Holz in Tirol
Forststraßen sind besser als ihr Ruf

Eine Forststraße, nachdem sie wieder eingewachsen ist. Hier finden seltene Tiere und Pflanzen neuen Lebensraum. | Foto: BFI/Walch
  • Eine Forststraße, nachdem sie wieder eingewachsen ist. Hier finden seltene Tiere und Pflanzen neuen Lebensraum.
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  • hochgeladen von Günther Reichel

AUSSERFERN (rei). Damit die Wälder bewirtschaftet werden können, braucht es Forststraßen. Deren Netz ist lang.

In Österreich gibt es rund 100.000 Kilometer Forstwege, im Außerfern beläuft sich das Wegenetz auf ca. 1200 Kilometer. Diese Forststraßen gehören großteils den Agrargemeinschaften und Waldbesitzern. Oft werden sie über so genannte "Weggemeinschaften" errichtet und instand gehalten, da mehrer Nutzer Interesse und Bedarf an den Straßen haben.

Gutes Miteinander

Früher durfte man diese Straßen ausschließlich im Rahmen der Bedürfnisse der Besitzer bzw. Erhalter befahren. Inzwischen sind viele dieser Wege auch für Mountainbiker geöffnet. Spezielle Verträge zwischen Wegerhaltern/besitzern und dem Land Tirol machen das möglich.
Die getroffenen Lösungen finden großteils Zuspruch auf allen Seiten. Manchmal gibt es aber auch Konflikte. Die treten dann auf, wenn Wege trotz ausdrücklicher Sperren von Radlern befahren oder von Fußgängern begangen werden.
Das kann sehr gefährlich werden, sagt der Leiter der Bezirksforstinspektion Reutte, DI Josef Walch: "Wenn irgendwo Forstarbeiten durchgeführt werden, ist das mit Gefahren verbunden. Daher ist es wichtig, die Beschilderungen unbedingt zu beachten", mahnt der Forstexperte zur Vorsicht.
Aber auch wenn die Arbeiten erledigt sind, kann eine Benützung gefährlich sein, z.B., weil durch Holzschlägerungen die Fahrbahn beschädigt wurde. Speziell für Radfahrer sind damit Gefahrenstellen verbunden. Daher: Nur da fahren, wo es auch erlaubt ist!

Wertvoller Lebensraum

Zumeist funktioniert das Miteinander auf den Forstwegen inzwischen aber sehr gut. Dennoch steht das ausgedehnte Wegenetz in den Wäldern immer wieder einmal in der Kritik, speziell aus Naturschutzsicht. Lebensräume würden zerschnitten bzw. das Landschaftsbild beeinträchtigt.
Dass diese Wege durch die Wälder führen, liegt in der Natur der Sache. Dass durch diese Wege Tiere und Pflanzen geschädigt würden, stimmt zumindest längerfristig nicht.
Eher das Gegenteil ist der Fall. Im Rahmen des Projektes "Forststraße als Lebensraum" machte man sich daran, genau zu erheben , welche Tiere in der Nähe der Forstwege leben. Das Ergebnis war erstaunlich: "Es wurden 200 Tierarten erfasst, davon 48, die auf der roten Liste stehen", fasst Walch die wichtigsten Zahlen zusammen. Damit leben im Nahbereich der Forststraßen viermal so viele "Rote-Listen-Arten" als im reinen Waldbereich. Es wurden auch neun österreichweit gefährdete Pflanzenarten auf den Forststraßenböschungen gefunden.
Im Umfeld der Forststraßen wurden 28 gefährdete und 16 stark gefährdete Biotoptypen gefunden. Der Anteil der stark gefährdeten Biotoptypen ist auf den Böschungen deutlich höher als im umliegenden Wald.
Für den Leiter der Bezirksforstinspektion Reutte ergibt sich daraus eine klare Schlussfolgerung: "Forststraßen sind besser als ihr Ruf!"

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