Lechtaler Touristiker erteilen Abgabenerhöhung eine Abfuhr

TVB Lechtal Obmann Marc Baldauf zeigt sich endtäuscht über die negative Abstimmung, will aber mit angezogener Handbremse mit seinem Vorstand weiter arbeiten.

 | Foto: Foto: Arnold Weißenbach
  • TVB Lechtal Obmann Marc Baldauf zeigt sich endtäuscht über die negative Abstimmung, will aber mit angezogener Handbremse mit seinem Vorstand weiter arbeiten.

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ELBIGENALP (filo). Sie wurde von vielen mit Spannung erwartet, die Vollversammlung des TVB Lechtal, die am vergangenen Donnerstag schon von Beginn an unter keinem guten Stern stand. Eigentlich war der Beginn auf 19 Uhr festgelegt, aufgrund von Covid und dem damit verbundenen Ausgangsverbot ab acht Uhr am Abend wurden die Verantwortlichen dann kurzfristig vom Land angewiesen, den Termin auf 16 Uhr zu verschieben. Dies wurde auch ehest möglich per Mail den Mitgliedern und Gemeinden mitgeteilt, sorgte aber dann bei der Vollversammlung schon für Diskussionen. Trotz Corona und einer durchwachsehen Sommersaison konnten Obmann Marc Baldauf mit seinem Geschäftsführer Michael Kohler und dem Vorstand einiges an Positivem berichten. Der Abgang von knapp 20 Prozent an Übernachtungen war natürlich auch im Lechtal nicht unerheblich, trotzdem wurde die Zeit genutzt, um vor allem auch in Sachen Marketing noch stärker tätig zu werden. Aber schon hier hörte man bei den Berichten heraus, dass es um wirklich gut am Markt zu werden am Geld fehlt und dieses „Finanzloch“ eben durch eine Abgabenerhöhung der Kurtaxe von momentan 1,40 Euro auf 1,80 Euro und dem Promillesatz von 13 auf 14 Promille gekittet werden soll. Und das schon mit 1. Januar 2021, was laut Vorstand zwar knackig in der Umsetzung ist, aber aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklungen unbedingt von Notwendigkeit. Einen imposanten Bericht brachte im Zuge der Vollversammlung auch der oberste Regionalentwickler Günther Salchner. Er zeigte an Hand von mehreren Statistiken auf, wo das Lechtal momentan touristisch steht und fand klare Schlussworte in seinem Vortrag. „Wer zum Lechtal steht, wer an das Lechtal glaubt, der muss Investitionen zulassen“, so Salchner fast „mahnend“ an die Anwesenden, einer Abgabenerhöhung zuzustimmen. Dann, nach einer kurzen Diskussion die Abstimmung, die per Stimmzettel und nach, wie im Tourismus üblich, Stimmgruppen durchgezogen wurde. Schließlich waren es dann die „Großen“, also jene Unternehmer und Vermieter aus der Stimmgruppe 1, die sich nicht einig und mehrheitlich dagegen waren, aber auch jene aus Gruppe 2 und 3 konnten sich nicht wirklich mehrheitlich für eine Erhöhung entschließen. Für Obmann Marc Baldauf mit seinem Vorstand eine große Endtäuschung. „Mit dieser Entscheidung wurde nun endgültig im Tal in Sachen Weiterentwicklung die Handbremse angezogen,“ so Baldauf. Bei den „Gegnern“ war immer wieder zu hören, dass man nicht wirklich gegen eine Erhöhung gewesen sei, aber der Zeitpunkt mit 1. Januar wäre einfach zu kurz und auf Grund der bereits gemachten Angebote und der zusätzlichen Belastung durch Corona eine weitere finanzielle Belastung für die Vermieter. Auch über die Höhe der Anpassung hätte man noch diskutieren sollen, es hätten ja auch nur 20 oder 30 Cent sein können.

Zur Sache

Glaubt man den Zahlen und Berechnungen, die der Geschäftsführer der Regionalentwicklung Außerfern (REA) Günther Salchner im Zuge der Vollversammlung des Lechtaler TVB vorgebracht hat, gibt es dringenden Aufholbedarf für den Lechtaler Tourismus, um künftig die Infrastruktur aufrecht zu erhalten und der nachwachsenden Bevölkerung eine Perspektive zu geben. „Bedenkt man, dass die Gemeinde Bach in den vergangenen Jahren einen Einwohnerschwund von 9,5 Prozent und Steeg und Holzgau von 6,3 Prozent hatte, dann braucht es dringend einen neuen Impuls, um gegenzusteuern“, so Salchner. „Das Lechtal lebt vom Tourismus, daher muss man dazu stehen und neue Investitionen zulassen“, meint Salchner weiter. Seit 2015 sind 303 neue Gästebetten geschaffen und 408 Betten qualitativ verbessert worden. „Wenn es uns nicht gelingt, stellt sich die Frage ob die Bevölkerung in den Zentralraum auspendelt oder sich gleich im Raum Reutte ansiedelt“, gibt der REA Geschäftsführer zu bedenken. Laut Salchners Berechnungen liegt der Mittelwert im Bettenumsatz tirolweit bei 9.558 Euro, im Lechtal lediglich bei 4.000 Euro. Ebenso beim Budget des Verbandes pro Bett hinkt das Lechtal mit 600 Euro, das sind gerade mal ein Drittel des Mittelwertes, gehörig hinter her. Für Salchner steht daher ganz klar fest: „Wir dürfen uns nicht am Produkt Lechweg ausruhen, es braucht weiterhin und gerade jetzt neu Investitionen und mehr Geld für den TVB, um diesen für die Zukunft drastischen Zahlen gegenzusteuern“, so Günther Salchner ganz offen. Er bezeichnet das Lechtal als die Kronjuwelen der Alpen die man im besten Licht präsentieren sollte und daher den Mut aufbringen muss, Investitionen zu tätigen. „Sonst“, so Salchner, „werden wir uns mit der Abwanderung speziell in den Seitentälern und dem Oberen Lechtal abfinden müssen!“

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