AMS Ried: 200.000 Euro gegen die Arbeitslosigkeit

1186 arbeitslose Personen und 930 offene Stellen waren im Mai am AMS Ried gemeldet.
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BEZIRK (lenz). Lange schien der Arbeitsmarkt im Bezirk Ried eine "Insel der Seligen" zu sein. Die Arbeitslosenquote blieb zwar im Juni mit 4,5 Prozent einmal mehr weit unter dem Österreich-Durchschnitt von 8,6 Prozent – doch sie steigt stetig. "Die Zentralräume sind besonders betroffen, aber auch im Bezirk Ried gibt es erste Anzeichen, dass diese Entwicklung vor der Region nicht Halt macht", weiß Klaus Jagereder, Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Ried. Die Höhe der Arbeitslosenquote wird beeinflusst durch die Anzahl der Personen, die ohne Job sind, sowie die Zeitspanne, die sie für die Jobsuche brauchen. "Je länger es dauert, bis sie wieder einen passenden Job gefunden haben, desto stärker erhöht sich die Arbeitslosenquote", erklärt Jagereder. Im Schnitt braucht es im Bezirk 102 Tage, bis jemand wieder einen Job findet. Besonders betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit sind Personen ohne Berufsausbildung, mit gesundheitlichen Problemen und die Generation 50+. "Das Problem ist, dass diese 'Zielgruppen' immer öfter immer länger im Abseits landen – und dadurch noch schwerer wieder einen Job finden."

200.000 Euro für die Region

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, geht das AMS Ried in die Offensive: Rund 200.000 Euro werden in eine Eingliederungsbeihilfe für besagte Zielgruppen investiert. Unternehmen sollen motiviert werden, Betroffenen eine Chance zu geben. Als Anreiz werden bei Vereinbarung eines längerfristigen Dienstverhältnisses die Lohnkosten für die ersten beiden Monate übernommen. "Jeder Mitarbeiter muss sich am Arbeitsplatz engagieren – wichtig ist, dass Personen, die aus dem Beschäftigungsrad herausgefallen sind, eine Chance bekommen, ihr Engagement zu zeigen", sagt Jagereder. Er ist sich sicher: "Alt und Jung ergänzen sich im Team sehr gut. Ein Mix wirkt sich sowohl auf den Unternehmenserfolg als auch auf das Betriebsklima positiv aus." Um das zu verinnerlichen, erfordere es ein Umdenken in der Gesellschaft. "Man kann das Alter nicht an einer Zahl fest machen und sagen, mit 50 ist man zu alt. Vielmehr müssen Unternehmen und Arbeitnehmer überlegen, was man mit 50 besser machen kann, als manch junger Kollege."

"Mercedes des Schnupperns"

Im Zuge der Eingliederungsbeihilfe des AMS Ried können sich Unternehmen und Arbeitnehmer gegenseitig kennenlernen und präsentieren. "Und das alles in einem angemeldeten, vollversicherten Dienstverhältnis – das ist sozusagen der Mercedes des Schnupperns", ist Jagereder überzeugt. Oft zeigen sich die Fähigkeiten der Bewerber erst auf den zweiten Blick – wie etwa im Falle einer Reinigungskraft aus dem Bezirk: "Das Unternehmen stellte die Frau für 20 Stunden ein, die Lohnkosten der ersten beiden Monate haben wir übernommen. Erst in der Praxis stellte sich heraus, dass sie viel mehr kann, auch Erfahrung in der Buchhaltung hat. Jetzt wird überlegt, das Arbeitsverhältnis auf 30 Stunden auszubauen." Erfolgsbeispiele wie diese gibt es bereits mehrere – und viele weitere sollen folgen.

Zu geringes Wirtschaftswachstum

Die immer schwieriger werdende Situation am Arbeitsmarkt für Langzeitarbeitslose führt Jagereder auf das geringe Wirtschaftswachstum zurück. "Die aktuellen Rahmenbedingungen erlauben es den Unternehmen, auf die Bewerber zu warten, die genau ihren Vorstellungen entsprechen. Ein Prozent Wirtschaftswachstum ist für den Arbeitsmarkt einfach zu wenig – und es trifft immer wieder die gleichen, die arbeitslos werden." Kritik, dass diese ohnehin nicht arbeiten gehen wollen, kann Jagereder nicht verstehen. "Es gibt sicherlich welche, die sich mit dem österreichischen System arrangiert haben. In meiner beruflichen Karriere hatte ich erst einen Klienten, der wirklich nicht arbeiten wollte. Wegen solcher Einzelfälle kann man aber nicht das ganze System verteufeln."

1186 arbeitslose Personen und 930 offene Stellen waren im Mai am AMS Ried gemeldet.
Klaus Jagereder, Leiter des AMS Ried | Foto: AMS
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