Gasteiner Perchten
Perchten erhoffen milde Strafe
Perchtenhauptmann Andi Mühlberger nimmt Schuld auf sich, verteidigt aber seine Entscheidung.
BAD GASTEIN. Der Perchtenumzug durch Bad Gastein am 2. Jänner, trotz fehlender Veranstaltungsbewilligung, sorgte für Wirbel. „Nach vielen Überlegungen und Druck der Bevölkerung haben wir beschlossen, im geplanten Vier-Jahres-Rhythmus heuer durch den Ort zu gehen, wobei wir im Vorfeld mit den Bezirks- und Landesleitern, der Rechtsabteilung des Landesverbandes der Salzburger Heimatvereine, mit dem Land, der Bezirkshauptmannschaft und dem Bürgermeister intensive Gespräche führten. Corona hat viele Graubereiche aufgeworfen: Ist der Perchtenlauf eine Veranstaltung oder ein Umzug? Eine Veranstaltung wäre örtlich gebunden und kann nicht 14 Kilometer lang sein. Wie zählt man die Personen? Alles Fragen, auf die nicht wirklich Antworten gegeben werden konnten“, sagt Andi Mühlberger, Hauptmann der Gasteiner Perchten.
„Bürgermeister Gerhard Steinbauer stellte wegen der Bundesstraßensperre die Anfrage an die BH, welche mit einem Negativ-Bescheid dann Corona-bedingt für die gesamte Veranstaltung abgelehnt wurde. Dieser wurde nicht beeinsprucht und als Hauptmann habe ich entschieden, 2022 zu gehen und ich übernehme die volle Verantwortung“, stellt sich Mühlberger vor seine Mitglieder.
Nichts stoppte die Perchten
Warum er sich so entschieden hat? „Den Perchtenlauf gibt es in Gastein seit 600 Jahren. Nach Aufzeichnungen des Gasteiner Historikers Dr. Fritz Gruber wurde auch zu Napoleons Zeiten um das 18. Jahrhundert gegangen. Sogar die Androhung der Todesstrafe vom Erzbistum und Auftrittsverbote bis 1837 sowie der erste und zweite Weltkrieg konnten die Perchtenläufer nie abbringen, der Gasteiner Bevölkerung Frieden, Glück und Gesundheit zu wünschen. Genau das macht das Brauchtum im Gasteinertal aus, das ist der Sinn dahinter und die Bevölkerung wartet sehnsüchtig auf diese Referenzen. Nicht umsonst sind wir seit 2011 Unesco Kulturerbe“, sagt Mühlberger.
Video: Perchtenlauf Bad Gastein 02.01.2022 ©Johann Kofler
Zweiten Lauf abgesagt
Die Perchten seien mit einem Maßnahmenkatalog des Hauptmannes bestens vorbereitet gewesen, zudem hätten alle Teilnehmer die 2G-Regel erfüllt und seien zusätzlich negativ getestet gewesen. Nach zirka 280 Referenzen in Bad Gastein war am 2. Jänner dennoch Schluss: Anzeigen, Druck aus der Öffentlichkeit und den Medien, eine viel höhere Publikumsbewegung in Bad Hofgastein sowie eine generell steigende Infektionswelle ließen Mühlberger keine andere Wahl, als den Lauf am 6. Jänner in Bad Hofgastein abzusagen. Auf Sozialen Medien ist eine solidarische Welle mit tausenden positiven Einträgen und Spendenaufrufen für die Perchten ausgebrochen. „Ein rechtliches Nachspiel wird es auf jeden Fall geben, ich hoffe auf eine objektive und milde Beurteilung. Ich übernehme die Verantwortung und bedanke mich persönlich bei allen Beteiligten für den respektvollen Umgang. Danke an all meine Mitglieder, die mich mächtig stolz machen und ein besonderer Dank gilt der Freiwilligen Feuerwehr Bad Gastein, die kompetent und besonnen einen sicheren Perchtenlauf in Bad Gastein ermöglichte“, ist Mühlberger gerührt und wünscht: „An Fried, an Reim und an G’sund." und das der Lauf am 6. Jänner 2023 nachgeholt werden kann.
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