Sein Traum – ein eigenes Reich
Rupert Hettegger hat endlich seine eigene Wohnung – eine Initiative der Lebenshilfe mit Nachahmungswert.
SCHWARZACH (jb). "Das ist mein Balkon, da kann ich die Ziegen vom Nachbarn in der Wiese sehen", deutet Rupert Hettegger vom Küchentisch aus zur Balkontür. Der 33-Jährige lebt seit 1. Mai in einer eigenen Mietwohnung im Ortszentrum von Schwarzach. Das ist ein besonderer Schritt für den gebürtigen Großarler, der mit mehrfacher Beeinträchtigung lebt. Seit 2001 ist er Klient der Lebenshilfe Schwarzach, wo er auch arbeitet. "Ich wollte eine Wohnung für mich haben, wo ich auch mal alleine sein kann und meinen Tagesablauf so gestalten darf, wie ich es will", sagt Rupert Hettegger.
Selbst einen Haushalt führen
"Diesem vehementen Wunsch und Ruperts Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, dass unsere Unterstützer vor über einem Jahr begonnen haben, ihn auf ein Wohnen alleine vorzubereiten", erzählt Sonja Strasser, Verbundleitung des Lebenshilfe Wohnhauses in Schwarzach. "Die Unterstützer haben beobachtet, ob Rupert mit Geld wirtschaften kann, haben ihm kochen, Wäsche waschen sowie Staubsaugen beigebracht und irgendwann befunden, dass er nun bereit ist, selbst einen Haushalt zu führen."
Zum ersten Mal im Pongau
Dann hat Bürgermeister Andreas Haitzer den Wahlschwarzacher auf die List der Wohnungssuchenden gesetzt. Bei der Bezirkshauptmannschaft wurde um finanzielle Unterstützung und Mindestsicherung angesucht, beim Land Salzburg genehmigte man zehn Wochenstunden Betreuungszeit durch die Lebenshilfe für den Klienten und dann war plötzlich eine Wohnung frei. "Mitten im Zentrum von Schwarzach, Barrierefrei und vom Bauträger Salzburg Wohnbau zur Mietwohnung umgewidmet, konnte die Wohnung von Rupert bezogen werden. Es ist toll, wie alle Behörden und Institutionen kooperiert und mitgeholfen haben, um Rupert sein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen", sagt Strasser, die hofft, "dass sich die Geschichte von Rupert wiederholen wird und viele Menschen mit Beeinträchtigung selbstbestimmt mitten in die Gemeinde leben können." Ein ähnliches Projekt gibt es hier im Pongau noch nicht, aber es hat Potential zur Nachahmung.
Hilfe im Hintergrund
Dann muss Rupert aber auch schon weiter. Er wird zu einem Ausflug auf die Alm abgeholt. "Ich bin sehr viel unterwegs. Mit meinem 'Elektro-Rolli' unternehme ich viel. Heute Abend werde ich zum 'Mittwoch im Untermarkt' nach St. Johann fahren. Mit dem Zug geht das gut. Da kennen mich schon alle. Um 01.30 Uhr fährt der letzte Zug wieder zurück nach Schwarzach", weiß der 33-Jährige, der jetzt endlich so selbstbestimmt leben kann, wie er es sich gewünscht hat – natürlich mit Hilfe im Hintergrund, die er aufgrund seiner Beeinträchtigung braucht.
_____________________________________________________________________________
Du möchtest täglich über coole Stories in deinem Bezirk informiert werden? Hier kannst du dich zum kostenlosen Nachrichtendienst der Bezirksblätter Salzburg anmelden, alle Infos dazu gibt's hier: www.meinbezirk.at/1964081
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.