Unsere Wien im Wandel der Zeiten

Eislaufvergnügen an der Wien in Purkersdorf im Jänner 1979 | Foto: Ericson
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  • Eislaufvergnügen an der Wien in Purkersdorf im Jänner 1979
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Von großen Holzrechen, klappernden Mühlen und weiten Flussschlingen ist wenig übrig – die alten Bäder hingegen werden noch heute von Besuchern gestürmt.

REGION PURKERSDORF (ae). Beim Roten Kreuz Purkersdorf lässt es sich launig in Richtung Zentrum entlang der sehr naturbelassenen Wien spazieren, in die andere Richtung verläuft der Fluss von der Straße nicht sichtbar hinter den Häusern. Man kann es sich kaum vorstellen, aber tatsächlich lag hier ein großer Rechen, der das von den Holzknechten des Wienerwaldes angetriftete Holz auffing. Daher der Name Rechenfeld für diesen Ortsteil.
Etwas weiter flussaufwärts, ungefähr hinter dem heutigen Gasthaus Staubmann, war die Wien durch eine Wehr aufgestaut – erst wenn genug Holz im Rechen gefangen war, wurde die Klause geöffnet und das Holz mit einem mächtigen Wasserschwall weiter nach Wien geschwemmt. Ein guter Teil davon landete schlussendlich in den Heizungskellern der Hofburg. Aufgegeben wurde die Holztrift erst im 19. Jahrhundert, mit dem Bau der Bahn ließ sich das Holz anderweitig besser transportieren.

Es rauschet die Mühle

Das alles weiß der Purkersdorfer Historiker Christian Matzka: „Die Wehranlage war noch lange nach Aufgabe der Klause sichtbar und ermöglichte im Staubereich im Winter das Eislaufen für die Kinder“. Beim Spaziergang mit ihm entlang der Wien ins Zentrum weist er auf die Marienkapelle: „Hier stand früher die Prager Mühle, wo Mehl gemahlen wurde. Es gab noch eine zweite Mühle an der Wien, ein Sägewerk – sie stand am Fuße des, wie der Name vermuten lässt, Sagbergs“. Mühlen gab es früher auch einige in der Stadt Wien, woran wiederum die Namen Schleifmühlgasse oder Bärenmühldurchgang erinnern.

Augen zu und durch

Wer mit offenen Augen durch die Gegend spaziert, entdeckt entlang der Wien auch noch die Reste von Furten, die mit Steinplatten im Bachbett gepflastert und so für Kutschen passierbar waren. Auch dazu weiß Matzka Interessantes zu berichten: „An der Gemeindegrenze zu Wien gibt es ein schmales Gasserl, das zum Wasser führt. Hier ist noch ganz deutlich die alte Furt zu sehen – sie wurde im Winter von den Postkutschen genutzt, weil es hier sonniger und daher weniger eisig war, als auf der Hauptstraße. Sie querten hier also den Fluss und fuhren über die Wintergasse zur Poststation“.

Schlingen unerwünscht

Bei der Beschäftigung mit Geschichte darf ein Blick in alte Karten nicht fehlen. Sie zeigen, dass man auch das Bachbett hier und da umgestaltet hat. Etwa in Purkersdorf am Spitz, wo B1 und B44 zusammentreffen und der Gablitzbach in den Wienfluss mündet. Genau hier gab es noch einen zweiten Arm der Wien, der ab der Fürstenberggasse so verlief wie die Bahn, zu deren Bau man ihn zugeschüttet hatte. Die beiden Flussarme umspannten eine Insel, heute liegt hier etwa die Apotheke. Markant hat sich auch das Bild an der Grenze der Gemeinden Purkersdorf, Tullnerbach und Pressbaum gewandelt, als man 1895-97 den Wienerwaldsee zwecks Trinkwasserversorgung und Hochwasserschutz anlegte. Nicht nur der See veränderte die Gegend, man begradigte auch den Fluss: Wo die Gemeindegrenzen vom See bis zur Mündung des Tullnerbachs verlaufen, floss früher die Wien in Schlingen.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Mit der Eröffnung der Eisenbahn kamen die Sommerfrischler ins Wiental. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren Badeanstalten groß in Mode und so entwickelte sich bei uns die sogenannte Wientalrivieria, Historiker Matzka: „Das Wienflusswasser wurde in die Schwimmbecken in Pressbaum, Tullnerbach, Purkersdorf, Hadersdorf, Hütteldorf und Baumgarten abgeleitet“. Oft war es ein zweifelhaftes Vergnügen, denn das nicht immer saubere Wasser und die Algenbildung konnten zum hygienischen Problem werden. Heute werden die Freibäder mit erstklassigem Wasser versorgt, sind aber noch immer an der ursprünglichen Stelle zu finden. Verschwunden ist allerdings der Tümpel hinter der Bühne in Purkersdorf, ein natürliches Badebecken, das sich großer Beliebtheit erfreute.
Freilich, die Wien hat auch andere Seiten: binnen weniger Minuten kann sie eine zerstörerische Kraft entwickeln, die man dem Bacherl gar nicht zutraut. Lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe über ihre gefürchteten Hochwässer.

Von ekligen Abwässern und Eislaufvergnügen

Christian Matzka ist nicht nur Historiker an der Uni und Kustos des Purkersdorfer Stadtmuseums, er ist auch selbst in einem Haus an der Wien aufgewachsen und wohnt auch heute noch hier. „Unser Garten hat einen direkten Zugang zum Fluss, doch für uns Kinder war es streng verboten, auch nur die Zehen hinein zu halten“, erinnert er sich, in diesem Fall wenig wehmütig, an die 1960er Jahre, „Damals flossen alle Abwässer ungeklärt in die Wien, auch jene der Fleischhauerei im Ort, ein Stückchen weiter oberhalb von uns. An Schlachttagen ist eine Blutsuppe an uns vorbei geschwommen. Der Fluss war damals natürlich vollkommen tot.“ Erst mit dem Bau der Kanalisation und der Kläranlagen ab den 1970ern ging es ökologisch wieder bergauf mit der Wien, die sich heute von den Umweltsünden unserer Vorgänger gut erholt hat. Matzka hat aber auch gute Erinnerungen an den Fluss: „Baden durften wir zwar nicht im Wasser, aber im Winter hatten wir großen Spaß, am Eis zu laufen. Damals froren zumindest die nur langsam strömenden Abschnitte dick genug zu.“

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