Gnadene Hochzeit in Reutte

Das ganz außergewöhnliche Jubiläum der Gnadenen Hochzeit (75 Jahre) feierten im August 2014 Alma und Dr. Ernst Wolf aus Reutte.

Ernst wurde in St. Johann geboren. Nach Absolvierung der Matura mit ausgezeichnetem Erfolg im Jahr 1937 verpflichtete er sich als Freiwilliger für ein Jahr beim Österreichischen Bundesheer. Anders als geplant, war der Militärdienst nach diesem einen Jahr aber nicht abgeschlossen. Nach dem Anschluss im Jahr 1938 wurde Ernst Wolf direkt von der Deutschen Wehrmacht übernommen, kam zu den Gebirgsjägern nach Garmisch und wurde später an die Ostfront geschickt. Im Jahr 1943 war er einige Tage auf Heimaturlaub, der für ihn eine besondere Fügung des Schicksals bereit hielt. Eine Tante hatte ihm erzählt, dass sie sich immer wieder mit anderen Damen zum Kaffeeklatsch im Cafe Zentral in Innsbruck treffe. Eine ihrer Freundinnen habe eine besonders hübsche Tochter, die sich der junge Ernst doch einmal anschauen sollte. Ernst ließ sich überzeugen, begleitete seine Tante zum Kaffeeklatsch ins Cafe Zentral und lernte dort die schöne Alma kennen. Die junge Dame gefiel ihm so gut, dass er die Gelegenheit ergriff und bereits 3 Tage später bei ihren Eltern vorsprach und um ihre Hand anhielt. Und so kam es, dass ein Jahr später - als der junge Hauptmann wieder auf Heimaturlaub war - in Innsbruck in der Spitalskirche geheiratet wurde. Gefeiert haben die jungen Eheleute gemeinsam mit Verwandten und Freunden zu Hause bei den Eltern von Alma. Nach der Hochzeit machten sie eine kleine Hochzeitsreise in die Griesenau im Kaisergebirge. Nach der Hochzeit begann für die beiden jedoch eine bittere Zeit der Trennung. Ernst musste wieder zurück an die Ostfront, seine junge Gattin musste die Schule abbrechen und zum Kriegseinsatz in die Maschinenfabrik nach Hall. Erst im Mai 1945 kam Ernst wieder zurück nach Innsbruck. Dort fand er eine Stelle beim Amt der Tiroler Landesregierung, wo er für die „Soziale Betreuung“ zuständig war. Gewohnt haben die jungen Eheleute mit ihrer kleinen Tochter in der elterlichen Wohnung im Saggen in Innsbruck. Ernst war besonders ehrgeizig und so begann er nebenberuflich ein Jus-Studium, welches er in Mindestzeit abschloss. Als der Vater von Alma als Ministerialrat nach Wien berufen wurde, machten sich Ernst, der mittlerweile den Doktortitel erlangt hatte, und seine junge Frau auf die Suche nach einer neuen Wohnung. Zufällig stießen sie auf eine Stellenausschreibung in Reutte, wo in der Marktgemeinde ein Amtsleiter gesucht wurde. Und so übersiedelten die beiden gemeinsam mit ihrer ältesten Tochter im Jahr 1948 nach Reutte. Nachdem die Familie anfangs in der Südtirolerstraße gewohnt hatte, zog sie später ins Untergsteig um. Im Jahr 1973 wurde schließlich das schmucke Eigenheim in Reutte errichtet, in welches das Jubelpaar gemeinsam mit den 3 Töchtern einzog. Nach 3 Jahren als Amtsleiter holte der damalige Reuttener Notar Dr. Mairamhof Herrn Dr. Wolf als Notariatsanwärter in seine Kanzlei. Nach einigen Jahren Wartezeit übernahm Dr. Wolf schließlich das Notariat in Reutte und führte dieses bis zu seiner Pensionierung höchst erfolgreich. Auch nebenberuflich war Herr Dr. Wolf sehr aktiv. So war er Präsident des Sportvereines, dessen Ehrenmitglied er mittlerweile ist. Ganz besonders sind in seinem Lebenslauf aber seine Leistungen um den Schisport zu erwähnen. Bereits im Jahr 1945, also mit Kriegsende, waren ernsthafte Gespräche und Vorbereitungen zur Errichtung einer Gondelbahn auf den Hahnenkamm in Höfen getroffen worden. Auf Grund der Ungunst der Zeit und im Hinblick auf die Tatsache, dass die ganze Energie in den Wiederaufbau gesteckt werden musste, sah man sich nicht in der Lage, dieses Vorhaben zu verwirklichen. Im Rahmen einer Vollversammlung der gewerblichen Wirtschaft im Jahr 1955 beschloss man dann aber, zu prüfen, ob es nicht doch Möglichkeiten gäbe, das Projekt „Seilbahn auf den Hahnenkamm“ zu verwirklichen. Es wurde ein Gründungsausschuss gebildet, zu dessen Obmann Dr. Wolf gewählt wurde. Man entschied sich für die Errichtung einer Aktiengesellschaft und sammelte Geld, um das gewagte Bauvorhaben in die Realität umzusetzen. Insgesamt erklärten sich auf Grund der intensiven Bemühungen des Gründungsausschusses unter Dr. Wolf 252 Aktionäre bereit, sich an dem Projekt mit einem Grundkapital von ATS 5,2 Mio. zu beteiligen. Nachdem man die Finanzierung sichergestellt hatte, stand der Verwirklichung der Kabinenbahn nichts mehr im Wege und wurde diese schließlich im Jahr 1956 errichtet. Diese besonderen Leistungen von Herrn Dr. Wolf wurden von der Marktgemeinde Reutte besonders honoriert und der Notar zum Ehrenbürger ernannt. Nicht zu vergessen ist aber, dass all diese Erfolge für Herrn Dr. Wolf nur machbar waren, da er eine starke Frau im Hintergrund hatte, die ihm den Rücken freihielt. Dabei ist besonders das große künstlerische Talent von Frau Wolf zu erwähnen. Zahlreiche Bilder und Handarbeiten zeugen im Haus von dieser besonderen Begabung. Während sich Frau Wolf der Kunst und auch ihrem großen Gemüsegarten widmete, war Herr Dr. Wolf sehr sportlich. So fuhr er bis zu seinem 90. Lebensjahr Schi und ging mit Freunden gern wandern. Gemeinsam genossen die rüstigen Eheleute zahlreiche große Reisen, insbesondere Fernreisen nach Nord- und Südamerika, Asien und Afrika haben bleibende Erinnerungen hinterlassen. Voller Stolz und Demut blickt das Jubelpaar auf die gemeinsamen 70 Jahre, in denen sie vieles erlebt und vieles bewegt haben, zurück. Sie freuen sich, dass sie mit Unterstützung einer Pflegerin und mit häufigen Familienbesuchen ihren Lebensabend noch gemeinsam im eigenen Haus verbringen können. Besonders stolz sind sie auf die 3 Töchter, die 5 Enkel und die beiden Urenkel. Mit Spannung werden zwei weitere Urenkel erwartet, die im Laufe des nächsten Jahres geboren werden sollen.

Zum Fest der Gnadenen Hochzeit konnten nunmehr Bezirkshauptfrau Mag. Katharina Rumpf und Bürgermeister Alois Oberer aus Reutte gratulieren und das Ehrengeschenk des Landes Tirol überbringen.

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