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Innsbrucker Architekt plant neues Gasthaus am Vilsalpsee

Bgm. Markus Eberle (li) und Planer Mario Gasser mit dem Siegerprojekt. | Foto: Reichel
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Die Entscheidung ist gefallen: Am Vilsalpsee wird ein neues Gasthaus nach Plänen des Innsbrucker Architekten Mario Gasser gebaut. Kommendes Jahr möchte man mit den Arbeiten starten, falls Corona es zulässt.

TANNHEIM. "Ein häßliche Hütte, die aber gut besucht ist." So wurde das Gasthaus am Vilsalpsee 1920 dargestellt. Inzwischen ist viel passiert und aus der "Hütte" wurde im Laufe der Jahre ein stattliches Gasthaus, doch auch dieses ist in die Jahre gekommen.

33 Entwürfe wurden eingereicht

Im Zuge der Diskussion, was man tun muss, um das beliebte Ausflugsziel zu attraktivieren, wurde rasch klar, es wird wohl einen Neubau brauchen. Da der Vilsalpsee zu den schönsten Plätzen in den Allgäuer Alpen zählt, wollte man alles richtig machen und schrieb in enger Zusammenarbeit mit der Dorfernerung Tirol einen Wettbewerb aus. 52 Architekten zeigten spontan Interesse, 33 gaben am Ende tatsächlich Entwürfe ab.

Schwierige Entscheidungsfindung

In einem intensiven Prozess "filterte" eine Jury, bestehend aus Fachleuten und Gemeindevertretern, das Siegerprojekt heraus. "Wir sind sogar mit den Modellen zum See gefahren und haben uns diese vor Ort angesehen", schildetert Nikolaus Juen von der Dorferneuerung Tirol, dass man sich die Entscheidung wirklich nicht einfach machte.

So wird das neue Gasthaus am Vilsalpsee aussehen. Im Hintergrund eine Visualisierung des Gastraums. | Foto: Reichel
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Planung von Mario Gasser kommt am besten an

Am Ende war man sich einig, die Nummer 33  erfüllt die Vorgaben und Wünsche am besten. Erst als das klar war, wurde das Geheimnis um den Namen des Planers gelüftet, es ist Mario Gasser aus Innsbruck.
Mario Gasser habe mit seinem Entwurf die Aufgabenstellung am besten gelöst. Die Anordnung des Gebäudes biete einen "exklusiven" Ausblick" über den Vilsalpsee, zeigt sich Architektin Barbara Poberschnigg, stellvertretende Leiterin der Jury, von der Planung angetan.

Bgm. Markus Eberle ist zufrieden

Bürgermeister Markus Eberle ist ebenfalls sehr zufrieden. Ihm gefällt, was da schon bald am Vilsalpsee entstehen wird. Die Gemeinde ist Eigentümer des Grundstücks am See und des alten Gasthauses. Letzteres wird abgerissen. Der Neubau entsteht wieder auf dieser Fläche, wobei durch die etwas andere Situierung des Baukörpers die Terrasse näher an den See rückt.

Baukosten betragen 3,75 Millionen Euro

3,75 Millionen Euro wird die Umsetzung des Projektes voraussichtlich kosten. Die Kosten stellen für die Gemeinde eine Herausforderung dar, sind aber "machbar", sagt Eberle. Er bekennt aber auch, dass der Gemeinde im Moment durch Corona viele Einnahmen fehlen. Dennoch will man das Projekt kommendes Jahr umsetzen.
In Holzbauweise wird ein Gebäude mit einer Kubatur von 3900 Kubikmetern Volumen geschaffen. Das ist deutlich weniger, als es die anderen Projekte vorgesehen hätten. Aber genau diese "Kompaktheit" war am Ende ein wesentliches Kriterium für die Entscheidung zugunsten des Entwurfs von Mario Gasser.

Visualisierung des Innenraums. | Foto: Reichel

Gebäude "fließt" optisch in den See hinein

Das Gebäude geht mit dem Gelände mit, es ist hinten zweigeschoßig und senkt sich zum See hin auf ein Geschoß ab, oder, wie es Planer Mario Gasser beschreibt: "Es fließt in den See hinein."
Ebenerdig befindet sich der Gastraum mit 100 bis 120 Sitzplätzen. Große Fensterflächen geben den Blick auf den See frei. Vom Gastraum geht es auf eine überdachte und wettergeschützte Terrasse. Auch die Küche und diverse Nebenräume finden sich im Erdgeschoß. Im ersten Obergeschoß sind ein Aufenthaltsraum, Büros und eine Betreiberwohnung untergebracht.

Ausstellung im Felixé Minas Haus

Die eingereichten Projekte sind derzeit in Tannheim im Felixé Minas Haus ausgestellt. Ursprünglich wollte die Gemeinde das Siegerprojekt und alle anderen Ideen im Rahmen einer Gemeindeversammlung vorstellen. Aufgrund geltender Corona-Sicherheitsmaßnahmen ist das allerdings nicht möglich. Wer sich ein Bild der einzelnen Modelle machen nöchte, kann sich die Ausstellung ansehen.

Öffnungszeiten bis 21. Mai 2021
Montag bis Freitag 9 bis 13 Uhr,
Sonntag, 25. April 14 bis 17 Uhr,
1. und 2. Mai 14 bis 17 Uhr.
Die Ausstellung ist frei zugänglich.

Hinweis: Bitte tragen Sie beim Besuch der Ausstellung eine FFP2-Maske und halten sie zwei Meter Abstand zu anderen Personen.

Mehr zum Wettbewerb

Auf der Internetseite Architektur-Wettbewerb findet man weitere Unterlagen zum Architektenwettbewerb am Vilsalpsee. Neben der Planung von Mario Gasser sind hier auch die nächstgereihten Entwürfe dargestellt. Hier geht es zur entsprechenden Seite.

Das Siegerprojekt von Mario Gasser
Bewertung des Preisgerichts

Ein dynamisch platziertes, polygonales Gebäude bildet für den Ankommenden eine unverwechselbare Adresse und neue Identität für den besonderen Ort. Die Süd-Ostorientierung des Baukörpers lässt sowohl einen angemessenen Platz vor dem Ein-gang im Norden, wie auch eine große, qualitätsvolle Freifläche zum Seeufer entstehen. Der Ein-gang ist durch die Erhebung einer Gebäudekante und Knickung der Fassade bereits von der Ferne gut erkennbar und formiert eindeutig den Zutritt zum Gebäude aus. Durch das Abdrehen des Baukörpers entstehen große, fächerförmige Freiflächen mit hoher Außenraumqualität. Die Höhenabstufung des Gebäudes folgt sensibel und gekonnt der Topographie der Landschaft. Geneigte Fassaden lassen den Baukörper einerseits Richtung See fließen und wirken dabei gleichzeitig schutzgebend vor der sich erhebenden Felslandschaft. Horizontale Lichtbänder in der Dach-/Fassadenlandschaft ermöglichen das Erleben aller Tageszeiten im 2-geschossigen Gastraum und gliedern die Längsseiten mit einer filigranen Auffaltung. Die Höhenentwicklung folgt einer funktionalen Logik, ist bescheiden, ohne ein großzügiges Raumerlebnis in den Haupträumen zu verhindern und gibt dem Gebäude eine dezente Kompaktheit. Es bildet sich eine solitäre, selbstverständliche Einheit aus Dach und Fassaden.

Das Siegerprojekt in einer etwas anderen Perspektive. | Foto: Reichel
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Im Nordosten ist witterungsgeschützt der Eingang und gut erreichbar der Kiosk situiert. Ähnlich einer schützenden Handbewegung wird der Besucher in der Mitte der Fassade vom Zentrum des Platzes aus ins Gebäude geleitet. Über einen Windfang wird der hohe Gastraum zentral betreten und öffnet sich mit seiner Längsseite zum Seeufer. Die Ausrichtung der gut proportionierten Gaststube und der vorgelagerten, teilüberdachten Terrasse fangen den wohl schönsten Blick über den See und das ansteigende Hochtal Richtung Süden ein. Küche und Manipulationsräume sind an der Nordseite platziert, deren Versorgung ist vom Personenverkehr entflochten. Befestigte, nicht überdachte Sitzplätze werden durch das Gebäude behütet und vom Wind geschützt. Die Außenräume generieren sich wie selbstverständlich aus der Außenform des Baukörpers. Der Neubau ist mehr als gebaute Landschaft und nicht sofort als klassisches „Haus“ begreifbar. Eine ergänzende Empfehlung der Jury ist, im Obergeschoss für die Wohnräume einen Aufenthaltsbereich im Freien zu schaffen. Beim ebenerdigen Lagerraum sollte darauf Acht gegeben werden, dass er in seiner Größe aus-reichend ist, in Hinblick auf Wartung der Außenanlagen, Terrassenstühle, Leergut, Müll, usw. Jedenfalls zwingende Empfehlung zur Farb- und Materialgebung: Die vorgeschlagene Fassadenbekleidung mit eloxiertem Aluminium findet kein Verständnis und
Zustimmung bei der Jury. Es wird dem Projekt eine Änderung zur Materialwahl der Außenhaut unter dem Aspekt der Ortsbezogenheit und Nachhaltigkeit als unabdingbar zur Überarbeitung mitgegeben. Diese ist von den Architekten in Abstimmung mit der Gemeinde zu entwickeln.

Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter
www.meinbezirk.at

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