Sonderausstellung
Die unbezahlbare Ausstellung von Joseph Anton Koch

Letzte Vorbereitungen für die Koch-Ausstellung: Ernst Hornstein (2.v.r.) und seine Helfer achten genau darauf, dass alles passt. | Foto: Museumsverein
2Bilder
  • Letzte Vorbereitungen für die Koch-Ausstellung: Ernst Hornstein (2.v.r.) und seine Helfer achten genau darauf, dass alles passt.
  • Foto: Museumsverein
  • hochgeladen von Günther Reichel

REUTTE (rei). Die Winterausstellung des Museumsvereins Reutte widmet sich einem großen Künstler des Außerferns -  Joseph Anton Koch (1768 – 1839).

Eine verkannte Größe

Spricht man von bedeutenden heimischen Künstlern, taucht immer wieder der Name Zeiller auf. Dahinter verbirgt sich nicht nur ein Meister des Pinselstrichs, es handelt sich um eine ganze Familie.
Der Name Joseph Anton Koch wird da oft erst hinterher genannt, dabei: "Koch ist kunstgeschichtlich drei Stufen höher als die Zeiller-Familie einzustufen!" Wer das sagt? Ernst Hornstein. Und der Obmann des Reuttener Museumsvereins sollte es wohl wissen.

Koch beflügelte andere Maler

Joseph Anton Koch, 1768 im Lechtal geboren, sei eine verkannte Größe: "Mit seinen heroischen Landschaften hat er andere Maler, die später Berühmtheit erlangten, beflügelt", schwärmt der Reuttener Kunstkenner in vollen Tönen.
Nun widmet sich der Museumsverein in einer Ausstellung diesem großen Künstler des Außerferns. Und da wird rasch klar, wie bedeutend Koch tatsächlich war. So bedeutend, dass der Museumsverein selbst kein Gemälde des Künstlers in seinem Besitz hat. Also fragte man bei 50 Museen, von denen man weiß, dass sie Bilder des Lechtalers haben, an. Nur 27 konnten sich überhaupt vorstellen, ein Bild leihweise herzugeben.

Auflagen nicht erfüllbar

Und gleich vorweg, es wird leider kein einziges Originalgemälde in der Ausstellung zu sehen sein. "Die Auflagen sind so enorm, die konnten wir nicht erfüllen", ist Hornstein ein wenig betrübt, macht aber doch Lust auf das, was man zu sehen bekommt.
Da sind zum Beispiel Original-Radierungen, "die Argonauten", die Koch in Rom fertigte und die sich heute im Besitz des Museumsvereins befinden. Und dann wird es mehrere sehr interessante Bilder in Form von Kunstdrucken zu sehen geben, etwa 40 an der Zahl.
Die sind, wie Hornstein versichert, "täuschend echt. "Von den Originalen sind diese Drucke kaum zu unterscheiden." Sie sind so täuschend echt, dass es Sondergenehmigungen benötigte, sie überhaupt anfertigen zu dürfen.
Und so komisch es auch klingen mag, nicht nur weil sie so hochwertig sind, sondern auch weil sie in Originalgröße der Originalbilder angefertigt wurde. Da sei die Gefahr eines Mißbrauchs groß, verrät Hornstein. Aber natürlich hat alles Hand und Fuß und es ist sichergestellt, dass die Drucke nicht in falsche Hände geraten.

Stimmt alles überein? Bei einer Ausstellung wie jener über Joseph Anton Koch muss alles richtig sein. | Foto: Museumsverein
  • Stimmt alles überein? Bei einer Ausstellung wie jener über Joseph Anton Koch muss alles richtig sein.
  • Foto: Museumsverein
  • hochgeladen von Günther Reichel

Ernst Hornstein ist nicht nur Obmann des Museumsvereins und ein echter Kunstkenner, er ist auch einer, der viel zu erzählen hat. Und so kann er von weiteren Auflagen berichten, mit denen man konfrontiert war, als man noch hoffte, Originalwerke von Koch nach Reutte zu bringen.
So wurden etwa Restauratoren des Ferdinandeums nach Reutte geschickt, um sich persönlich die klimatischen Bedingungen in den Räumlichkeiten vor Ort anzusehen. "Ohne Klimaüberwachung geht gar nichts", verrät Hornstein eine der Vorgaben.
Es hätte eine spezielle Beleuchtung gebraucht und eine fixe Umgebungstemperatur. Auch der Antransport wäre eine Herausforderung geworden. So waren klimatisierte Transportboxen vorgeschrieben. Die Kosten dafür: 4000 Euro – reine Miete, wohlgemerkt. 

Und warum das alles? "Weil die Werke Kochs wirklich einmalig sind", schwärmt Hornstein. Die Originale hängen teils in großen Museen. Im Bezirk Reutte kennt Hornstein hingegen niemanden, der einen "echten Koch" sein Eigen nennt. Dafür wurde 2018 bekannt, dass ein Bild des Lechtalers bei einer internationalen Auktion für über eine Million Euro den Besitzer wechselte. 

Und so wird langsam verständlich, warum keine Originale bei der Winterausstellung des Museumsvereins Reutte ausgestellt werden. Hornstein: "Ich kann aber versprechen, dass die Kunstdrucke ebenso sehenswert sind." Immerhin 6000 Euro wurden allein für die Linzenz, sie zeigen zu dürfen, bezahlt. 

Eröffnet wird die Ausstellung "Klassische Bilderwelten - Joseph Anton Koch, Leben und Werk" am 10. Oktober 2019 um 19.30 Uhr im Museum im Grünen Haus in Reutte. In der Folge ist die Sonderausstellung bis 29. Februar 2020 zu sehen. 

Zur Sache

Joseph Anton Koch (1768 – 1839)
Leben und Werk

Der aus dem Lechtal stammende Maler Joseph Anton darf ohne Zweifel als der bedeutendste aus dem Außerfern genannt werden. Bei seinen rund 100 nachgewiesenen Gemälden ca. 1150 Zeichnungen und Skizzen sind vor allem Landschaften zu sehen. Die teils detailliert ausgearbeitete Staffage in den Bildern sind oftmals Figuren in zeitgenössischer ländlicher Tracht. Oftmals dienten die Skizzen als Vorlage, immer wieder auch als Gedächtnisstütze. Die Motive sind ganz unterschiedlicher Art. Koch malte einige Gemälde mehrmals, teilweise in unterschiedlicher Größe. Das war für die damalige Zeit nicht unüblich. Sein Stil ist ganz dem Klassizismus verschrieben. Koch hatte regen Kontakt zu den Deutschrömern. Ein Teil der Künstlerkolonie schloss sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu den sogenannten Nazarenern zusammen. Koch gehörte zwar nicht dazu, er war aber von ihrem Gedankengut durchaus angetan und wird gelegentlich als deren Wegbegleiter angesehen. Von keinem anderen Außerferner Künstler finden sich so viele Werke in den großen Museen in Kopenhagen bis Rom und von New York bis St. Petersburg. Koch hatte zeitlebens große finanzielle Schwierigkeiten. Oft unterstützten ihn Freunde durch Bildankäufe. Ein Bild malte er für seinen Kaffeewirt in Rom, um seine Schulden zu begleichen. Bei Versteigerungen in den letzten Jahren erzielten Kochs Gemälde Rekordsummen von über einer Million Euro. Er gilt als Wegbereiter der Landschaftsmalerei des frühen 19. Jahrhunderts.

Lesen Sie weitere Nachrichten aus dem Bezirk Reutte unter
www.meinbezirk.at/reutte

Letzte Vorbereitungen für die Koch-Ausstellung: Ernst Hornstein (2.v.r.) und seine Helfer achten genau darauf, dass alles passt. | Foto: Museumsverein
Stimmt alles überein? Bei einer Ausstellung wie jener über Joseph Anton Koch muss alles richtig sein. | Foto: Museumsverein
Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.