Wenn Mutterglück getrübt ist
Psychisch erkrankte junge Mütter werden nicht mehr allein gelassen. Es gibt Hilfsangebote.
SAALFELDEN. Im Publikum, das sich im Nexus-Kino den mehrfach ausgezeichneten Film "Das Fremde in mir" angesehen hat, waren auch viele schwangere Frauen. Das Filmdrama zum Thema postpartale Depression beschreibt in beklemmenden Bildern die Gefühle einer Mutter, die nur Angst und Hilflosigkeit gegenüber ihrem Baby verspürt. Das kleine Wesen, das von ihr abhängig ist, ist ihr fremd. Ihr Leid wird durch die Ignoranz ihrer Mitmenschen noch verstärkt.
Eine Situation, die Psychologin Barbara Aigner auch von ihren Klientinnen kennt. Sie leitet das Leader-Projekt "Belastete Familien im Pinzgau stärken", das vom Verein Jojo angeboten wird und dessen Team den Abend veranstaltet hat. Im Anschluss an den Film wurde eine Diskussion mit Expertinnen und dem Publikum organisiert.
Hilfe suchen
Der Tenor des Abends lautete, sich rechtzeitig Hilfe zu holen. Die aufbauende Information für besorgte Schwangere, Mütter, Väter und andere Angehörige lautete, dass eine postpartale Depression gut behandelbar sei. Wichtig sei jedoch, bei den ersten Anzeichen so rasch wie möglich Hilfe in Anspruch zu nehmen. Durch eine Vernetzung mit Kinderärzten, Hebammen und anderen Beratungseinrichtungen werden Betroffene auf das Angebot des Vereins aufmerksam gemacht. "Psychische Erkrankungen werden bei uns im Pinzgau nach wie vor häufig als Tabu wahrgenommen. Betroffene erleben eine Stigmatisierung durch ihr Umfeld", erläutert Projektleiterin Aigner. Umso wichtiger sei es, Aufklärungsarbeit zu betreiben und auf die Unterstützung durch die Beratungsstellen hinzuweisen. Viele Männer im Publikum hätten sich erkundigt, wie sie ihren Partnerinnen helfen können. Ein erster Schritt sei die Kontaktaufnahme mit dem Verein Jojo.
Profis beraten
Das Team besteht aus Psychologinnen, Psychotherapeutinnen, einer Hebamme sowie einer Kinderärztin, die betroffene Frauen und Familien auch zu Hause aufsuchen und beraten Eine Frau aus dem Publikum erklärte, sie hätte sich gewünscht, es habe Jojo bereits gegeben, als sie schwanger war. "Mit mir hat damals niemand gesprochen und es gab auch keine Aufklärung. Aber ich bin froh, dass meine Töchter und Enkelkinder dieses Angebot haben".
Die Expertinnen von Jojo plädieren auch für einen Eintrag im Mutter-Kind-Pass und setzen sich dafür ein, dass es in den Krankenhäusern die Möglichkeit gibt, auch Babys aufzunehmen, wenn die Mütter sich wegen ihrer psychischen Erkrankung in Behandlung begeben müssen.
Für nähere Infos zum Verein Jojo
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