Fasching: Redaktionsschluss für Missgeschicke des Jahres

- Tradition: Seit Anfang an sind nur Männer auf der Bühne zu sehen. Frauen nehmen nur an der Balletaufführung teil.
- Foto: Sportunion Hohenzell
- hochgeladen von Katrin Stockhammer
Hohenzeller Fasching der Union feiert 40-Jahr-Jubiläum mit Festschrift
Aufgepasst, heißt es seit 40 Jahren in Hohenzell. Denn passiert einem ein Missgeschick, kann es sein, dass man sich ein paar Monate später in einem Stück des Hohenzeller Faschings der Union wiederfindet. Und verschont wird niemand: Weder Pfarrer, noch Bürgermeister, noch die Mitwirkenden selber.
HOHENZELL (kat). Was ist das für eine Veranstaltung, für die sich Menschen bereits um halb 3 Uhr früh für Karten anstellen? Ein U2-Konzert? Ein Lady Gaga-Auftritt? Weder noch: Es ist der Hohenzeller Fasching der Sportunion. „Heuer beginnt der Kartenvorverkauf am 21. Jänner, um 7.30 Uhr. Die ersten kommen aber bereits um halb drei zur Bäckerei Engertsberger, um die Karten zu bekommen, die sie wollen. Dieses Anstellen alleine ist schon zur Tradition geworden“, erzählt Union-Obmann Karl Wöllinger. Und dabei hat alles ganz klein angefangen. Die Idee zum Union Fasching ging von Josef Kettl, Franz und Josef Wöllinger sowie von Max Brandl aus. Sie veranstalteten im Jahr 1973 einen Faschingsabend mit Gesellschafts- und Tanzspielen. Bereits im Programm: die Missgeschicke der Hohenzeller. 40 Gäste waren es beim ersten Union-Fasching. Heuer kommen zu den vier Veranstaltungen rund 1000 Besucher. Im Gegensatz zur Besucherzahl hat sich eines in den 40 Jahren nicht geändert: Nur Männer spielen beim Hohenzeller Fasching Theater. Nur ein einziges Mal, im Jahr 1998, waren zwei Geigerinnen auf der Bühne. Doch so ganz ohne Frauen geht es dann doch nicht. So gibt es jedes Jahr Tanzaufführungen vom Union-Ballet. Nur zweimal – 1993 und 2011 – fiel diese Show aus. Darum wurde vergangenes Jahr kurzerhand ein Schwanensee aufführendes Männerballet zusammengestellt.
Jedes Jahr sind etwa 20 Personen für den Hohenzeller Fasching am Werk – sei es als Schauspieler oder als Techniker. Die Stücke schreiben die Mitwirkenden selbst – auch Josef Kettl ist nach wie vor als Faschings-Autor tätig. Doch wie kommt man zum Stoff, oder besser gesagt, zu den Missgeschicken? „Die Hohenzeller wissen bereits, wem sie was erzählen müssen. Josef Berger sammelt dann die Geschehnisse. Ab Anfang November werden diese Missgeschicke dann in Theaterstücken, Gedichten, G’stanzln oder umgedichteten Schlagern verarbeitet. Redaktionsschluss ist der Fasching. Beleidigen wollen wir mit unseren Stücken aber niemanden“, erklärt Obmann Wöllinger.
Wer den Hohenzeller Fasching bisher verpasst hat, bekommt jetzt eine Möglichkeit, Versäumtes nachzuholen: Die Union gibt zum Jubiläum eine Festschrift heraus. Dieser liegt auch eine DVD mit Ausschnitten aus den Faschingsaufführungen seit 1982 (seit es Videoaufnahmen gibt) bei. Und die Faschings-Tradition geht weiter, wie Wöllinger erklärt: „Die Jungen sind sehr aktiv und engagiert. Ich bin überzeugt, der Union Fasching bleibt Hohenzell erhalten“.


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