Rudolf Haginger
"Die Pyramide bricht von unten zusammen!"

Rudolf Haginger aus Kirchdorf an Inn. | Foto: Haginger
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50 Jahre in der Natur als Jagdhüter, Jagdverwalter, Jagdleiter, Jagdhundeführer und vor allem als Naturschützer: Für diese Verdienste erhielt Rudolf Haginger aus Kirchdorf am Inn den „Goldenen Bruch“ verliehen. Im Interview gibt der Naturliebhaber einen Einblick, was sich in den vergangenen 50 Jahren in der Jagd geändert hat, warum heute sein Fokus vor allem auf Insekten liegt und wie Jagd in Zeiten der Corona-Krise funktioniert.

Herr Haginger. Ein halbes Jahrhundert sind Sie nun Jäger. Was hat sich in dieser Zeit in der Jagd verändert?
Sehr viel, und das meiste hängt mit der Veränderung unseres Ökosystems zusammen. In den 50/60er Jahren hatten Landwirte noch 20 Kühe, Enten, Schweine, Hühner. Dann wurde die Landwirtschaft immer intensiver, der Einsatz von Herbiziden und Pestiziden stieg. Ich möchte aber den Landwirten daran keine Schuld geben, im Gegenteil, ich habe großen Respekt vor den Bauern.

Was hat das mit der Jagd zu tun?

Wir haben heute viel zu wenige Insekten. Wir Jäger merken das deutlich am Rückgang der Feldlärche, des Rebhuhns und des Fasans. Diese Tiere brauchen das tierische Eiweiß der Insekten. Das Aussterben der Insekten macht mir große Sorgen, denn die Ernährungspyramide bringt dadurch von unter her zusammen. Deshalb wäre ich dafür, aus den zahlreichen brachliegenden Flächen der Landwirtschaft große Blühflächen zu machen. Die Blühstreifen, die wir heute oft neben der Straße sehen, sind meiner Meinung nach von der Größenordnung her viel zu klein und nur etwas fürs Auge.

Welche Veränderungen hat es noch gegeben?
Wir haben heute durch den großflächigen Maisanbau viel mehr Wildschweine als früher. Ich kann mich erinnern, als ein Kollege vor 35 Jahren eine Wildsau erlegt hat. Das war eine große Besonderheit. Heuer haben wir in Kirchdorf bereits 15 Wildschweine geschossen und es sind immer noch sehr viele im Naturschutzgebiet.

Bringt die neue Erlaubnis, bei der Jagd auch ein Nachtsichtgeräte und einen Schalldämpfer benutzen zu dürfen, hier Erleichterung?
Ja, für die Wildschweinjagd ist das ein großer Vorteil, den die Jagd findet fast ausschließlich in der Nacht statt. Bisher musste ein Jäger rund 60 Stunden am Hochstand sitzen, um ein Wildschwein erlegen zu können, trotz Wildkameras. Die Nachtsichtgeräte sind hier nun sicher hilfreich. Leider ist diese Technik sehr teuer.

Wie sieht die Veränderung bei Rehen aus?
Vor ungefähr 30 Jahren wurde das System der Abschussplanung geändert. Früher nahm man Bestände fiktiv an, heute erfolgt die Abschussplanung in Zusammenarbeit mit Landwirten und Behörden. Dieses System hat sich meiner Meinung nach gut bewährt.

Sind Ihnen weitere Änderungen aufgefallen?
Früher hatten viel mehr Jäger einen Jagdhund, heute kaum noch einer. Mein Leitspruch als langjähriger Jagdhundeführer ist aber: „Jagd ohne Hund ist Schund!“

Wie sieht die Jagd in Zeiten der Corona-Krise aus?

An sich hat sich nicht viel in unserer Arbeit geändert, denn auf der Jagd ist man sowieso alleine. Wenn man ein Tier erlegt, helfen normalerweise Jagdkollegen bei der Nacharbeit zusammen. Das geht jetzt zur Zeit nicht. Hier müssen jetzt Familienmitglieder, die im selben Haushalt leben, einspringen.

Rudolf Haginger aus Kirchdorf an Inn. | Foto: Haginger
Für Rudolf Haginger gilt: "Jagd ohne Hund ist Schund!" | Foto: Haginger
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