"Nadel verpflichtet" - Tattookunst vom Feinsten
Michael "Mika" Freitag sticht seit fünfzehn Jahren seinen Kunden Kunstwerke mit Nadel und Tinte unter die Haut.
PRESSBAUM (bri). Der 40-jährige Tätowierer Michael Freitag, kurz "Mika" genannt, ist vor vier Monaten mit seinem Studio "Nadel verpflichtet" von Neulengbach nach Pressbaum übersiedelt. Mika: "Da ich ja seit mehreren Jahren in Pressbaum lebe, war es ein Wink des Schicksals, dass ich hier mein neues Geschäftslokal, direkt an der Hauptstraße, entdeckt habe."
Künstler-Gen geerbt
"Mein Vater ist Künstler – als Kind hat er oft gefehlt, da er sehr viel unterwegs war. Damals habe ich mir geschworen, nie ein Künstler zu werden und habe Koch gelernt. Gezeichnet habe ich aber schon gerne – also habe ich das Künstler-Gen wohl geerbt", lacht der Tätowierer. Mit 15 Jahren ließ er sich – ohne Wissen der Eltern – sein erstes "Peckerl" stechen, mit 25 Jahren war er am ganzen Körper bunt. In einem Wiener Tattoo-Studio durfte er vor rund 15 Jahren erste Kunstwerke unter die Haut stechen: "Ich bin Autodidakt, habe mir alles selbst beigebracht und bin bei keinem Tattoo-Meister in die ‚Lehre‘ gegangen." Bereits zwei Jahre später eröffnete er ein eigenes Studio. "Ich mache jede Art von Tattoo – Comic, klassische, Technicals oder Porträts – einfach alles. Ich möchte mich nicht auf einen Stil festlegen, denn die Abwechslung macht Spaß", erzählt er. Als Tätowierer trägt man große Verantwortung seinen Kunden gegenüber, schließlich trägt man die Werke ein Leben lang. "Ich habe kein Problem jemanden wegzuschicken, der mit unmöglichen Wünschen ankommt", so der Künstler. Für Mika, der auch Mitglied des Tattoo-Dachverbandes Österreich ist, steht Hygiene an erster Stelle. "In meinen Eingriffsraum dürfen wegen Keimen keine Handys mitgenommen werden. Ich muss auch jedes Jahr ein neues Hygienezertifikat machen, was auch überprüft wird", so Mika. Der gewissenhafte Tattoo-Artist findet die Gesetzesänderung (Tattoo ab 16 mit Einverständnis der Eltern) nicht gut. "Vor einigen Jahren wurde das Gesetz von 18 auf 16 Jahren heruntergeschraubt – ideal wären Tattoos erst ab 25 Jahren – denn da ist man schon gefestigt und weiß eher, was man will", so Mika.
Cover-up's und Trend-Tattoos
Cover-ups machen rund 60 Prozent seiner Arbeit aus – von Trends wie einst das "Arschgeweih" oder Tribals hält er nichts. "Genau das sind die Leute, denen ich dann ein Cover-up verpassen soll, weil sie ihr altes Tattoo hassen. Deshalb versuche ich schon im Vorgespräch Überzeugungsarbeit zu leisten, nicht einfach einem Trend zu folgen, den man dann bereut.
Oft arbeitet er an einem Kunden mehrere Stunden am Tag. Sein aktueller Kunde Sven (Foto) kommt aus Sichelbach und ist "Wiederholungstäter". Ein alter Stern auf der Brust wird durch ein Cover-up zum Kunstwerk. Die Vorarbeit wurde bereits in zwei Sitzungen gestochen, jetzt ist das bunte Hauptmotiv dran. Bereits mehrere Stunden "leidet" Sven stumm vor sich hin. In einer Pause meint er:" Naja, der Kreislauf macht mir heute zu schaffen, aber Schokolade hilft." Mika lacht: "Ja, beim Tätowieren kann selbst der stärkte Mann umkippen ..." Auch für Mika ist es anstrengend, denn er muss ständig konzentriert sein. "Rücken- und Nackenschmerzen sind Probleme, mit denen sehr viele Tätowierer zu kämpfen haben", erzählt er. Im Sommer sperrt er deshalb seinen Shop für ein paar Wochen zu und nimmt sich einen Auszeit. "Da widme ich mich voll meiner Familie. Diese Schaffenspause brauche ich aber auch, um neue Kraft und Energie zu tanken."
Zur Sache
Infos: https://www.facebook.com/tattoostudio.nadelverpflichtet; Tel: 0699/11 44 50 16
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