Geldlos-Bazar
Wünsch ich mir, schenk ich dir
Eine große Wunschkiste voller kleiner Schätze ist die regionale Facebook-Gruppe #ichschenke-#ichwünsche mir.
PURKERSDORF (ae). Stiefletten, Bügelflaschen, Männershorts, Haarfarbe, Hundebett, Slackline ... das Zeug geht weg wie warme Semmeln. Nur selten entpuppt sich ein Angebot als Ladenhüter, und auch Suchende finden oft das passende Teil. Das vielleicht schönste daran, in einer Welt, in der sich zunehmend alles nur ums Geld dreht: hier gibt es alles gratis.
Wert ist subjektiv
Was aber nichts mit Geringwertigkeit zu tun hat. „Kram, der bei mir ungebraucht rumkugelt hat keinen Wert – wenn sich wer drüber freut und ihn brauchen kann, hat er plötzlich einen. Ohne, dass Geld im Spiel ist“, freut sich Gruppengründerin Kathrin Koppensteiner aus Purkersdorf über den Erfolg ihres geldlos-Bazars. Über 5000 Postings, Kommentare und Reaktionen wurden seit Ende Mai gezählt, mittlerweile hat die Gruppe fast 900 Mitglieder. Sie nennt sich #ichschenke-#ichwünschemir Wienerwald, das Zentrum der Aktivitäten ist der Raum Purkersdorf.
Achtsamer Ton
Das Prinzip ist einfach: wer etwas Brauchbares besitzt, was er selbst nicht (mehr) braucht, kann es hier einstellen. Das Meiste hat binnen Minuten ein begeistertes „Ja, ich bitte“ zur Antwort. Umgekehrt darf man auch Wünsche deponieren, die man manchmal sogar erfüllt bekommt. Der Ton ist nicht nur für Facebook erstaunlich freundlich und zuvorkommend, auch hat sich kein Troll bisher hierher verirrt, Koppensteiner: „Die Gruppe ist ein Selbstläufer. Ich hatte nie vor zu moderieren und ich musste es bisher auch noch nicht. Nur einmal wurde ich gebeten einzugreifen, als jemand etwas gegen Geld angeboten hatte. Da habe ich ein freundliches Posting verfasst und derjenige hat sich verzogen.“
Nicht wegwerfen bitte
„Ressourcenschonung war natürlich ein Hauptgrund, die Gruppe ins Leben zu rufen. Dingen, die beim einen ausgedient oder sich als Fehlkäufe herausgestellt haben, bei einem anderen eine zweite Chance zu geben. Einen Anstoß zum eigenen Ausmustern bekam ich von der Schrankflüsterin, ebenfalls auf Facebook“, berichtet Koppensteiner, „Mir ging es aber auch darum, meine Nachbarn kennenzulernen. Da kommt vermutlich die Sozialarbeiterin in mir durch, ich habe lange in der Konfliktvermeidung im Gemeindebau Wien gearbeitet.“ So hat sie selbst schon die eine oder andere Bekanntschaft geschlossen, einmal blieb eine bis dahin fremde Mama, die nur kurz etwas abholen wollte, gleich den ganzen Nachmittag zum Quatschen während die Kinder spielten. Die Bekanntschaft mit einem Tischler verdankt Kathrin Koppensteiner ebenfalls einem Wunsch-Posting: „Ich suchte einen Schlagbohrer zum Ausborgen. Da kam postwendend die Antwort, es gäbe hier eine solche Maschine mit einem kräftigen Mann dazu, der gerne mit anpackt.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.