Interview
"Ziel ist es, die Lehre wieder zur attraktivsten Ausbildung zu machen"
Im Gespräch: Mario Derntl aus Naarn, Generalsekretär der größten Lehrlingsinitiative Österreichs.
LINZ, NAARN. Seit knapp einem Jahr ist Mario Derntl Generalsekretär von "zukunft.lehre.österreich." (z.l.ö.). Hauptsitz des Vereins mit knapp 100 Mitgliedsbetrieben ist Linz.
Sie haben eine Lehre als Mechatroniker absolviert. Wie blicken Sie darauf zurück?
Derntl: Mit Freude und Stolz. Ich war kein einfacher Jugendlicher. In dieser Zeit hat mir meine Lehrausbildung in der voestalpine eine klare Struktur gegeben und wesentlich zu meiner Reife und meinem Erwachsenwerden beigetragen. Ob danach während meines Studiums in Wien oder den beruflichen Stationen in den USA, die Eigenverantwortung und der Leistungsgedanke aus der Lehrlingszeit haben mich mein weiteres Leben unterstützt.
Warum wurde die Lehrlings-Initiative gegründet?
"z.l.ö." ist unabhängig, gemeinnützig und branchenübergreifend. Wir wollen die Vorteile und Chancen einer Lehre hervorstreichen und damit das Ansehen in der Gesellschaft permanent verbessern. Unser großes Ziel ist es, die Lehre wieder zur attraktivsten Ausbildung in Österreich zu machen. Gleichzeitig unterstützen wir unsere Mitgliedsbetriebe, indem wir Ausbilder vernetzen und Events für Lehrlinge, Ausbildende und unsere Partner veranstalten.
Lässt es sich überhaupt verhindern, dass künftig Fachkräfte fehlen?
Wir kämpfen vor allem mit einem demographischen Problem. Die Zahlen sind in Summe leider sehr besorgniserregend. Während es 1980 noch fast 200.000 junge Menschen in einer Lehrausbildung gab, waren es 2018 nur noch 108.000 – eine Reduktion um fast 50 Prozent. Der sich abzeichnende Fachkräftemangel ist ein der größten wirtschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit.
Wie soll das Image der Lehre gehoben werden?
Leider gibt es keine Patentlösung, sondern es braucht viele kleine Schritte. Derzeit planen wir die Gründung des ersten Absolventenverbands für Lehrlinge in Österreich. Wir wollen ehemalige Lehrlinge miteinander vernetzen, darüber hinaus aber vor allem viele Menschen und Vorbilder vor den Vorhang holen, deren Karriere mit einer Lehre begonnen hat und die mit breiter Brust sagen: "Jawohl, ich bin stolz darauf". Nicht zuletzt wollen wir den oft besorgten Eltern aufzeigen: Wenn dein Kind heute eine Lehre macht, muss es nicht – wie in manchen Köpfen noch verankert – 20 Jahre am Fließband stehen, sondern kann damit heute alles erreichen.
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