Für mehr Geborgenheit fasten
Der St. Johanner Pfarrer Andreas Jakober steckt in der Fastenzeit den Fernseher aus.
ST. JOHANN. Herr Pfarrer Jakober, die 40-tägige Fastenzeit ist eine alte kirchliche Tradition. Was ist denn der genaue Sinn der Fastenzeit?
ANDREAS JAKOBER: Der Sinn für uns Katholiken sollte sein, auf etwas zu verzichten, um uns mit der daraus gewonnenen Zeit mit mehr Aufmerksamkeit auf Gott konzentrieren zu können – oder auf unsere Mitmenschen. So kann zum Beispiel das gesparte Geld vom Verzicht aus dem Kauf von Süßigkeiten gespendet werden, oder der Verzicht auf das tägliche Fernsehen für zeitliche Ressource zur Auseinandersetzung mit der Bibel oder den Mitmenschen führen.
Auf Süßigkeiten, Alkohol, das Rauchen usw. zu verzichten, hört sich sehr weltlich an. Wie stehen Sie dazu, dass sich die Pongauer ihre eigenen Fastenrituale suchen?
ANDREAS JAKOBER: Auf etwas zu verzichten ist immer sinnvoll. Wir gewinnen dadurch z.B. Unabhängigkeit von einer Sucht, stärken unsere Persönlichkeit, setzen uns mit unserem Körper auseinander, bekämpfen Abhängigkeiten und gehen nach der Fastenzeit wieder bewusster mit der abgelegten Gewohnheit um.
Und wenn man im Sinne der katholischen Kirche fasten möchte, worauf verzichtet man dann?
ANDREAS JAKOBER: Auf Ungerechtigkeit, die man des eigenen Vorteils wegen "übersieht" z.B., oder auf das eigene Vorrecht um des 'Frieden' willens. Auch auf Ausbeutung könnte verzichtet werden, was bedeutet z.B. beim Einkauf aufzupassen, welche Produkte oder Kleidung man erwirbt.
Worauf verzichten Sie in der Fastenzeit?
ANDREAS JAKOBER: Ich habe meinen Fernseher ausgesteckt. Damit gewinne ich Zeit für das Lesen von Büchern, für Meditation, das Lesen in der Heiligen Schrift und Schlaf.
Ist es für Sie schwer durchzuhalten?
ANDREAS JAKOBER: Bis jetzt noch nicht (lacht). Das Schöne an der Fastenzeit ist ja, dass alle Gläubigen in derselben Situation sind. Gemeinsam etwas durchzuhalten ist leichter, als alleine. Ich rate auch allen "Fastern" sich immer wieder darauf zu besinnen, warum man auf dieses oder jenes verzichtet. Das Ziel gibt Kraft.
Haben Sie Vorschläge für die Pongauer, wie sie die Fastenzeit sinnvoll begehen könnten?
ANDREAS JAKOBER: Ziel eines jeden Entschlusses zu fasten, sollte sein, ein Stück Geborgenheit zu finden – in seinem eigenen Körper, in der Natur, in der Beziehung oder der Welt. Das steckt schon in vielen Vorsätzen drinnen. Wer z.B. abnimmt oder nicht raucht, findet mehr Geborgenheit in seinem Körper.
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