"Eisige Brutalität und technische Dramen bei Jänner-Rallye 2018. Keferböck/Gründlinger als glückliche Sieger!"
"Man nehme speziell gefertigte Hochleistungs-Autos und fordere von den Piloten, eine für normale Menschen unbefahrbare Strecke mit äußerster Geschwindigkeit zu bewältigen. Das macht den besonderen Charakter aller Rallyes aus!"
Diese Zeilen und die Anfrage durch die Bezirksrundschau-Perg auf Teilnahme als Fotograf inklusive Akkreditierung für die Jänner-Rallye verschaffte mir schließlich eine meiner bisherigen Foto-Highlights und öffneten mir zugleich einen weiteren Einblick in die Welt der Sportfotografie. Na klar, wollte ich mir diese Chance auf keinen Fall entgehen lassen. Und das, obwohl ich über keinerlei fotografische Erfahrung mit Motorsport verfüge.
Um mich mit der Materie vertraut zu machen, reiste ich einen Tag vor Beginn des ersten Renntages an. Der richtige Standort zu guten Fotos ließ mich nach
einer kurzen Autofahrt Richtung Sandl kilometerweit durch einen Wald, über ein Schneefeld und wieder durch ein kurzes Waldstück spazieren. Mit der MEDIA-Weste bist du natürlich noch näher am Geschehen, sofern es der Streckenposten, die eigene Sicherheit und deine Courage ermöglicht. Und so stand ich schließlich in einer 90°-Kurve vor dem Feuerwehrhaus Mitterbach. Die ersten Fotos schoss ich also während der ersten offiziellen Trainingskilometer der Rallye-Boliden (Shake-Down).
Doch das alles sollte nur die Vorspeise sein von dem wahren Motorsport-Leckerbissen, in einem sportlich zweitklassigen (kein WRC- und EM-Bewerb!!!) Rennen. Nach Absprache mit meiner Frau, die als Journalistin an den Renntagen gearbeitet hat, entschieden wir uns am ersten Renntag für Pierbach. Viele hatten mit uns denselben Gedanken. Wir mussten also einige Kilometer auf der ortsführenden Straße gehen um an die Abzweigung zum Actionpunkt zu gelangen. Und endlich. Nach einem 20minütigen steilen Aufstieg kamen wir an. Es bot uns eine perfekter Teilabschnitt der Strecke. Eine lange Abfahrt mit rechtsseitigen Graben und anschließender S-Kurve. An die Tausend frenetische Fans zu unserer Linken sorgten für lautstarke Atmosphäre. Nach ein paar Einstellungen an der Kamera hörte ich auch schon pünktlich um 07:56 Uhr den ersten heulenden Motor des heranbrausenden Rennwagens. Und was sich in der nächsten halben Stunde vor unseren und auch vieler anderer Augen abspielte, sollte der spektakulärste Teil dieser Rallye sein. Die talwärts abfallende Waldstraße war total vereist und die Fans der daraus resultierenden Fahrentwicklung außer Rand und Band. Jedes Rallye-Auto, das die Einfahrt zu schnell nahm, wurde mit lauten, langen Oh-Rufen begrüßt. Es folgte ein Tritt auf die Bremse, und da war es auch schon geschehen. Unglaubliche Ausritte, Weiterfahrt auf drei Reifen, sogar Überschläge mit dem Gefährt waren nun meine Beute. Natürlich fotografisch gemeint. Die Fans nun komplett aus dem Häuschen. An die zwanzig Raketen wurden vom Boden aus gezündet, Böller geworfen. Und das alles aus Respekt vor den Fahrern. Gefährliche Szenen, die allesamt ohne Verletzte blieben, bei denen aber einige Zuschauer zu spontanen Helden wurden. Sie brachten mit ihrem Körpereinsatz die Fahrer wieder zurück ins Rennen. Die Stimmung in diesem Kessel war einfach unglaublich. Pure Gänsehaut begleitete mich bei jedem von mir gemachten Foto.
Es sind eben gerade diese Momente, die eine Rallye für den Zuschauer und Fotografen einzigartig machen. Neben perfekter Organisation, technischen Dramen und glücklichen Siegern.
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