Am eigenen Leib

Ich glaub` da geht´s lang. Als Flexi-Shuttle-Fahrer lernt man, "Ziele" zu finden | Foto: Benjamin Staffler
  • Ich glaub` da geht´s lang. Als Flexi-Shuttle-Fahrer lernt man, "Ziele" zu finden
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  • hochgeladen von Günther Reichel

HÖFEN. Flexi-Shuttle zu fahren hat was. Der Bus ist cool, groß vor allem, aber auch übersichtlich. Mir gefällt das. Aber es ist ja nicht das Auto, weshalb man sich als Fahrer zur Verfügung stellt, sondern das System, das wirklich gut ist. Man fährt für andere und kann den Taxidienst andererseits entweder kostenlos (weil man Fahrer ist) oder gegen einen geringen Unkostenbeitrag nutzen.

Man lernt neue Menschen kennen

Die wahre Lust an der Sache sind aber die vielen Begegnungen mit teils bekannten, teils unbekannten Personen.
Und die reden gerne, jedenfalls die überwiegende Mehrheit. Man muss sie nur fragen.
Etwa die Dame aus Uruguay. Die spricht soviele Sprachen, dass man vor Neid erblasst. Seit vier Jahren ist sie jetzt im Außerfern, und spricht unsere Sprache so gut, dass man nur den Hut ziehen kann.

Viele interessante Geschichte

Spannend für mich zwei Damen aus Höfen. Mutter und Tochter. Die Tochter, Mitte 50, hat einen Sohn, der früher für die Bezirksblätter geschrieben hat. Was ich nicht wusste, die Tochter ist mit meiner ältesten Schwester in die Schule gegangen. Da kommt man schnell ins Reden und die Fahrt von Höfen nach Reutte wird viel zu kurz.
Interessant ist, dass sehr viele Fahrgäste automatisch davon ausgehen, dass jeder jeden kennt. Nun, das tue ich nicht, aber man lernt sich kennen. Ich etwa eine ältere Dame aus Wängle. Die habe ich schon bei meinem ersten Taxidienst kennengelernt, als sie zum Arzt musste. Jetzt, Monate später, durch Zufall wieder eine Taxibestellung von ihr. Sie erklärt, wo sie wohnt und würde, da inzwischen wieder etwas mobiler, auch durchaus zur nächsten Wegkreuzung kommen. „Sie sind doch die Frau x mit dem Knie?“ „Ja genau!" Gerne hole ich Sie dirket vor ihrem Haus ab. Ja, so kommen die Leute zusammen.

Flexi-Shuttle hilft in der Not

Ein anderer Fahrgast sportelt gerne in der Freizeit. Dabei hat er sich eine Verletzung zugezogen, also muss er ins Krankenhaus zur Therapie. „Normalerweise würde ich ja selber mit dem Auto fahren, aber derzeit darf ich das Knie nicht ganz durchdrücken." Autofahren geht also nicht. Das Flexi-Shuttle ist da genau das richtige. Normalerweise befindet sich dieser Fahrgast übrigens (auch) auf Seiten der Fahrer.

Langweilig wird es nie

Geschichten über Geschichten, die man an so einem Tag miterlebt. Lustig die letzte des Tages. Ein Mann ruft an, möchte kurz vor 19 Uhr von Wängle nach Höfen gebracht werden. Passt. Ich bin "frei" und komme auf direktem Weg nach Wängle. Erneut ein Anruf. Ein anderer Herr möchte von Reutte nach Wängle. Genau an die Adresse, wo der andere auf mich wartet. "Wo sind sie denn?", frage ich. "Beim mittleren Kreisverkehr in Reutte." Das trifft sich gut, da fahre ich in diesem Moment hinein. Er winkt, ich bleibe stehen, nehme ihn mit und fahre nach Wängle um zwei Fahrgäste "auszutauschen". Ach ja, mein Fahrgast von Reutte nach Wängle war einer, den ich bei meinem ersten Fahrdienst schon dabei hatte. Wir kennen uns inzwischen. Flexi-Shuttle-Fahrer zu sein macht echt Spaß. Man hat sich was zu erzählen.

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