Rotes Kreuz Bezirk Ried
"Solchen Zusammenhalt habe ich noch nie erlebt"

Christian Dobler-Strehle, Bezirksgeschäftsleiter Rotes Kreuz | Foto: RK Ried
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Seit März geben die Mitarbeiter des Roten Kreuzes in Ried ihr Bestes, um den Menschen im Bezirk trotz der Pandemie so gut es geht zu helfen. Christian Dobler-Strehle, Bezirksgeschäftsleiter des Roten Kreuzes Ried, im BezirksRundschau-Interview.

Wie ist die Stimmung bei den Mitarbeitern nach den letzten Monaten?
Dobler-Strehle: Die letzten Monate waren natürlich für das Rote Kreuz und seine Mitarbeiter alles andere als einfach – es war eine sehr fordernde Zeit in der man oft nicht genau wusste, wie geht es weiter und was ändert sich denn am nächsten Tag wieder. Die Planbarkeit war plötzlich wie weggeblasen und unsere Mitarbeiter mussten immer wieder neue Informationen aufsaugen und diese umsetzen – komplett neue Arbeitsabläufe mussten geplant und durchgeführt werden, um den Schutz der eigenen Mitarbeiter stets zu gewährleisten. Die Zeit seit Februar ist für viele von uns die anstrengendste, die wir jemals beim Roten Kreuz erlebt haben. Nichtsdestotrotz ist die Stimmung bei den Mitarbeitern in allen Leistungsbereichen des Roten Kreuzes phänomenal. Sie ziehen mit und stehen in dieser schwierigen Zeit genauso für die Mitmenschen ein, wie vor der Pandemie – wenn nicht sogar noch etwas mehr. Ich als Bezirksgeschäftsleiter könnte nicht stolzer auf unsere Mitarbeiter beim Roten Kreuz sein.

Spürt man in dieser Zeit einen Umschwung? Ich meine: Haben in der Zeit viele Freiwillige aufgehört oder ist das Gegenteil der Fall, dass sich viele Freiwillige gemeldet haben und die RK-Familie stark gewachsen ist?
Einen klaren Umschwung gibt es nicht, man merkt jedoch schon Veränderungen bei den Mitarbeitern. Viele haben in der Zeit der Pandemie ihr Engagement erhöht und sind noch mehr für das Rote Kreuz aktiv geworden als vorher. Ein weiterer Trend, den ich erkenne, ist, dass ehemalige Mitarbeiter sich wieder melden und helfen wollen, sie möchten auch einen Beitrag in der Bekämpfung der Pandemie leisten. Es gibt aber natürlich auch welche, die auf Grund gesundheitlicher Vorerkrankungen, dem eigenen Alter oder Respekt vor Covid-19 aktuell nicht im Dienst sind. Diese Mitarbeiter wissen aber genau, dass wir sie in der Zeit nach der Pandemie wieder dringend brauchen werden. In Summe überwiegt aber bei allen der Gedanke gebraucht zu werden – was uns Gott sei Dank auch einen Zuwachs an Mitarbeitern beschert.

Wie schaffen es die Mitarbeiter sich immer wieder zu motivieren und „dran" zu bleiben? Motiviert ihr sie dabei als "Chefs"?
Die Motivation der Mitarbeiter ist ja der Grundgedanke warum sich jemand freiwillig für andere Menschen engagiert – dieser Gedanke wird in Zeiten wie diesen mehr denn je genährt, da Menschen gebraucht werden, die sich für andere einsetzen und zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit sind anderen zu helfen. Das Motiv zu helfen ist es, das unsere Mitarbeiter antreibt. Sie wissen, dass sie gebraucht werden, um Menschen die erkrankt, alleine oder in Not sind zu helfen. Dieser Gedanke alleine treibt die Mitarbeiter des Roten Kreuzes immer wieder an – da braucht es keine großartigen Anreize – es sind von Natur an ganz besondere Menschen die sich im Roten Kreuz engagieren.

Als Chef kann man die Mitarbeiter nur so unterstützen, dass man mit Rat und Tat zur Seite steht und ein offenes Ohr für die Anliegen und Sorgen der Mitarbeiter hat. Ich will jedem das Gefühl geben, dass er unerlässlich für das Gesamte ist und wir als Rotes Kreuz nur gemeinsam alle unsere Aufgaben erreichen können. Dies ist jedoch nur ein kleiner Part, vielmehr motivieren die Mitarbeiter die Chefs durch ihren Einsatz, ihre Freude am Tun und die Stimmung unter ihnen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich einen solchen Zusammenhalt wie in den letzten Monaten noch nie erleben durfte.

Der Rettungsdienst und auch andere Sparten des RK sind nur unter erschwerten Bedingungen möglich. Die Vorlagen ändern sich ständig. Spürt man schon eine gewisse Müdigkeit?
Ja, das ist richtig. Alle Mitarbeiter in unseren Leistungsbereichen müssen seit Beginn der Pandemie mit erschwerten Bedingungen umgehen. Das sind einerseits die Schutzmasken und die erweiterte Schutzausrüstung, die oft stundenlang während der Verrichtung der Tätigkeiten getragen werden muss, andererseits müssen Abläufe ständig neu erfunden werden. Jeder Mitarbeiter musste eine Flut an Informationen verarbeiten, um immer genau zu wissen, was gerade zu tun ist. Hier ist ein hohes Maß an Eigeninitiative und Engagement erforderlich, um den sich ständig ändernden Situationen angepasst reagieren zu können.

Ein weiterer Aspekt, der uns als Verein Rotes Kreuz in der Zeit der Pandemie zu schaffen macht, ist, dass der soziale Kontakt zwischen unseren Mitarbeitern der verschiedenen Sparten aktuell nur telefonisch oder digital abläuft – dies ist natürlich ein erheblicher Mehraufwand in der Organisation der Dienstleistungen. Nichtsdestotrotz ist noch keine Müdigkeit eingekehrt, da jedem die Wichtigkeit der Tätigkeit und die Bedeutung der einzelnen Leistungen bewusst ist. Dies treibt die Mitarbeiter immer wieder an, sich gemäß unserem Leitspruch „Aus Liebe zum Menschen“ immer wieder zu motivieren.

Was wünschst du dir für die Zukunft?
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Normalität, wie wir sie früher kannten, wieder zurückkehrt und vor allem der soziale Kontakt zwischen den Menschen wieder ohne Erschwernisse möglich sein wird. Soziale Isolation ist für die Menschheit eines der schlimmsten Dinge, da alleine sein für viele zum Schicksal geworden ist. Ich wünsche mir auch, dass die Überlastung der Krankenhäuser ausbleibt und jeder der eine intensivmedizinische Behandlung braucht, diese auch bekommt. Eines wünsche ich mir ganz besonders: Dass das Engagement der Menschen für einander einzustehen und sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen auch nach der Zeit der Pandemie ein Merkmal unserer Gesellschaft bleibt.

Was willst du deinen Mitarbeitern sagen?
Es ist mir ein ganz besonderes Anliegen, unseren Mitarbeitern beim Roten Kreuz meinen tiefsten Dank auszusprechen. Sie stellen ihre eigenen Interessen oftmals hinten an, um sich in den Dienst der Nächsten zu stellen. Ich möchte ihnen auch noch sagen, dass die Arbeit von jedem Einzelnen auch in der Bevölkerung ein hohes Ansehen genießt, gerade in diesen Zeiten werde ich sehr oft darauf angesprochen, wie bemerkenswert die Arbeit des Roten Kreuzes ist. Es sind Anrufe und kurze Gespräche die diese Aussage bekräftigen und diesen Dank möchte ich unseren Mitarbeitern weitergeben, denn schlussendlich bin es nicht ich, der die Arbeit des Roten Kreuzes verkörpert, sondern jeder Freiwillige, jeder Zivildiener und jeder berufliche Mitarbeiter, der im Namen des Roten Kreuzes wundervolles vollbringt.

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