Coronavirus
Stimmen aus dem Bezirk Reutte zum 2. Lockdown

Das Coronavirus lässt nicht von uns ab. Jetzt gilt zum zweiten Mal ein Lockdown. | Foto: Pixabay
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Seit Dienstag gilt der Lockdown im ganzen Bundesgebiet. Die Bezirksblätter holten Stimmen im Bezirk Reutte ein.

AUSSERFERN (rei). "Für den Handel ist das echt 'eine Keule'. Das trifft die Unternehmen hart", sagt Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Christian Strigl. Er weiß, dass diese Branche besonders unter den Maßnahmen leidet, sollte doch eigentlich jetzt das Weihnachtsgeschäft anlaufen. Hinzu kommt, dass viel Unsicherheit herrscht. Während für andere Branchen klargelegt wurde, mit welchen Ausgleichzahlungen zu rechnen ist, quält den Handel diesbezüglich eine große Ungewissheit, "da ist leider alles in der Schwebe", ärgert sich Strigl.

Telefone laufen heiß

Auch für die Dienstleister sei der Lockdown eine Katastrophe. In der Kammer laufen derzeit jedenfalls die Telefon heiß. Die Unternehmer fragen nach, ob es Förderungen gibt und wohin man sich wenden muss. "Wir haben viel zu tun", versichert der Bezirksobmann.
Die Unsicherheiten und Ängste machen aber im Grunde vor keiner Branche Halt. Handwerks- und Gewerbebetriebe hätten zwar zumeist volle Auftragsbücher, "aber da und dort gibt es Probleme bei den Zulieferern. Das ist auch nicht gut."

Gutscheine auf Vorrat gedruckt

Christian Senn, Obmann der Kaufmannschaft Reutte, weiß zu berichten, dass man Einkaufsgutscheine auf Vorrat drucken ließ - sicher ist sicher. Im Moment ist man zuversichtlich, dass die Geschäfte aber wie geplant ab dem 7. Dezember aufsperren können. Wenn dieses Datum hält, komme man vielleicht mit einem "blauen Auge" davon: "Aus Erfahrung wissen wir, dass bei uns die Weihnachtseinkäufe erst nach Nikolo so richtig beginnen."
Keine einheitliche Regelung wird es innerhalb der Kaufmannschaft geben, was den 8. Dezember anlangt. An diesem Feiertag (Mariä Empfängnis) dürfen Geschäfte offen halten. In Reutte wurde das in der Vergangenheit aber wenig genützt. Heuer könnte sich das ändern: "Als Kaufmannschaft geben wir aber keine Empfehlung aus. Jeder soll das für sich entscheiden", erklärt Senn.

Polizei ist gut vorbereitet

Bei der Polizei bereitete man sich zeitgerecht auf mögliche Verschärfungen vor. "Es gab laufend Videokonferenzen mit dem Landeskommando", weiß Polizei-Bezirkskommandant Egon Lorenz zu berichten. Der Wissenstand wurde in der Folge umgehend im Bezirk kommuniziert. "Wir sind gut vorbereitet. Im Grunde haben wir alles, was jetzt gilt, schon im Frühjahr in ähnlicher Weise erlebt."
Bisher konnte man feststellen, dass geltende Verordnungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus von den Bürgern weitgehend akzeptiert werden. Lorenz hofft, dass es auch jetzt, beim zweiten Lockdown, nicht anders sein wird. Für ihn steht der Dialog mit den Bürgern im Vordergrund.

Schulen sind gefordert

Eine besondere Herausforderung ist der Lockdown für die Schulen. "Wir haben inzwischen aber unsere Erfahrungen. Schüler, Eltern und auch Lehrer wissen besser mit den Maßnahmen umzugehen", ist sich Katrin Santer-Astl sicher. Die Direktorin der Volksschule Reutte, mit 294 SchülerInnen und 30 Lehrkräften eine der größten Schulen im Bezirk Reutte, hat jedenfalls das Gefühl, dass alles sehr geordnet über die Bühne geht.
Dass das so ist, sei dem engen Kontakt zwischen Lehrkräften und Eltern zu verdanken. Der Austausch funktioniere sehr gut. Wieviele Eltern für ihre Kinder das Betreuungsangebot durch die Schulen ab Dienstag in Anspruch nehmen, konnte sie zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe allerdings noch nicht sagen. "Aber wir stehen bereit", versichert Santer-Astl.

"So geht es nicht!"

Am Montag erreichte unsere Redaktion auch ein Anruf eines "kritischen Bürgers" (Eigendefinition). Albert Linser aus Bichlbach, Gründer des dortigen Zoos, früher Bürgermeister seiner Gemeinde und ein bekannter Kämpfer gegen den Transitverkehr, findet: "So geht es nicht!"
Mit seinen 73 Jahren gehöre er eindeutig zur Risikogruppe. Als Vater und Großvater habe er aber größte Bedenken, "wie der Staat d´rüberfährt. Wie in einer Diktatur!" Linser findet, dass man den Kindern und der Jugend ein ganze Lebensjahr stiehlt. Es müsse andere Möglichkeiten geben, als die Kinder wieder daheim zu behalten, etwa einen Unterricht in kleinen Gruppen. Auch für die Eltern sei die derzeitige Situation unzumutbar: "Auf der Arbeit müssen sie ihre volle Leistung bringen, jetzt unter sehr schwierigen Umständen. Und wenn sie heim kommen, sollen sie die Kinder unterrichten. "

"Es nutzt nix!"

Und was sagt die "hohe Politik"? Landeshauptmann Günther Platter hält gegenüber den Bezirksblätter Tirol fest: "Ich unterstütze die Entscheidung der Österreichischen Bundesregierung, einen scharfen, kurzen Lockdown zu verordnen. Dieser Lockdown, der ähnlich wie jener im Frühjahr ist, ist notwendig, weil die bisherigen Maßnahmen nicht die erhoffte Entspannung gebracht haben. Die Krankenhäuser sind jetzt schon teilweise überlastet, in den Intensivstationen einiger Bundesländer gibt es eine sehr angespannte Situation. Wir müssen verhindern, dass die Ärztinnen und Ärzte eine Entscheidung über Leben und Tod treffen müssen. Den Tirolerinnen und Tirolern sage ich: Es nutzt nix. Bleibt’s no amol dahoam."

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