Bezirksblätter vor Ort - Tannheim
Rückzug nach 24 Jahren an der Gemeindespitze
Vor 24 Jahren wurde Markus Eberle Bürgermeister von Tannheim. Wenn am 27. Februar 2022 die nächsten Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen stattfinden, ist er nicht mehr dabei.
TANNHEIM. "Die Weichen sind gestellt", sagt der Langzeitbürgermeister der Tourismusgemeinde. Jetzt sind es nur noch wenige Wochen, bis er seinen Schreibtisch im Gemeindeamt räumt und das Thema Kommunalpolitik hinter sich lässt. Eine neuerliche Kandidatur ist kein Thema für den 55-Jährigen.
Intensive Jahre gehen zu Ende
Es seien sehr interessante, arbeitsintensive, befriedigende, mitunter aber auch aufreibende Zeiten gewesen, die nun zu Ende gehen, sagt Eberle mit dem Blick zurück.
Der Start ins politische Leben war nicht einfach: "Der frühere Bürgermeister trat nicht mehr, daher war das Interesse in der Gemeinde groß." Vier Listen, jede mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten, traten an. Eberle eroberte mit seiner Liste nur ein einziges Mandat, schaffte es aber in die Bürgermeister-Stichwahl. Die ging knapp, aber doch, zu seinen Gunsten aus.
Vollzeitbürgermeister
Eberle, Jahrgang 1966, war damals Anfang 30. Seinen Beruf als Tischler gab er auf und widmete sich nur noch der Gemeindearbeit. Voller Tatendrang und mit vielen Ideen im Kopf suchte er von Beginn an die Zusammenarbeit im Gemeinderat und war damit erfolgreich. Ein Projekt nach dem anderen wurde umgesetzt. Zeitgleich nahm der Schuldenstand der Gemeinde ab.
In der Gemeinde wusste man die sachorientierte Arbeit zu schätzen.
Beim nächsten Wahlgang holte er neben dem Bürgermeisteramt weitere Mandate. Inzwischen hat er vier Wahlen und (fast) vier volle Amtszeiten hinter sich. Eine Verlägerung in die fünfte Periode wird es nicht geben.
Die Bilanz ist positiv
Nicht immer sei es einfach gewesen, die Projekte umzusetzen. "Wenn man vorher wüsste, was alles auf einen zukommt, würde man manches vielleicht lieber nicht in Angriff nehmen", sagt er mit einem Augenzwinkern. Die Bilanz ist aber positiv. Tannheim stellt sich als schmucke, lebenswerte Gemeinde dar. "Im Grunde ist die Gemeinde heute ein mittelständiges Unternehmen. Wir haben rund 30 Mitarbeiter und verwalten ein Budget in Höhe von rund 8,8 Millionen Euro."
Der Verschuldungsgrad liegt bei rund 30 Prozent, der Schuldenstand liegt bei etwa einer Million Euro. Diese Zahlen könnten besser sein, doch der Tourismusgemeinde sind zuletzt Corona bedingt viele Einnahmen entgangen. Sorgen um die finanzielle Situation der Gemeinde müsse man dennoch nicht haben.
Rückzug aus der Gemeindearbeit
Am 27. Februar 2022 werden die Bürger der Gemeinde über die Nachfolge entscheiden. Eberle ist auf keiner Liste mehr zu finden. "Ich stehe entweder ganz vorne, oder nirgends", sagt er mit Bestimmtheit. Vorne wollte er nicht mehr sein, also nirgends.
Sobald sich der neue Gemeinderat konstituiert hat, wird er seinen Sessel im Büro des Bürgermeisters endgültig räumen und Platz für den/die Nachfolger:in machen.
Neue Aufgaben stehen an
Dann wir er sich ganz einer neuen Rolle widmen. Als Vermieter und als Inhaber eines Hausmeisterservice. "Mal schauen, was ich zusammenbringe", schmunzelt Eberle. Diverse andere Funktionen, die er derzeit noch in Verbänden inne hat, werde er ebenfalls rasch abgeben. Dem Team des Rettungshubschraubers Christophorus 5 bleibt er hingegen treu. Hier ist er seit 1987 als Flugretter aktiv. Daran soll sich so schnell nichts ändern.
Zur Sache
Viele Vorhaben umgesetzt
In der langen Amtszeit von Markus Eberle wurde viel in der Gemeinde realisiert. Vieles davon sieht man, nämlich neu entstandene oder sanierte Bauwerke im Ort, anderes wurde sprichwörtlich im Boden versenkt: Wasserleitungen, Kanäle, Rohre für die Fernwärme und das Internet. Benötigt wird alles, egal, ob unter dem Boden oder darüber.
Eine Aufzählung der unter seiner Amtsführung realisierten Projekte mag Eberle nicht so sehr. Er habe keine "Denkmäler" hinterlassen, sondern gemeinsam mit dem Gemeinderat und den Mitarbeitern anstehende Aufgaben umgesetzt.
Von besonderer Bedeutung ist da sicher die Erneuerung der Wasserversorgungsanlage. Ein "Langzeitprojekt" mit vielen Einzelvorhaben. Die Errichtung der Fernwärmeanlage war sicher ein Meilenstein in der Gemeinde. Und dass Tannheim in Sachen Glasfasernetz eine Vorreiterrolle im Tal und weit darüberhinaus eingenommen hat, macht ihn dann doch ein wenig stolz.
Im Bereich Hochbau waren es Sanierungen, Erweiterungen und Umbauten im Bereich Schule/Kindergarten und Vereinswesen die von Bedeutung waren, ebenso beim Gemeindamt, der Feuerwehrhalle und dem Gemeindesaal.
Die Galerie "Augenblicke", ebenfalls in seiner Amtszeit entstanden, ist ihm ein Herzensanliegen und dann, vielleicht sein "Liebkind" das Felixé Minas Haus. Ein echtes kultruelles Juwel, auf das man in der Gemeinde nicht verzichten möchte.
Auerßdem wurde Wohnraum geschaffen und Bauland erschlossen.
Die Liste ist aber viel länger und lässt sich hier gar nicht in vollem Umfang darstellen. Manches wird gerade umgesetzt: Der Umbau der Rot-Kreuz-Zentrale läuft und soll heuer abgeschlossen werden. Und dann ist da noch das große Themefeld Vilsalpsee mit den Unterthemen Natur- und Umweltschutz, Verkehrsberuhigung, Freizeitgestaltung und - ganz aktuell - Neubau des Gasthofs.
BezirksBlätter vor Ort
Weitere Berichte aus unserer Serie „BezirksBlätter vor Ort“ finden Sie unter
meinbezirk.at/reutte
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.