Interview mit einem Quereinsteiger
Von Null auf Hundert zum Stadtrat

Peter Stummer, neuer Sportstadtrat in Ried. | Foto: Foto: Stummer

RIED. Seit 2015 aktiv für die SPÖ im Einsatz, seit Mai 2017 Stadtparteivorsitzender und seit kurzem als Nachfolger von Michael Steffan auch Sportstadtrat in Ried: Peter Stummer katapultierte sich in drei Jahren vom Quereinsteiger zum Stadtrat. 

Vor drei Jahren waren Sie politisch noch ein völlig unbeschriebenes Blatt, heute sind Sie Vorsitzender des Sportausschusses. Wie kam's?

Peter Stummer: Ende 2014/ Anfang 2015 hat mit Michael Steffan kontaktiert und mich gefragt, ob ich Interesse hätte, in der SPÖ mitzuarbeiten. Ich habe in der Folge in die Rieder Politik hinein geschnuppert und war bei den Fraktionssitzungen dabei. Bei der Wahl habe ich auf Platz neun kandidiert. Da wir nur sieben Mandate bekommen hatten, wurden ich erst einmal Ersatzgemeinderat.

Wie ging es dann weiter?
Seit ich am 17. Mai 2017 einstimmig zum neuen Stadtparteivorsitzenden gewählt wurde, war klar, dass ich auch Michaels Nachfolge im Stadtrat antreten werden. Den Zeitpunkt seines Rückzugs ließ sich Michael damals noch offen, vor wenigen Wochen war es nun so weit.

Bei welchen Projekten waren Sie bisher federführend politisch aktiv?

Ich habe zum Beispiel gemeinsam mit Stadtrat Michael Kirchmayr den Kautionszuschuß konzeptioniert. Dieses Projekt wurde mehrmals im Ausschuß abgelehnt, ehe es dann 2016 einstimmig beschlossen wurde. Seither können sich Wenigverdiener für diesen Zuschuss bewerben. Nähere Infos dazu sind auf der Gemeindehomepage zu finden. Weiters habe ich das Konzept für die moderaten Dauerkartenpreise für das Rieder Freibad erarbeitet und mich sehr für die Umsetzung eingesetzt.

Was sind Ihre künftigen Ziele für Ried?
Als Vorsitzender des Sportausschusses schwebt mir mittel- bis langfristig eine eigene Bezirkssporthalle für Ried vor, in welcher auch die Heimspiele unserer Volleyballer sowie der Eishockey-Mannschaft ausgetragen werden können. Will Ried eine Sportstadt sein, so wie immer betont wird, dann braucht es auch eine Bezirkssporthalle. Generell bin ich ja der Meinung, dass Ried nicht zugleich Einkaufsstadt, Sportstadt, Schulstadt usw. sein kann. Meiner Ansicht nach wäre es besser, hier Schwerpunkte zu setzen und diese auch wirklich voran zu treiben.

Gibt es ein weiteres wichtiges Projekt?
Auch die mehr als notwendige Sanierung oder Neuerrichtung des Internates wäre mir sehr wichtig. Die Stadt Ried verzeichnet mit dem derzeitigen Internat aufgrund der schlechten Auslastung jährlich einen Abgang von ca. 160.000 Euro. Das kann so nicht weitergehen. Es gibt ja bereits ein Konzept der ISG, welches Kleinstwohnungen vorsieht. Ich bin aber kein Befürworter dieses Konzeptes, da die Vermietung nicht zweckgebunden wäre. Nicht nur Schüler, sondern alle Personen könnten sich also eine Wohnung mieten. Meiner Meinung nach ist der Bedarf an Wohnmöglichkeiten in Ried für Schüler, aber auch Lehrlinge gegeben.

Sie treten mit ihrer Nachfolge in die Fußstapfen eines sehr erfahrenen Politikers? Ist das auch eine Last für Sie?
Nein! Michael Steffan ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit und ein hervorragender Stratege. Wir beide sind aber sehr verschieden. Wir haben die gleichen Werte, unsere Charaktere unterscheiden sich aber sehr. Michael Steffan konnte durch seine verbindende Art viele Brücken bauen. Ich selbst schätze mich als direkter ein. Ich weiß natürlich, dass man in der Politik mit dem Kopf durch die Wand gar nichts erreicht, trotzdem scheue ich Konflikte nicht. Außerdem werde ich in meiner Anfangszeit Michael quasi als meinen Mentor bei wichtigen politischen Themen zu Rate ziehen.

Nach dem Rücktritt von Michael Steffan wurde der dritte Vizebürgermeistersessel nicht mehr nachbesetzt. Hätten Sie dieses Amt gerne übernommen?
Ja. In Ried war es eine langjährige Tradition, dass auch die drittstärkste Fraktion einen Bürgermeister stellt. Natürlich war das Amt von Michael an seine Person gebunden, dass mit dieser langjährigen Tradition aber genau jetzt gebrochen wird, kann ich nicht nachvollziehen. Hätte ich die Nachfolge antreten sollen, dann hätte ich mich dieser Herausforderung natürlich gestellt. Das wäre meine Verpflichtung gegenüber unseren Wählern gewesen. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite reichen für eine Stadt wie Ried natürlich zwei Vizebürgermeister, das steht außer Frage.

Sie haben kürzlich in einer Presseaussendung in Zusammenhang mit den Äußerungen von LR Elmar Podgorschek von einer "Antiwerbung für Ried" gesprochen. Wollen Sie das näher ausführen?
Welche Privatmeinung LR Podgorschek hat, ist mir wirklich egal. Er ist aber Regierungsmitglied und macht gleichzeitig durch seine Äusserungen die Säulen der Demokratie schlecht. Er suggeriert oft, dass Medien und Justiz zu linksgerichtet sind und nicht wahrheitsgetreu handeln bzw. berichten. Damit schürt er Ängste, anstatt sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren, sich für die Bevölkerungen Österreichs stark zu machen. Diese Art des Populismus und Aktionismus hat vielleicht noch in der Opposition seine Berechtigung, nicht aber als Regierungsmitglied!

Wo würden Sie sich auf der Skala von links nach rechts einordnen?

Mitte links. Die Werte und die zugrundeliegende Gesinnung der SPÖ vertrete auch ich, jedoch habe in bei mehreren Themen meine eigene Ansicht. Ich habe zum Beispiel die Kommunikation der SPÖ zum Thema Flüchtlingswelle 2015 als sehr unglücklich empfunden. Wenn Leib und Leben in Gefahr sind, ist die Aufnahme von Flüchtlingen natürlich kein Thema. Migration ist für Österreich notwendig, um auch in Zukunft genügend Arbeitskräfte zu haben. Wenn sich durch Migration allerdings Parallelgesellschaften und Ghettos bilden, geht das zu weit. In Österreich geboren zu sein und nicht deutsch sprechen zu können, ist für mich ein absolutes No-Go. Integration ist keine Einbahnstraße!

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