"Sorgenkind Internat"

Betroffene wünschen sich endlich eine Lösung

Das in die Jahre gekommene  "Internat der Stadt Ried"wird mit September 2026 geschlossen. Nachdem dies bereits seit rund einem Jahr bekannt ist, gehen nun die Wogen bei den betroffenen Schulen hoch. Denn aktuell gibt es noch keine konkreten Pläne, wie und wo die rund 100 Kinder und Jugendlichen untergebracht werden sollen.

RIED. Die Zukunft des Internats in Ried, welches vor knapp 50 Jahren errichtet wurde und vom OÖ Heimbauverein betrieben wird, ist seit rund 20 Jahren immer wieder ein Thema. Denn schon damals war das Gebäude, das einmal im Jahr 1997 renoviert wurde, in schlechtem Zustand. Von einer Sanierung kam man zwischenzeitlich ab. Nachdem im September 2026 eine Verpflichtung der Stadt Ried gegenüber dem Bund zur Bereitstellung des Internates endet, soll es nun aber geschlossen werden. Für einen Neubau mit 64 Zimmern für 128 Kinder hat die ISG seit Jahren fertige Pläne in der Schublade. "Die Stadt Ried wird für den Neubau einen Grund zur Verfügung stellen. Ich habe dem Heimbauverein bereits vor einem Jahr drei Möglichkeiten vorgeschlagen", so Bürgermeister Bernhard Zwielehner, der am 5. Februar 2025 mit Vertretern der Messe Ried, der Energie Ried und ISG-Direktor Herwig Pernsteiner ein weiteres Gespräch bezüglich der Zukunft des Internats geführt hat.

"Heimbauverein ist am Zug"

"Nun ist der Heimbauverein am Zug, denn künftig muss ein abgangsfreier Betrieb, wahrscheinlich durch höhere Preise, sichergestellt werden. Wenn das künftig möglich sein wird, dann frage ich mich allerdings schon, warum das in der Vergangenheit nicht machbar war und die Stadt Ried immer zur Kasse gebeten wurde", so Zwielehner. In den vergangenen 30 Jahren hat die Stadt Ried aufgrund eines Abgangsdeckungsvertrages den jährlichen Abgang des Internates bezahlt. 160.000 Euro pro Jahr waren das zuletzt.

"Stadt Ried ist in der Verantwortung"

Für den Vorsitzenden des Vorstandes des OÖ Heimbauvereins, Landtagsabgeordneter Tobias Höglinger, steht vielmehr die Stadt Ried in der Verantwortung. "Wir sind seit 30 Jahren von der Stadt Ried beauftragt, das Internat zu führen und tun das mit bestem Wissen und Gewissen. Seit vielen Jahren ist der Betrieb aufgrund des Zustandes des Internats sehr schwierig. Da die Stadt Ried das Gebäude seit 1997 nie wieder saniert hat, fällt der Imageschaden auf uns zurück. Wir als Heimbauverein stehen aber auch künftig für eine Lösung zur Verfügung und haben auch schon Daten für ein Vorprojekt geliefert. Eine ernsthafte Auseinandersetzung geht aber nicht ohne die Stadt Ried und deren Führung!"

Hiobsbotschaft für Schulen und SVR

Für die Direktoren der betroffenen Schulen ist die Schließung eine Hiobsbotschaft.  "Es war uns schon bewusst, dass das Internat irgendwann zusperren wird. Dass dies nun definitiv mit September 2026 erfolgen wird, kommt für uns sehr überraschend. Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass das Internat solange existieren wird, bis eine Unterbringungslösung gefunden wurde", so HAK Direktor Hubert Wiesinger. 50 seiner Schüler, vorwiegend jene, welche den Sport-Zweig gewählt haben und die Wenzel-Schmidt Fußballakademie absolvieren, sind konkret von der Schließung betroffen. Aber auch Schüler der HTL Ried, welche den Ausbildungszweig Agrar- und Umwelttechnik besuchen. "Dieser Zweig wurde vor acht Jahren ins Leben gerufen. Seither nutzen unsere Schüler das Internat der Stadt Ried. Zurzeit sind es 24. Die Nachfrage wäre sogar größer, aber aufgrund des schlechten Zustandes des Internats entscheiden sich viele für eine Ausbildung in Wieselburg", erklärt Martin Anzengruber, der den Landtechnik-Zweig leitet. Wenn das Internat nun ohne Alternative im September 2026 schließen soll, dann stellt sich für HTL-Direktor Wolfgang Billinger eine berechtigte Frage: "Was sollen wir künftigen Schülern und jenen, die bereits ihre Ausbildung bei uns begonnen haben und im Internat wohnen, sagen? Dass sie ihre Ausbildung bei uns nicht fertig machen können? Das kann doch nicht sein!" Nach Billinger geht es vor allem um jene Schüler, die noch zu jung sind, um ohne Aufsicht und geordnete Strukturen selbstständig in einer eigenen Wohnung zurecht kommen. "Wir versuchen, attraktive Ausbildungsrichtungen zu kreieren, welche auch Schüler von weiter weg anziehen. Das geht nur in Kombination mit einem Internat. Wenn aber die Jungen nicht bei uns anfangen können, kommen sie auch später nicht mehr", so Billinger, der sich, wie Hubert Wiesinger auch, dringend ein Gespräch mit allen Beteiligten wünscht. Ein derartiges Gespräch wird es laut Zwielehner in naher Zukunft geben.

"Möchte Buch schließen"

Dass in dieser Sache nun endlich etwas weitergeht, das wünscht sich auch ISG-Direktor Herwig Pernsteiner. "Wir haben in dieses Projekt schon viele Stunden investiert. Ich möchte dieses Buch endlich schließen und wissen, wie es weitergeht! Ich hoffe, dass sich in den nächsten Wochen einiges klären wird!" Auch der SV Ried ist es ein großes Anliegen, in dieser Causa eine Lösung zu finden. "Es gibt verschiedenste Ansätze. Wichtig ist, dass sich alle Parteien an einen Tisch setzen und Gespräche mit Investoren und Betreibern geführt werden. Wenn noch diesen Herbst der Baustart für einen Neubau erfolgen würde, wäre eine Fertigstellung bis September 2026 sportlich, aber möglich", so SVR-Präsident Thomas Gahleitner. 

Zur Sache:

• Der oberösterreichische Heimbauverein ist einer der landesweit größten Betreiber von insgesamt 8 Wohnheimen in den vier Städten Ried, Braunau, Linz und Wels
• Im Internat der Stadt Ried wohnen aktuell 50 Schüler der HAK, zehn Schüler der BAfEP, fünf Schüler der HW, ein Schüler des BORG, 24 Schüler der HTL Ried und fünf Schüler der HTL Andorf 
• Je nachdem, ob es sich um ein Einzel- oder ein Doppelzimmer handelt und ob Vollverpflegung inkludiert ist oder nicht, kostet die Unterbringung im Internat der Stadt Ried zwischen 342 Euro und 531 pro Monat. Angesichts des sanierungsbedürftigen Zustandes des Gebäudes wirkt dies auf den ersten Blick viel, ist aber trotzdem zu wenig, um die Kosten zu decken.
• Die Stadt Ried verpflichtet sich auch weiterhin, für 35  Schüler über 15 Jahren eine Unterkunft bereit zu stellen