Leserbrief
Halten, wo Bedarf ist

- Die Zukunft der Hausruckbahn ist nicht gesichert – eine Prüfung steht aus.
- Foto: A. Gasselsberger
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Johann Fasthuber aus Utzenaich hat sein ganzes Berufsleben als Fahrdienstleiter bei den ÖBB verbracht, unter anderem in Ried, Braunau und Schärding. In Bezug auf die im Raum stehende Stilllegung der Hausruckbahn hat er uns einen Leserbrief geschickt.
Die Salzkammergutbahn (Hausruckbahn) wurde 1877 von der Kronprinz Rudolf Bahn Gesellschaft eröffnet. Auf dieser Strecke kann man heute noch nostalgische Sicherungsanlagen bewundern und es gibt noch echte Schrankenwärter, zum Beispiel in Bad Ried, Aurolzmünster und Hausruck. Der Südabschnitt Attnang Puchheim - Stainach Irdning wurde bereits 1927 elektrifiziert. In den Neunzehnsiebziger Jahren wurde eine Modernisierung des Nordabschnittes Attnang Puchheim - Schärding angekündigt und der Hausrucktunnel für eine Elektrifizierung abgesenkt. Die Durchführung der Elektrifizierung fiel allerdings dem Sparstift zum Opfer. Seither erlebt die Hausruckbahn ein Auf und Ab an Ankündigungen von einer Modernisierung bis hin zur Stilllegung.
In der Realität hat man während dieser Jahrzehnte nur das Nötigste getan, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Nun sind wir wieder bei der Einstellung des Fahrgastbetriebs angelangt. Der Argumentation seitens der ÖBB folgend benutzen zu wenige Fahrgäste die Regionalbahn. Für Insider war diese Entwicklung vorhersehbar. Ich habe mir vor gut zehn Jahren die Mühe gemacht, allen Bürgermeistern entlang der Strecke von Attnang Puchheim nach Schärding einen Brief zu schreiben, mit der Bitte, sich für eine technische Modernisierung, sprich einen Zugleitbetrieb sowie zuggesteuerte Schrankenanlagen einzusetzen. Ich habe auch Vorschläge bezüglich der Haltestellen gemacht, nach dem Prinzip: dort Halten, wo Bedarf ist. In den vergangenen Jahrzehnten entstanden entlang der Bahn neue Siedlungen und große Betriebe wurden errichtet. Beim größten Leitbetrieb mit tausenden Mitarbeitern fährt der Zug hinter den riesigen Hallen allerdings vorbei. Bürger der Gemeinden Aurolzmünster und St. Martin im Innkreis zahlen die Zeche. Die Blechlawine, die sich durch ihre Orte wälzt, macht es ihnen schwer, die Straße zu überqueren oder einfach nur links abzubiegen. 2019 wurde von den ÖBB noch eine Modernisierung der Regionalbahnen angekündigt, nun wird das mögliche Aus verkündet. Im Gegensatz zu anderen großen Projekten wie dem Koralmtunnel, dem Semmeringtunnel oder der Neubaustrecke Tullnerfeld sind die Kosten für die Modernisierung der Hausruckbahn nur Peanuts. Die Bürger des Inn- und Hausruckviertels sind brave und fleißige Leute und verdienen es, dass man auch etwas für sie tut. Sie verdienen es, dass ihre Kinder sicher und pünktlich zur Schule kommen und, wenn möglich, der Arbeitnehmer bei der Fahrt zur Arbeit kein Auto benötigt. Würden die technische Modernisierung und die Halte dort stattfinden, wo große Betriebe und Siedlungen sind, würde die Frequenz bestimmt auf die erforderlichen 2500 Fahrgäste steigen. Der Verkehrsminister und die Führungskräfte der ÖBB sind weit weg vom Innviertel und werden die Hausruckbahn wahrscheinlich auch nicht benutzen. Darum liegt es an den politischen Entscheidungsträgern hier vor Ort, zusammenzustehen, gemeinsam das schier Unmögliche zu erreichen.
Johann Fasthuber
Utzenaich
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