Biografie
Anton Graf Arco Valley aus St. Martin

Anton Graf Arco Valley, Postkarte | Foto: Archiv Gritschneder
  • Anton Graf Arco Valley, Postkarte
  • Foto: Archiv Gritschneder
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Diese Biografie wurde von Hannes Eichsteininger verfasst.

RIED. Wenn nach dem bekanntesten, in der Weltgeschichte wirkungsmächtigsten Innviertler, gefragt wird, fällt den meisten Adolf Hitler ein, der nur wenige Wochen seines Lebens in Braunau verbrachte und kaum als Innviertler durchgeht. Musikalisch Informierte nennen den Obernberger Ehrenbürger Anton Reidinger, Naturwissenschaftler bereits Anton Zeilinger.

Anton Graf Arco Valley

Praktisch nie fällt jedoch der Verdacht auf den wohl wirkungsmächtigsten politischen Protagonisten aus dem Innviertel: Anton Graf Arco Valley. „Tony“ Arco wurde in St. Martin geboren und ist dort begraben. Seine gesamte Jugendzeit und die wichtigen Jahre von 1938 bis zu seinem Tod 1945 verbrachte er im Innviertel. Er wurde deutschlandweit zum Medien- und Politstar als er im Februar 1919 den bayrischen USPD- Ministerpräsidenten Kurt Eisner ermordete. Erst in Folge des Attentats klärten sich die in München vorhandenen völkischen und vaterländischen Strömungen zu politischen Lagern und dann zu Parteien.

Arco, für seine Tat von Medien und großen Teilen der Öffentlichkeit stürmisch gefeiert, verbüßte eine äußerst bevorzugte Haft in der Festung Landsberg am Lech. In derselben Haftanstalt war nach dem gescheiterten Novemberputsch von 1923 auch Adolf Hitler untergebracht. Wer glaubt, dass sich die beiden Polit- und Medienprofis verstanden hätten, irrt: Arco und Hitler verband eine wechselseitige und intensive Antipathie. Den in der bayrisch-österreichischen Geschichte verhafteten Graf, der – auch eine Parallele – in der Festungshaft ein Buch über den bayrischen Föderalismus schrieb und ein unabhängiges Bayern propagierte, verband mit Hitler wenig. Dieser dachte politisch von Beginn an national, regionale Strukturen spielten für ihn und seine NSDAP kaum eine Rolle.

Arco als Hitler-Kritiker

Hitler mokierte sich über das gräfliche Klavierspiel in der Haft, Arco über den Lärm, den Hitler und seine Mithäftlinge machten. Nach seiner Entlassung 1924 übernahm Arco einen Zeitungsverlag und übte Einfluss auf andere Verlage aus. Weiter propagierte er einen bayrischen Sonderweg, was ihn in heftige Gegnerschaft zu den stärker werdenden Nazis brachte. Niemand kritisierte wohl Hitler in seiner Münchener Zeit heftiger als Arco. Umso erstaunlicher ist es, dass Arco nach der NS-Machtübernahme 1933 erst verhaftet wurde, als er vor Zeugen erwähnte, er könnte in Deutschland „ja noch einmal einen Diktator umbringen.“ Dass er für diese Aussage mit kurzer Gestapohaft davonkam, zeigt erstens von exzellenten Beziehungen der Familie Arco und vor allem von der Anerkennung, die der Graf wegen seines Attentates von 1919 in vielen Teilen der NSDAP genoss.

1938 wurde ihm von der NSDAP die Herrschaft St. Martin übergeben. Sein Bruder Ferdinand Arco Valley, der sich offen für den Ständestaat engagiert hatte, wurde inhaftiert. Erst nach dem Hitler Attentat 1944 zog sich auch um Tony Arco die Schlinge enger: Auch aufgrund weitläufiger Bekanntschaft mit der Familie Stauffenberg, wurde er inhaftiert und im Anhaltelager Schörgenhub bei Linz festgehalten. Wenige Monate vor Kriegsende freigelassen, hoffte er auf dem Gut St. Martin und in der bayrischen Politik eine wichtige Rolle spielen zu können. Sein Leben endete aber wie er gelebt hatte: wie in einem Roman.

Kurz nach Kriegsende fuhr Arco mit seinem Auto frontal in einen amerikanischen Militärlaster. Um den Unfall ranken sich Mythen. Und wirklich: Obwohl das Aufsehen über den Unfall eines österreichischen Privatautos 1945 mit einem US-Laster beträchtlich gewesen sein muss, gibt es heute keinerlei Aufzeichnungen mehr darüber – sogar die Unfallstelle in der Nähe von Salzburg ist unbekannt. Sein Attentat auf Eisners sowie sein publizistisches Angehen gegen die junge Hitlerbewegung sind ohne Beispiel und haben mit ziemlicher Sicherheit die deutsche Geschichte verändert.

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