Hausgeburt
Frauen können das
GABLITZ (ae). In den Niederlanden werden rund die Hälfte aller Babys daheim geboren – bei uns in Österreich sind es gerade mal zwei Prozent. Allerdings erfährt die Hausgeburt aufgrund von Corona derzeit eine verstärkte Nachfrage, denn die Besuchsmöglichkeiten im Spital sind eingeschränkt, die Sorge vor Überbelastung und Ansteckungsgefahr verunsichert zusätzlich. In Niederösterreich etwa zählte man heuer von Jänner bis September 144 Hausgeburten, im Vergleichszeitraum des Vorjahres nur 93.
Unverhofft kommt oft
"Ich hatte gar keine Hausgeburt geplant – aber meine Hebamme meinte, wenn ich das Kind nicht in der Wiener Westeinfahrt zur Welt bringen möchte, bleiben wir besser daheim“, erinnert sich Sandra L. aus Gablitz an spannende Stunden Ende April, „Mein Mann war nicht so begeistert davon, aber ich war gerade in der Badewanne und wollte mich eigentlich eh nicht mehr fertig machen und wie ursprünglich geplant ins Krankenhaus fahren. Da unsere Hebamme auch große Erfahrung in Hausgeburten hat, sprach nichts dagegen“. Tatsächlich kam die Kleine dann recht flott noch in der Badewanne zur Welt, eine halbe Stunde später lag die ganze Familie gemütlich im großen Ehebett und freute sich über den Neuzuwachs. Sandra weiter: „Da mein erstes Kind im Spital zur Welt kam habe ich nun beide Erfahrungen. Jetzt würde ich mich jederzeit wieder für eine Hausgeburt entscheiden. Es war alles so gemütlich.“
Sichere Sache
Sandra hatte Glück, dass ihre Hebamme Martina Klasz sowohl Hausgeburten macht als auch ihre Klienten ins Wiener St. Josef-Spital begleitet. „In den 20 Jahren, in denen ich meinen Beruf nun ausübe, ist immer alles gut ausgegangen. Nur ganz selten musste ich eine Patientin doch ins Spital fahren, aber meist ganz entspannt im Privatwagen“, erzählt die Gablitzer Hebamme, „Das liegt daran, dass wir nur dann eine Hausgeburt planen, wenn alles glatt läuft und sich keine Komplikationen abzeichnen. Das entscheidet sich erst rund drei Wochen vor der Geburt.“
Das natürlichste der Welt
„Es gibt viele Frauen, denen die eigenen vier Wände Halt geben. Für sie wäre eine Hausgeburt wirklich eine Überlegung wert“, empfiehlt Klasz allen werdenden Müttern sich nicht beeinflussen zu lassen, „Wir sind als Hebammen die Fachkräfte für Geburten und es gibt sehr strenge Richtlinien und Vorschriften, die wir einhalten – trotzdem kommt es häufig vor, dass sich Paare, die sich für eine Hausgeburt entscheiden, tatsächlich im Familien- oder Freundeskreis dafür rechtfertigen müssen. Aber denken Sie doch man nach: eine Geburt ist doch das natürlichste der Welt und Frauen können Kinder aus eigener Kraft bekommen.“
Zur Sache
Hebammen begleiten werdende Mütter durch Schwangerschaft, Geburt und die ersten Wochen. Viele arbeiten mit Krankenhäusern zusammen, ihre Klientinnen sind dann auch sicherheitshalber dort angemeldet – drei Wochen vor dem Termin wird entschieden, ob eine Hausgeburt überhaupt möglich ist. Falls nicht, übernimmt die Hebamme die Geburtshilfe im Spital. Für Geburt und Komplettbetreuung ist mit Kosten von rund 2000-2500 Euro zu rechnen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.