75 Jahre danach: Ein Blick auf 1938
Am 12./13. März jährt sich der Anschluss zum 75. Mal. Ein guter Zeitpunkt, an 1938 zu erinnern.
RIED. Als Bundeskanzler Kurt Schuschnigg am 11. März 1938 seinen Rücktritt erklärt, ist das der Anstoß für Aktionen im ganzen Land. Auch in Ried beginnen die Nationalsozialisten, sich zu formieren, besetzen Ämter und Redaktionen. Die Anhänger versammeln sich in der Turnhalle und starten von dort ihren Sieges-Fackelzug, der sie über die Bahnhofstraße und den Stelzhamerplatz zum Hauptplatz führt. "Dort hielt Max Dachauer, ein prominenter Nationalsozialist, eine Rede. Das Niederländische Dankgebet wurde aus einer Kehle gesungen. Die Menschen kamen von überall her, nicht nur aus Ried. Die Gegner hingegen waren zuhause. Sie hatten Angst", weiß Experte Gottfried Gansinger.
Am 12. März marschiert die Deutsche Wehrmacht, von Braunau und Schärding kommend, in Österreich ein. "Der Himmel war schwarz aufgrund der vielen Flieger", so Gansinger. Die Truppen werden auch in Ried einquartiert. Mehr als 300 Soldaten schlafen im Neubau der Klosterschule in den Klassen auf Stroh. Private Wohnungsbesitzer werden dazu aufgerufen, Soldaten einzuquartieren. Auf seinem Weg nach Linz und Wien fährt Adolf Hitler gegen 17.30 Uhr durch die Stadt Ried. Rund 50 Prozent der Bevölkerung sind zu dieser Zeit auf der Straße: "Als er den Stadtkern durchfuhr, erhob sich der Führer und grüßte stehend das deutsche Ried, das noch nie in seiner Geschichte einen derartigen Begeisterungstaumel erlebt hatte", schrieb die NS-Lokalzeitung. "Die Nationalsozialisten waren brutal von Anfang an. Gebäude und Ämter wurden beschlagnahmt, alle Vereine wurden aufgelöst und es gab bereits in den ersten Tagen die ersten Toten, bei denen es sich um zwei Rieder handelte", weiß Gansinger.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.