Ein Brief an den Kanzler
Reutte drängt auf Aufnahme von Flüchtlingen

Mehrfach wurden im Bezirk Reutte Mahnwachen abgehalten, um auf das Thema aufmerksam zu machen. | Foto: Reichel
  • Mehrfach wurden im Bezirk Reutte Mahnwachen abgehalten, um auf das Thema aufmerksam zu machen.
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REUTTE. Als Mitorganisator der Initiative "Hoffnung für Flüchtlinge" hat Luis Oberer mehrfach auf das traurige Schicksal der auf Lesbos "gestrandeten" Flüchtlinge aufmerksam gemacht. Als Bürgermeister brachte er das Thema auch in den Gemeinderat.

Mit 31. März 2021 endete Oberers Funktion als Bürgermeister, trat er mit diesem Datum doch zurück (wir berichteten). Kurz vor Ende seiner Amtszeit schickte er noch einen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz, in dem er diesen über einen einstimmigen Beschluss des Reuttener Gemeinderates informiert, der die Auflösung des Flüchtlingslagers auf Lesbos zum Inhalt hat.

Der Beschluss im Wortlaut


Einstimmig wurde folgender Beschluss verabschiedet:

"Der Gemeinderat der Marktgemeinde Reutte fordert die EU-Kommission und die österreichische Bundesregierung auf, das Flüchtlingsdrama auf Lesbos endlich zu beenden, das Camp zu evakuieren und allen Flüchtlingen in diesen Lagern ein Leben in Sicherheit und mit Zukunft zu ermöglichen. Alle EU-Mitgliedstaaten, so auch Österreich, werden aufgefordert im Rahmen einer gemeinsamen Migrationspolitik Flüchtlinge aufzunehmen. Wenn die Bundesregierung die Aufnahme von Flüchtlingen ermöglicht, ist die Marktgemeinde Reutte gerne bereit, so wie 2015 auch, flüchtenden Menschen durch die Aufnahme in Reutte menschenwürdige Lebensbedingungen zu ermöglichen."

Man hoffe auf eine Antwort, heißt es in dem Schreiben an den Kanzler, das mit der Forderung„Nicht Wegschauen, sondern nachhaltig helfen“ endet.

Zur Sache

So argumentiert die Marktgemeinde für die Aufnahme von Flüchtlingen:
"Schreckliche Bilder erreichen uns immer wieder über die Medien von den Flüchtlingslagern auf der griechischen Insel Lesbos.
Eine humanitäre Katastrophe größten Ausmaßes innerhalb der europäischen Union.

Auch dieser Brief soll ein weiterer Weckruf für die gesamte Bundesregierung sein alles in ihrer Macht Stehende zu tun um diesem Flüchtlingsdrama möglichst schnell ein menschlich positives Ende zu setzen.
Auch im Bezirk Reutte lassen diese menschenunwürdigen Zustände in den Lagern Moria und Kara Tepe die Bewohner nicht kalt. Initiativen wurden gegründet, Mahnwachen werden abgehalten und über direkte Ansprechpartner Vorort auf Lesbos finanzielle Unterstützungen zur Linderung dieser unsagbaren Not überwiesen.
Viele Leute in Reutte fragen sich warum die EU und die österreichische Bundesregierung so etwas zulassen? Die Würde des Menschen steht doch an absolut erster Stelle.

Angesichts dieser Berichte stellt sich für die Bewohner des Außerferns die Frage, was ist mit den Milliarden passiert, die von Seiten der EU und seinen Mitgliedsländern an Unterstützung für die Flüchtlingshilfe nach Griechenland geflossen sind?

  • Sind diese Gelder in erster Linie für die totale Absicherung der EU-Außengrenzen verwendet worden, während die Flüchtlinge in den Lagern in einer unglaublichen Notlage ohne Zukunftsperspektiven leben müssen?
  • Warum bleibt ein Großteil der Hilfsgüter am Festland hängen und hat die Lager immer noch nicht erreicht?
  • Wird hier Abschreckungspolitik im stillen Einvernehmen aller Mitgliedsländer betrieben?


Alles Fragen die bisher unbeantwortet blieben und welche auch im Reuttener Gemeinderat zu angeregten Diskussionen geführt haben. Auf Lesbos vollzieht sich eine humanitäre Katastrophe und im Katastrophenfall muss schnell geholfen werden war sich der Gemeinderat einig. Es herrschte großes Unverständnis darüber warum das von einem Wohlstandstaat wie Österreich noch nicht im ausreichenden Ausmaß umgesetzt wurde."

Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter
www.meinbezirk.at

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