Edyta Dr. habil., Universität Wrocław / Polen und Czerwonka-Wajda, Zuzanna, Universität Wroclaw / Polen: Genusdetermination vs. Genusassoziation im Deutschen und im Niederländischen: eine umfragebasierte Studie.
Chromik, Grzegorz Dr., Uniwersytet Jagielloński, Krakau /Polen: Slawisches im schlesischen Deutsch. Ein Ost- Westschlesischer Vergleich.
Czachur, Waldemar Prof. Dr. Universität Warschau /Polen: Sprachvergleich oder Kulturvergleich?
Fata, Ildikó Dr., Tomori Pál Hochschule, Budapest / Ungarn: Zweisprachige Lerner-Fachwörterbücher als nützliche Hilfsmittel im Fachfremdsprachenunterricht.
Hohensinner, Karl Dr., Adalbert Stifter-Institut, Linz / Österreich: Kontrastive Familiennamenareale in Österreich.
Márkus, Éva Dr. habil, Eötvös Loránd Universität, Budapest / Ungarn: Die Präpositionen des Deutschpilsener Dialekts im Vergleich.
Molnár, Krisztina Dr. habil., Universität Pécs / Ungarn: Kausativkonstruktionen im Deutschen und im Sprachvergleich.
Nefedova, Lyubov Prof. Dr., Pädagogische Staatliche Universität Moskau / Russland: Viennese Opera Ball New York, le Bal Viennois de Paris, Wenskij bal w Moskwe. Realien als kulturübergreifendes Phänomen.
Němec, Mirek Dr. habil, Jan-Evangelista-Purkyně-Universität Ústí nad Labem/ Tschechien: Ausgleichspotenzial der Toponyma?
Pavlova, Anna Dr., Johannes-Gutenberg-Universität Mainz / Deutschland: Prädikatives Attribut im Deutschen im Vergleich mit dem Russischen.
Péteri, Attila Dr. habil, Eötvös-Loránd-Universität, Budapest / Ungarn: Möglichkeiten und Grenzen einer vergleichenden Diskursanalyse am Beispiel deutscher und ungarischer Pressediskurse.
Popovičová, Alexandra Dr., Pavol-Jozef-Šafárik-Universität, Košice / Slowakei: Sich vs. sa/si. Das Reflexivum im Deutschen und im Slowakischen.
Szatzker, Szilvia Dr., Károli Gáspár Universität, Budapest / Ungarn: Direkte und indirekte Redewiedergabe im deutsch-ungarischen Vergleich.
Szilágyi-Kósa, Anikó Dr., Károli Gáspár Universität, Budapest / Ungarn: Familiennamensysteme im Vergleich: Deutsch–Ungarisch
Tölgyesi, Tamás Dr., Universität Wien / Österreich: Sprichwörter in den Sprachen Mitteleuropas (aufgrund der Angaben aus der Datenbank SprichWort).
V. Rada, Roberta Dr. habil, Eötvös-Loránd-Universität, Budapest/ Ungarn: Sind die Wörter Flüchtling im Deutschen und im Ungarischen äquivalent? Ein Diskrsvergleich.
Vávra, Zdeněk Dr., Westböhmische Universität Plzeň / Tschechien: Kontrastive Analyse der Satzgliedstellung im Deutschen und im Tschechischen – Implikationen für die Übersetzungsdidaktik.
Xhaferri, Gëzim Prof. Dr., South East European University / Mazedonien: Der Gebrauch der Sprechhandlung Ablehnung und die pragmatische Kompetenz bei den albanischsprachigen Germanistikstudierenden in Nordmazedonien.
Zinterhof Robert, Freier Redakteur der BezirksRundschau (Wochenzeitung in OÖ), RegionalMedien Austria. https://www.regionalmedien.at/ Ausbildung  an der Päd. Akademie Wien-Strebersdorf, heute Päd. Hochschule,  Lehrer für Deutsch, Geografie-Wirtschaftskunde.

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