Jugend und Soziale Medien
Verloren in der digitalen Welt – oder doch kompetent?

"'Sein' heißt heute: digital stattfinden". Jugend und digitale Medien – wohin entwickeln sich unsere Kinder? | Foto: pixabay
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  • "'Sein' heißt heute: digital stattfinden". Jugend und digitale Medien – wohin entwickeln sich unsere Kinder?
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Bei der Bundestagung für Offene Jugendarbeit wurde der Umgang der Jugendlichen mit digitalen Medien umfassend thematisiert.

ZELL AM SEE.

"Die einzige verlässliche Größe, die wir in Bezug auf die Zukunft wissen können, ist, dass ausnahmslos alle Prozesse digitalisiert werden – ob uns das gefällt oder nicht."

Bei seinem Vortrag über "Digitale Welt und Identität" im vollbesetzten Ferry Porsche Congress Center nahm Daniel Hajok von der Uni Erfurt den versammelten Jugendbeauftragten die (eventuell noch vorhandene) Hoffnung, dass die Digitalisierung gewaltsam aus dem Leben Kinder und Jugendlicher ferngehalten werden könne:

"Es gibt hier kein Zurück. Wir brauchen eine Haltung abseits der Verteufelung neuer Medien – besser ist es, frühzeitig bei der Ausbildung der Kompetenzen zu unterstützen, die es im Umgang mit digitalen Medien braucht."

Das sei vor allem die Fähigkeit zur Selbstregulation – besonders schwer, da Medien 24 Stunden lang 7 Tage in der Woche konsumiert werden können.

"Da wird es schwierig, Verzicht und Frust aushalten zu lernen, wenn medial jederzeit alles möglich ist."

Prof. Daniel Hajok im Gespräch mit Regionalmedien-Chefredakteurin Julia Hettegger | Foto: Johannes Schindlegger
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Identität durch Kommunizieren

Dabei sei oft weniger der Inhalt des Gesagten entscheidend als das Dabeisein an sich – "Ich kommuniziere, also bin ich." Die Allgegenwärtigkeit der Medien und ihre starke Bindungskraft durch Belohnungsmechanismen würden auch verhindern, dass es ein"natürliches Ende" beim Medienkonsum gibt.

"Ich kommuniziere, also bin ich." | Foto: pixabay

Auf den Jugendlichen laste der allgegenwärtige Druck, sich medial zu präsentieren, sich sichtbar zu machen und wenn möglich abzuheben, so Hajok. In pubertärem Überschwang käme es dabei zu freizügiger Selbstpräsentation, mitunter auch zu Hetze und Häme, da man sich vorrangig über die Wertungen und Bewertungen anderer definiere:

"'Sein' heißt für 90 Prozent der Jugendlichen: medial in Erscheinung treten."

Positiv dabei sei das Gefühl der Selbstwirksamkeit, dass die Jugendlichen dabei erfahren, und auch der konkrete Austausch in gemeinsamen Anliegen, wie "Fridays For Future", der ohne die Sozialen Medien nicht denkbar wäre.

Herausforderung für Eltern

"Die klassischen Sozialisationsinstanzen Elternhaus und Schule fallen immer mehr weg – an ihre Stelle treten Medien und Peers, die aber keinen expliziten Erziehungsauftrag haben",

so Hajok. Die Schonräume der Kindheit, die eine freie Entfaltung in einem geschützten Bereich garantierten, lösen sich durch den praktisch unkontrollierbaren Zugriff der Medien auf.

"Die Medien greifen in jeden markanten Entwicklungsbereich der Kinder ein – einschließlich des physiologischen",

so der Wissenschaftler.

"Aber das ist nicht nur negativ."

Positiv sei das Gefühl der Selbstwirksamkeit, das die Jugendlichen dabei erfahren, und auch der konkrete Austausch in gemeinsamen Anliegen, wie etwa "Fridays For Future", der ohne die Sozialen Medien nicht denkbar wäre. Und:

"Die Jugendlichen müssen selbst Mechanismen finden, wie sie mit diesen Angeboten zurechtkommen."

Besonders und wie alle

Das Bestreben, einmalig und besonders zu sein und gleichzeitig maximal integriert, schaffe ein Spannungsfeld, das für die Jugendlichen sehr herausfordernd sei:

"Eigenverantwortlichkeit und Gemeinschaftsfähigkeit in Einklang zu bringen und dabei nicht zu zerbrechen, ist die Herausforderung. Die rasante Entwicklung im digitalen Bereich können wir nicht vorhersagen. Uns bleibt nur, die Jugendlichen angepasst an die neuen Medien und ihre Herausforderungen gut zu begleiten."

Eröffnung Bundestagung offene Jugendarbeit in Zell am See, bOJA Fachtagung im Bild: Ernst Gesslbauer (Direktor für Erasmus+ im OeAD), Claudia Plakolm (Jugendstaatsekretärin), Andrea Klambauer (Salzburger Jugendlandesrätin), Monika Vogl (Salzburger Landesjugendreferentin), Robert Miksch (bOJA Vorsitzender) 12.09.2022 | Foto: Johannes Schindlegger
  • Eröffnung Bundestagung offene Jugendarbeit in Zell am See, bOJA Fachtagung im Bild: Ernst Gesslbauer (Direktor für Erasmus+ im OeAD), Claudia Plakolm (Jugendstaatsekretärin), Andrea Klambauer (Salzburger Jugendlandesrätin), Monika Vogl (Salzburger Landesjugendreferentin), Robert Miksch (bOJA Vorsitzender) 12.09.2022
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Der obige Vortrag fand im Rahmen der Fachtagung  des bundesweiten Netzwerks Offene Jugendarbeit von 11. bis 13. September im FPCC in Zell am See in Kooperation mit akzente Salzburg statt. Thema des Austausches mit Workshops und Fachvorträgen war die Identitätsfindung Jugendlicher inmitten der Herausforderungen der modernen Welt. Die Fachtagung vernetzt Fachkräfte und politische Entscheidungsträger aus ganz Österreich und den Nachbarländern und bietet eine fachspezifische Auseinandersetzung zu Methoden zur Förderung der Identitätsentwicklung.

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