1100 Besucher bei Reichersberger Pfingstgesprächen

OÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer, Petra Bahr, Landeshauptmann Josef Pühringer und Propst Maximilian Fürnsinn. | Foto: OÖVP/Hermann Wakolbinger
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REICHERSBERG. Bei der politischen Gestaltungsarbeit geht es nicht nur um die Tagespolitik. Es geht auch um das Weiterdenken und die Beschäftigung mit grundsätzlichen gesellschaftlichen Herausforderungen. Dieses Signal will die OÖVP mit ihren "Reichersberger Pfingstgesprächen" senden. „Daher steht bei unserer Vor-, Quer- und Nachdenker-Veranstaltung auch immer der Blick über den Tellerrand im Mittelpunkt, und zwar nicht nur über die Landes-, sondern auch über Parteigrenzen hinaus“, unterstrich Landeshauptmann Josef Pühringer im Rahmen der 18. Reichersberger Pfingstgespräche, die am 9. und 10. Juni im Stift Reichersberg stattgefunden haben. Aus diesem Grund hatte man auch ganz bewusst Ernst Ulrich von Weizsäcker als Hauptreferenten zum Generalthema "Braucht der Wandel Werte – brauchen Werte Wandel" eingeladen. Der frühere hochrangige SPD-Politiker ist deutscher Naturwissenschaftler, Co-Präsident des Club of Rome und gilt als DER Nachhaltigkeitsexperte – auch aufgrund seines Buches "Faktor Fünf. Die Formel für nachhaltiges Wachstum."

Mehr als 1100 Besucher kamen an beiden Tagen ins Stift Reichersberg, um die Referate von Landeshauptmann Josef Pühringer, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Petra Bahr, Maximilian Fürnsinn und Rudolf Burger zu hören. OÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer freute sich über das große Interesse an den Reichersberger Pfingstgesprächen: „Dies ist auch ein Beleg dafür, welchen Stellenwert die Pfingstgespräche als Vordenkerveranstaltung innerhalb der OÖVP haben und dass die Erkenntnisse daraus sehr wohl auch in die politische Gestaltungsarbeit einfließen."

Aus den Referaten der Reichersberger Pfingstgespräche:

Landeshauptmann Josef Pühringer
„Wir leben in einer Welt des ungeheuren Wandels, da stellt sich natürlich die Frage, reagiert die Politik nur noch oder gestaltet sie selbst, auf der Basis eines vernünftigen Wertefundaments?“, betonte Landeshauptmann Pühringer in seinem Referat. Im Sinne eines Interessenausgleichs müsse es, damit nicht einfach der Stärkere gewinne, einen klaren Wertekompass geben, der der Politik als Orientierung dienen könne. „Aus der Sicht der OÖVP ist die Ökosoziale Marktwirtschaft jenes Modell, das den Menschen am ehesten Freiheit garantieren kann, aber nicht im Sinne von Schrankenlosigkeit, sondern innerhalb eines Rahmens, den etwa die Ökologie, das Ressourcenangebot und die soziale Ausgewogenheit vorgeben. Innerhalb dieses Rahmens kann die Politik dann agieren und den für den gesellschaftlichen Zusammenhalt notwendigen Ausgleich schaffen. Die Politik muss immer den größten gemeinsamen Nenner finden, dabei aber stets ein besonderes Augenmerk auf die Schwächeren in der Gesellschaft richten, denn nur dann ist sie auch sozial verträglich“, unterstrich Pühringer.

„Verantwortungsvolle Politik muss dem Fortschritt eine Richtung und die richtige Geschwindigkeit geben. Wertebegründete Politik heißt, die Schöpfung bewahren. Hier müssen wir gezielt in die hellen Köpfe von morgen investieren, Naturwissenschafter und Ingenieure, die mit ihren Ideen die Welt von morgen gestalten, etwa beim Klimaschutz und bei der Ressourcenschonung. Wir müssen Entscheidungen heute auch aus der Perspektive der kommenden Generationen treffen und uns fragen, was die berechtigten Lebensinteressen der kommenden Generationen sind, die von unseren Entscheidungen abhängen. Dies betrifft nicht nur die Umweltpolitik, sondern beispielsweise auch die Finanzpolitik. Wir dürfen nicht die Zukunft unserer Kinder durch überhöhte Verschuldung oder übermäßigen Ressourcenverbrauch schon heute verbrauchen“, so Pühringer.

Ernst Ulrich von Weizsäcker
In die selbe Kerbe schlug auch von Weizsäcker: „Die vorhandene Ressourcen reichen bei Weitem nicht für den gleichen Wohlstand aller Menschen aus. Würden alle Menschen den europäischen Lebensstil pflegen, dann könnte unsere Erde nur 2,1 Mrd. Menschen vertragen, aktuell leben aber bereits 7 Mrd. Menschen auf der Welt und die Bevölkerung wächst weiter. Damit alle den gleich hohen Lebensstil pflegen können und zugleich die Umwelt abgesichert wird, müssten Technologien und Infrastruktur, aber auch Verhaltensweisen so gestaltet werden, dass aus den Ressourcen fünf mal soviel herausgeholt werden kann wie derzeit“. Dass dies möglich ist, zeigt er in seinem Bestseller „Faktor Fünf. Die Formel für nachhaltiges Wachstum“ auf. Im Sinne einer „Therapie“ plädierte Weizsäcker für eine „Re-Regulierung“, allerdings nicht in Form einer „Superbürokratie“. Vielmehr solle die EU die großen Rahmen setzen, die Details sollten dann vor Ort selbst geregelt werden, so Weizsäcker. Beispiele für die großen Rahmenbedingungen durch die EU sind für ihn etwa die Finanztransaktionssteuer, aber auch eine Besteuerung von Informationsflüssen im Internet.

Petra Bahr
Mehr Demut von Verantwortungsträgern in allen Bereichen forderte die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche Deutschlands, Petra Bahr, ein: „Demut widersteht der Eitelkeit und der Geltungsgier, weil sie um die Anfälligkeit und Kurzfristigkeit der von anderen unterstellten Großartigkeit weiß. Die alte Unterscheidung von Person und Amt kann helfen, die Verwechslung von der anvertrauten Aufgabe und der eigenen Person aufzudecken.“ Bahr weiters: „Wir stecken heute nicht nur in einer Finanz- und Schuldenkrise, sondern auch in einer Orientierungskrise. Wir haben uns die Gestaltungsoptionen unserer Kinder ausgeliehen, zugleich berauben wir sie – entweder aus Dummheit oder Ignoranz – auch der Werte und Haltungen, die aus dem Christentum kommen und die unseren westlichen Kulturkreis geprägt haben. Auf welche Orientierungen und Haltungen können unsere Kinder zurückgreifen, wenn sie einmal als Erwachsene Entscheidungen treffen sollen?“ Orientierung im Leben brauche auch Prinzipien und Normen, doch damit diese auch verlässlich im eigenen Handeln akzeptiert werden, brauche es Erfahrungen, die durch das Christentum als kulturelle Grammatik geprägt worden seien, so Bahr.

Maximilian Fürnsinn

Prälat Maximilian Fürnsinn, der Propst des Stiftes Herzogenburg, betonte, für eine zukunftsfähige Weltordnung brauche es auch eine Weiterentwicklung der Wertekultur. Hier könne das Christentum nach wie vor wichtige Beiträge liefern, etwa durch die unbegrenzte Versöhnungsbereitschaft, die Solidarität und die Nächstenliebe. „Unsere Gesellschaft braucht einen neuen Schub spürbarer Solidarität. Dazu ist eine Kultur der Grenze, des rechten Maßes und des Teilens unerlässlich“, so Fürnsinn. Weiters plädierte er dafür, „Biotope der Hoffnung“ in allen Bereichen des Lebens zu schaffen.

Rudolf Burger
Der Philosoph Rudolf Burger gab einen historischen Überblick über die Entstehung der Werte. Aus seiner Sicht sind Werte wichtig: „Wenn Sie unter Leuten sind, die die Werte hochhalten, dann sind Sie in guter Gesellschaft, das sind anständige Leute“, so Burger. Allerdings dürfe es keine Inflation der Werte geben, indem alle moralisierenden Positionen gleich auf die Ebene von Werten gehoben werden.

OÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer, Petra Bahr, Landeshauptmann Josef Pühringer und Propst Maximilian Fürnsinn. | Foto: OÖVP/Hermann Wakolbinger
OÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Propst  Maximilian Fürnsinn, Landeshauptmann Josef Pühringer, Petra Bahr und Rudolf Burger. | Foto: OÖVP/Hermann Wakolbinger
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