Niki Neunteufel im Interview: Wie aus der angeblichen Kulturstadt die wirkliche wurde

Nikodemus-Chef und Promi-Wirt Niki Neunteufel feierte, kurz vor der Stadt Purkersdorf, seinen 50er.
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PURKERSDORF. Du hast kürzlich deinen 50. Geburtstag gefeiert. Älter werden fallt ja einigen nicht gerade leicht. Wie ist das bei dir?
NIKI NEUNTEUFEL: Ich hab’s bis Mitte 40 geschafft, durch einen sehr asketsichen Lebenswandel, viel Sport und Mountainbiken, diesen Alterungsprozess zumindest vor mir selber wegzuschieben. Vor drei Jahren hat dann ein bisschen ein 'körperlicher Verfall' begonnen, wo ich gemerkt habe, egal wieviel ich radle oder gesund lebe, ich kann trotzdem nicht mehr so leben wie früher. Früher bin ich vormittags in die Firma, hab gearbeitet, bin dann einige Stunden mit dem Rad durch den Wald gefahren und danach wieder arbeiten gegangen. Das geht jetzt nicht mehr. Die Hälfte der Zeit lege ich mich jetzt zu mittags hin und mach ein Schläfchen um den Abend zu schaffen.
Dadurch dass ein Großteil meiner Mitarbeiter zwischen 20 und 25 ist, ist es doppelt hart (lacht), weil man permanent umgeben ist von jungen Menschen die den ganzen Tag gut drauf sind, am Abend fortgehen können und am nächsten Tag trotzdem nicht müde sind. Aber eine wirkliche Midlifecrisis ist nie aufgekommen, so schlimm war’s nie. Für mich war der 50er insofern ein Einschnitt, dass ich auch mit diesen Dingen einen Frieden geschlossen hab und akzeptiere, dass man nicht ewig jung bleiben kann. Ich hab eh lang genug versucht der Menschheit vorzugaukeln ich wäre noch jung.

Du und deine Heimatstadt feiern im selben Jahr ein 50-jähriges Jubiläum. Manche würden darin vielleicht eine Fügung des Schicksals deuten...
Ich halte das für einen lustigen Zufall (lacht). Eine Anekdote dazu: Mein Großvater war noch ein richtiger Patriarch. Mein Vater hat zuerst eine Tochter in die Welt gesetzt. Der Stammfolge meines Großvaters hat das nicht so entsprochen wie er sich das vorgestellt hat. Im Mai 1967 kam dann ich zur Welt, und wenige Tage später war die offizielle Stadterhebung – in den Augen meines Großvaters war dann wieder alles in Ordnung, so in Richtung ‚Jetzt wo der Neunteufel-Bub in der Welt ist, ist alles in Ordnung, jetzt kann hier draus eine Stadt werden‘. Es freut mich, dass ich die Erwartungshaltung vom Opa erfüllt hab. Aber ansonsten ist das ein launiger Zufall (lacht).

Wird dein Geburtstag noch groß gefeiert?
Mir ist es eine große Leidenschaft für andere Menschen Feste auszurichten, und ich freu mich irrsinnig, wenn bei einer Hochzeit oder einem runden Geburtstag das Brautpaar oder der Jubilar glücklich sind. Ich genieße es, so etwas beruflich auf die Beine zu stellen, und wenn dann eine gewisse Öffentlichkeit stattfindet, sehe ich das als Belohnung für meine Arbeit und genieße das. Aber wenn ich privat bin, bin ich eher schüchtern bzw. ist es mir eher unangenehm privat im Mittelpunkt zu stehen. Meinen Geburtstag hab ich weit weg von Purkersdorf gefeiert. Ich, mein Sohn – der einen Tag vor mir Geburtstag hat, seine Freundin und meine Frau sind für ein Wochenende nach Stockholm geflogen. Wir waren dann auch im Abba-Museum – das war großartig, denn das wollt' ich eh schon immer sehen. Bei den Feierlichkeiten zu 50 Jahre-Stadterhebung ist sicher noch genug Möglichkeit das, wenn es den Wunsch gibt, noch mitzunehmen, aber da sehe ich eigentlich die Stadt im Vordergrund und nicht mich. Das würde ich als übertrieben und vermessen ansehen.

Aber an der Entwicklung der Stadt zur "Kulturstadt im Wienerwald" warst du ja nicht ganz unschuldig.
Die Entwicklung der Stadt Purkersdorf in den letzten 50 Jahren ist auch eng verknüpft mit der Geschichte der Familie Neunteufel – früher mit meinem Vater, jetzt in den letzten 27 Jahren hab ich meinen Anteil dazu beigetragen. Ich hab den Menschen irrsinnig viele Jahre mit all den Veranstaltungen vorgegaukelt, dass Purkersdorf eine lebendige Stadt ist, wo wirklich viel los ist und sich irrsinnig viel tut. In Wahrheit war’s eine Schlafstadt, und ich hab so getan als ob – jetzt in den letzten Jahren ist es wirklich so geworden, vor allem im letzten Jahr und heuer. Diese Stadt lebt, wir haben’s geschafft. In dieser Zeit haben wir’s aus meiner Sicht wirklich geschafft von einer unbedeutenden Vorstadtgemeinde zu einer Art Wienerwald-Metropole zu werden, die extrem lebenswert ist, den Menschen viel bietet, und auch lebt.

Hast du dir je überlegt wie dein Leben verlaufen wäre, wenn du, nach deinen Jahren in den USA und in Australien, nie nach Purkersdorf zurück gekehrt wärst?
Ich hab extrem oft daran gedacht wie mein Leben anders gekommen wäre. Bei mir gab’s ein paar Mal so Einschnittstellen, das erste Mal zwischen 19 und 23, wo ich sehr viel Zeit in USA und Australien verbracht hätte. Hätte ich Ambros damals nicht getroffen, und wäre es anders gelaufen, wäre ich ganz bestimmt wieder weg gegangen. Hier hätte mich nichts gehalten. Die zweite einschneidende Phase war 1997 bis 2000 als wir drei Jahre die großen Kochevents in New York gemacht haben. Da gab’s ein beruflich extrem interessantes Angebot, da habe ich schon einen großen inneren Konflikt gehabt. Ansonsten bin ich eigentlich kein Fan von 'Was wäre wenn', denn ich kann’s jetzt nicht mehr ändern. So wie’s jetzt ist, ist es gut, und ich hatte eine aufregende Zeit. Und ich glaube dass ich in der Zeit die ich hier in Purkersdorf verbracht hab, für mich persönlich das Maximale rausgeholt hab.

Mit 50 Jahren beginnen viele allmählich an die Pension zu denken – du ebenfalls?
Ich kann's mir überhaupt nicht vorstellen nix zu tun, das wäre eine Horrorvision für mich. Doch mir ist bewusst, dass ich mit 50 nicht mehr das tun kann wie mit 30, und es ist nicht notwendig mir oder meiner Umwelt etwas zu beweisen. Ich möchte aber meine Zeit nicht mehr mit Projekten verschwenden, bei denen ich nicht die Aussicht habe, dass das eine tolle Erinnerung wird.
Ich lebe in einem Beruf, wo zu fast 100% das Publikum entscheidet, wo die Reise hingeht. Momentan ist es Gottseidank so, dass der Publikumszuspruch noch so ist, dass ich das Gefühl habe, dass das, was ich tu noch gefragt ist, wertgeschätzt und noch gebraucht wird. Wenn ich mal den Eindruck hab, dass sich das verändert, werde ich der erste sein der erhobenen Hauptes was anderes macht. Das kann in zwei Jahren so weit sein, aber vielleicht lauf’ ich mit 70 noch herum und mach mich wichtig. Ich glaube, dass hängt sehr stark vom Publikum bzw. vom Bedarf ab.
Ich würd's genauso spannend finden mit 55 vielleicht doch noch nach Hawaii zu ziehen, und dort vielleicht im Seniorenheim zu kochen – mal sehen was die Zukunft bringt, ich bin da ganz offen. Wichtig ist, dass ich eine tolle Zeit mit meiner Familie hab, alles andere bestimmt das Schicksal.

Nikodemus-Chef und Promi-Wirt Niki Neunteufel feierte, kurz vor der Stadt Purkersdorf, seinen 50er.

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