Drei Geschichten über Frauen zum Weltfrauentag 2017

Foto: Briksi
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AUSSERFERN (rei/eha).Braucht es einen "Tag der Frauen"? Hat sich das Bild der Frauen in den vergangenen Jahrzehnten geändert? Wie sieht es mit den Chancen bzw. der Gleichbehandlung im beruflichen Sektor aus? Die Bezirksblätter haben drei Außerfernerinnen unterschiedlichen Alters befragt, wie sie das Thema "Frau Sein" sehen und was ihnen dazu einfällt. Geantwortet haben uns Lea Medenus, 31 Jahre, aus Lechaschau, Adele Strolz, 65 Jahre, ebenfalls aus Lechaschau, und Erika Kathrein, 88 Jahre, aus Vils.

Lea Medenus, Lechaschau

Lea Medenus fühlt sich Männern komplett gleichgestellt. Das ist gar nicht so selbstverständlich, denn beruflich ist sie in einem eher männer-dominierten Umfeld zu finden - sie arbeitet in der Hartmetallbranche. "Ich sehe aber absolut keine Nachteile im Beruf. Das liegt mitunter sicher auch an den Kollegen und Geschäftspartnern, die mich mögen, akzeptieren und unterstützen", erzählt die 31-Jährige.
Aus ihrem beruflichen Leben - Lea Medenus ist im internationalen Verkauf tätig - weiß sie aber, dass in anderen Ländern die Rolle der Frau eine andere ist. Persönlich musste sie schon erleben, dass Männer anderer Kulturen ihr die Hand verweigerten, weil sie eine Frau ist. Hier bei uns fühlt sie sich aber in allen Bereichen anerkannt und gleichberechtigt.
"Allerdings kommt mir vor, dass es da schon eine gewisse Entwicklung gegeben hat. Das war für mich so mit Ende 20, bzw. seit ich 30 bin, spürbar."
Gründe dafür sieht sie durchaus bei sich selbst: "Ich habe gelernt zu erkennen, was mir gut tut und was nicht. Heute sehe ich vieles gelassener. Es geht eben nicht immer alles nach Plan." Entsprechend verhält sich die Lechaschauerin heute. Im privaten Umfeld freut sie sich, dass alle auf "Augenhöhe" sind. "Wichtig ist, dass man möglichst viel gemeinsam tut und über alles reden kann. Dann löst sich das Rollenbild Mann/Frau schnell auf."
Zusammenfassend findet Lea Medenus, dass man bei uns ein schönes Leben als Frau führen kann.

Adele Strolz, Lechaschau

Adele Strolz aus Lechaschau sagt von sich selbst, "das Leben hat es bisher sehr gut gemeint - mit mir!" Adele Strolz kennen viele im Bezirk Reutte. Über Jahrzehnte war sie für ein Bankinstitut tätig und leitete am Ende ihrer beruflichen Laufbahn dessen Filiale in Ehrwald. Andere kennen sie vom Sport. Als Spielerin und Trainerin kann sie im Squash viele Erfolge vorweisen.
Privat ist Adele Strolz mit Paul verheiratet. Tochter Sandra ist eng mit dem Elternhaus in Lechaschau verbunden, beruflich derzeit aber in Kitzbühel tätig. Das Thema "Doppelbelastung" kennt die 65-Jährige also ganz genau. "Mir hat es aber immer Freude gemacht, Familie, Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen!"
Adele Strolz hat ihren Weg gemacht. In die "Wiege gelegt" wurde ihr aber nichts. Sie stammt aus einem bürgerlichen Haus. "Wenn man ein Ziel vor Augen hat, weiß man wohin man gehen will. Auch als Frau stehen einem bei uns alle Wege offen", ist Strolz überzeugt.
Allerdings brauche es die Unterstützung der Familie. Die habe sie immer gehabt. Dazu Neugierde, viele Interessen und auch Dankbarkeit und Demut, für das, was sie erleben und erreichen durfte.
Schade findet sie, dass die Gleichberechtigung noch nicht komplett gegeben ist. "Heute verdienen Frauen für dieselbe Leistung teilweise immer noch weniger als Männer", spricht sie ein besonders heikles Thema an.
"Ich schätze mich glücklich, als Frau in einem Land wie Österreich leben zu dürfen, anerkannt und geschätzt zu werden. Wenn man sieht, wie in anderen Regionen der Welt Frauen um ihre Rechte kämpfen, weiß man unser Land zu schätzen."

Erika Kathrein, Vils

Das Klischee der Frau - die 88-jährige Erika Kathrein aus Vils erfüllt es in allen Facetten. Geboren zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg, hat sie nie eine Ausbildung gemacht und ist schon ihr ganzes Leben lang Hausfrau. Vor ihrer Hochzeit arbeite sie im Metzgereibetrieb und Gasthaus „Grüner Baum“ ihres Vaters mit. „Wir hatten auch noch eine Landwirtschaft, und da mussten wir Mädchen uns vom Heuen bis zum Melken und Ausmisten um alles kümmern“, erinnert sich Erika. „Manchmal war ich auf die anderen Mädchen im Dorf schon etwas eifersüchtig, weil sie in die Fabrik in Füssen arbeiten gingen und ihr eigenes Geld verdient haben. Aber beim Bedienen im Grünen Baum habe ich auch ein wenig Trinkgeld bekommen und konnte mir so etwas extra kaufen.“ Als dann die Kinder kamen - in zehn Jahren vier - hat sie sich um die Erziehung und den Haushalt gekümmert. „Da war alles ganz klar geregelt. Der Mann ging auf die Arbeit, und wenn er mittags nach Hause kam, musste das Essen auf dem Tisch stehen. Ich hab fast immer eine Vor-, Haupt- und Nachspeise gekocht, weil der Mann recht verwöhnt war“, erzählt Erika lächelnd. „Auch im Haushalt hat der Mann keinen Finger gerührt, dafür aber alles, was sonst so anfiel, wie Holzhacken, gemacht - das war halt einfach so.“
Im Gegensatz dazu musste sie während des gemeinsamen Hausbaus tatkräftig mitanpacken. „Sogar die Ziegel haben wie damals noch selber gemacht, das war hauptsächlich „Frauenaufgabe“. Aber auch Beton mischen und Bretter streichen musste man als Frau, eben das, was man konnte“, schildert die 88-Jährige.
Für die Finanzen war allerdings immer Erika zuständig. Als die Kinder aus dem Haus waren, vermietete Erika Fremdenzimmer - das war auch alleine ihre Aufgabe.
Nachdem ihr Mann leider noch vor dem Rentenalter viel zu früh verstorben ist, machte Erika einige kleine Reisen durch Europa. Sie freut sich jeden Tag an ihrer Gesundheit und ist Oma von acht Enkeln und fünf Urenkeln. Abschließend kann Erika nur sagen, dass sie sich als Frau eigentlich nie benachteiligt oder ungerecht behandelt fühlte.

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