"Nicht alle Brücken verbinden!"

Inzwischen wird an der Brücke gebaut. | Foto: Reichel
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TANNHEIM (rei). In Tannheim steht nur wenige Gehminuten von der Ortsmitte entfernt derzeit ein neues Wohnhaus. 21 Wohnungen sind hier untergebracht. Das Interesse war groß, alle Wohnungen schnell vergeben. Das Haus wurde auf eine Fläche gebaut, die der Gemeinde gehört und in deren Umfeld sich Tannheim weitere Entwicklungen wünscht.
Weitere Wohnungsbauten, ev. auch kleinere Betriebe könnten sich hier ansiedeln.
"Für die Gemeinde wäre das ideal. Alles ist fußläufig erreichbar - die Gemeinde, Bank, Geschäfte, die Kirche", erklärt Bürgermeister Markus Eberle.

Neue Brücke geplant

Damit die Erreichbarkeit noch besser wird, plante die Gemeinde eine neue Brücke. Anfänglich war daran gedacht, eine Fußgängerbrücke über die Vils zu errichten. Im Zuge der Diskussionen kamen Bedenken auf, ob eine solche wirklich sinnvoll ist. Streuung, Schneeräumung und natürlich auch die Nutzbarkeit, alles wäre sehr eingeschränkt.
Einstimmig folgte daher ein Gemeinderatsbeschluss, die "Öschbrücke" so zu errichten, dass sie auch von Autos benützt werden kann.
Was nach einer "runden Sache" klingt, rief allerdings den Unmut einiger Anrainer auf der gegenüberliegenden Bachseite hervor. Sie sorgen sich, dass sie nun den Verkehr abbekommen. Jenen der neuen Bewohner und später einmal, wenn das Gelände weiter für Wohnbauten bzw. als "Gewerbegebiet light" genützt wird, auch von Fahrzeugen der Firmen bzw. deren Kunden und Mitarbeiter.

Petition eingereicht

Der Gemeinde flatterte eine Petition ist Haus. Darin wurden die genannten Bedenken geäußert. Und Kritik speziell an Bürgermeister Markus Eberle geübt. Ihm wurden "grobe Verfehlungen" vorgeworfen. Die Petition wurde dem Gemeinderat zur Kenntnis gebracht, außerdem bewirkte sie eine Überprüfung der Geschehnisse durch die Bezirkshauptmannschaft Reutte.
Die sah in der Vorgehensweise aber keine Fehler. Lediglich der Beschluss zum Bau der Brücke musste als eigenständiger Punkt nachgeholt werden und durfte nicht Teil des Gesamtbeschlusses zur Entwicklung des neuen Siedlungs- und Gewerbegebietes sein.
Im Beisein zahlreicher Zuhörer wurde das Thema im Gemeinderat kürzlich abgehandelt: die Petition wurde besprochen und der von der BH Reutte geforderte Beschluss für die Brücke seperat gefasst.
Die Einstimmigkeit war nicht mehr gegeben: mit 8:4 Stimmen wurde der Bau der Öschbrücke samt Vergabe an die Fa. Strabag dennoch beschlossen.
Zwischenzeitlich liegt auch der Abschlussbericht der Bezirkshauptmannschaft vor. Dieser wurde den Unterzeichnern der Petition zugestellt und die Gemeinde über den Inhalt informiert.

Behörde prüfte genau

"Der Einzelbeschluss für die Brücke wurde nachgereicht. Alles andere ist aus Sicht der Behörde rechtskonform", stellt Bgm. Eberle fest. Verwundert ist er dennoch: Darüber, dass sich ein derart großer Widerstand im Ort breit machte und darüber, dass immerhin vier Gemeinderäte ihr Stimmverhalten in der Brückenfrage änderten.
Persönlich zeigt er sich dann auch etwas gekränkt: Der Vorwurf von Verfehlungen habe ihn schon getroffen.

"Ich machen diese Arbeit jetzt schon so lange und denke, dass ich die Verfahrensabläufe kenne und stets zum Wohl der Gemeinde arbeite."

Der Langzeitbürgermeister der Gemeinde versucht aber den Konsens in der Gemeinde herzustellen. Ihm sei daran gelegen, dass sich Tannheim weiterentwickelt. "Als Bürgermeister kann ich da nicht auf Einzelinteressen schauen. Es geht um das Ganze", wirbt er um Verständnis, dass man ja irgendwo bauen müsse. Der Bedarf sei jedenfalls da.
Eine Erkenntnis hat er angesichts der teils emotional geführten Diskussion gewonnen: "Nicht alle Brücken verbinden!"

Zur Sache

Natürlich wollte unsere Redaktion auch von Seiten der Petitionsbetreiber eine Stellungnahme bekommen. Die erbaten zunächst etwas Zeit, da weitere Gespräche mit der Gemeindeführung bevorstanden. Nach diesen wollte man sich aber weiterhin nicht äußern.

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