"Ich möcht`so gern ins "Kreckelmoos"

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Traumziel: „Kreckelmoos“

Die interessante Ausstellung anlässlich des Jubiläums : 90 Jahre Bezirkskrankenhaus Reutte ( ehemals Bad Kreckelmoos) weckte in mir die Erinnerung an die Zeit, als ich, gerade 10 Jahre alt, den intensiven, absurd klingenden Wunsch verspürte: „Ich möcht` so gern ins „Kreckelmoos!“
Und das kam so:
Mein Heimatort Steeg war in den 60-Jahren ein mehr als beschauliches Dörfchen.
So beschaulich, dass meine Freundin Sieglinde und ich krampfhaft überlegten, was wir unternehmen könnten, um wenigstens einmal das hinterste Lechtal verlassen und ein bisschen „weite Welt“ schnuppern zu können.
Oft standen wir vor dem gelben Postbus und buchstabierten sehnsüchtig die Aufschrift: „Steeg- Reutte“.
Wie gerne wären wir mitgefahren, doch ohne triftigen Grund würden wir dafür niemals die Erlaubnis bekommen, das wussten wir!
„Dann gehen wir eben miteinander ins Kreckelmoos!“, schlug Sieglinde eines Tages trotzig vor. Meine anfänglichen Bedenken gegen einen Aufenthalt in einem Krankenhaus zerstreute sie mit dem Satz: “Da ist auf alle Fälle mehr los als in Steeg!“
Dieses stichhaltige Argument überzeugte mich. Bei der konkreten Umsetzung unseres Plans gab es allerdingseinen Haken: Mir fehlte nichts, ich war kerngesund!
Sieglinde hatte es da wesentlich leichter, sollte sie doch laut Empfehlung ihres Arztes schon lange die Mandeln herausnehmen lassen.
„Du könntest dir ja einen Fuß brechen!“, meinte sie gönnerhaft und schickte mich auf alle größeren Erhebungen der Umgebung. Ich sprang von jedem Stein, doch meine Knochen blieben heil.
Aber, wie heißt es so schön: „Man muss sich etwas nur lange genug wünschen, dann wird es auch in Erfüllung gehen!“
In meinem Fall war es tatsächlich so: Eines Tages wachte ich mit Bauchschmerzen auf. Sie vergingen zwar während des Vormittags, kehrten aber in regelmäßigen Abständen „wellenartig“ wieder zurück.
Der Hausarzt diagnostizierte Blinddarmreizungen und riet zu einer Untersuchung im „Kreckelmoos“.
Ich informierte sofort meine Freundin, die daraufhin augenblicklich über schreckliche Halsschmerzen klagte. Auf lange Sicht gesehen würde nur die Entfernung ihrer Mandeln Linderung bringen, so die Meinung unseres Hausarztes Dr. Moriggl.
Wir jubelten: Der Weg ins „Kreckelmoos“ war endlich frei!
Man führte uns in einen großen Saal. Mindestens zehn kranke, unterschiedlich alte Kinder, waren hier untergebracht. Die einen wimmerten über Durst, die anderen über Schmerzen und ein kleines Mädchen schrie nach seiner Mama. Mich beschlichen erste Zweifel über das “ Abenteuer Kreckelmoos.“
Am nächsten Morgen kam ich in den OP. Mir war kalt. Ein Arzt drückte mir eine Maske aufs Gesicht und befahl mir, bis 30 zu zählen. Ein schrecklicher Geruch nach Äther drang mir in Mund und Nase, ich bekam keine Luft und glaubte, sterben zu müssen. Als ich aufwachte, stand ein Arzt neben meinem Bett und fragte mich, wie es mir gehe und ob mein Vater Jäger sei, weil in meinem Blinddarm eine leere Patronenhülse gefunden worden war, die ich eventuell als kleines Kind verschluckt hätte.
Ich verneinte. Nein, er sei kein Jäger, aber etwas Ähnliches, sagte ich. Zum Glück fragte der Arzt nicht weiter nach.
Dann öffnete sich die Tür. Eine Krankenschwester schob ein Bett mit einer frisch operierten Patientin herein und rollte es neben mein Bett. Ich schaute hinüber. Da lag meine Freundin Sieglinde! Sie war kreidebleich und spuckte Blut. Immer wieder. Als sie mich erkannte, hob sie abwehrend einen Arm und würgte mühsam die Worte hervor: „Nie mehr Kreckelmoos!

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