AMS-Leiter Klaus Jagereder:
„Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor ein Markt!“

Klaus Jagereder, Leiter des Arbeitsmarktservice Ried. | Foto: BRS

BEZIRK RIED. Ende September waren in Ried 1242 Personen arbeitslos gemeldet, das sind um rund 200 Personen weniger als im Vormonat. Gleichzeit sind 1164 offene Stellen beim Arbeitsmarktservice ausgeschrieben. „Mit diesem Verhältnis liegen wir jetzt wieder da, wo wir vor Corona waren“, so Klaus Jagereder, Leiter der Arbeitsmarkservice Ried. Aber: In der aktuellen Arbeitslosenzahl noch nicht enthalten sind jene Menschen, die kürzlich aufgrund der Corona-Krise bei FACC ihren Job verloren haben, da ihr Dienstverhältnis noch bis November aufrecht ist „Insgesamt wurden 610 Mitarbeiter, darunter 315 aus Ried, abgebaut“, so Jagereder. Sofort nach den Kündigungen hat das AMS mit den betroffenen Personen Kontakt aufgenommen, um sie bei der Orientierung am Arbeitsmarkt zu unterstützen. „Die Entlassenen haben die unterschiedlichsten Ausbildungen und oft jahrelang bei FACC gearbeitet. Daher ist es für viele nun schwierig, in den einst erlernten Beruf zurückzukehren. Wir bieten aber fast jede Umschulung und Ausbildung an – von technischen Berufen über handwerkliche Berufe bis hin zu Buchhalterprüfung“, so Jagereder.

Pflege braucht Personal

Da besonders in der Pflege händeringend nach Personal gesucht wird, hofft Jagereder, dass sich einige ehemalige FACC-Mitarbeiter für eine Ausbildung in diesem Bereich entscheiden. „Wir könnten im Bezirk Ried sofort 40 neue Pflegekräfte gebrauchen. Leider haben Pflegeberufe das Image, schlecht bezahlt zu sein. Mit den Zuschlägen für Nacht- und Wochenenddienste kommen die Mitarbeiter aber auch hier auf rund 1800 Euro netto“, so Jagereder. Nachsatz: „Wer sich für eine neue Ausbildung entscheidet, bekommt zusätzlich zum Arbeitslosengeld rund 200 Euro. Natürlich ist dieser Betrag geringer als ein volles Gehalt bei FACC. Wer aber das Geld vom Sozialplan, das er nach der Kündigung bekommen hat, zur Überbrückung verwendet, wird fast auf das Gleiche kommen“, so Jagereder. Eine, die diesen Weg gehen wird, ist Viktoria Gehnböck aus Schildorn. "Ich wollte nach dem Poly eine Ausbildung zur Krankenschwester machen, war damals aber noch zu jung dafür. So habe ich bei FACC eine Lehre zur Kunststofftechnikerin absolviert und war 15 Jahre lang vom Freude im Unternehmen tätig", so die 31-Jährige. Nach ihrer Kündigung wird die Schildornerin nun ab 1. Dezember eine Pflegeausbildung starten. Nach Abschluss möchte sie gerne im Pflegeheim Eberschwang arbeiten. "Das Heim hat einen sehr guten Ruf und es hier auch eine Kinderbetreuung, was für mich als Mama natürlich von Vorteil ist", so Gehnböck.

Falsches Bild kursiert

Die schwierige Situation von FACC in der Corona-Krise ist im Bezirk Ried aber eher die Ausnahme. „Ungefähr ein Drittel der Unternehmen haben mit Herausforderungen zu kämpfen, aber zwei Drittel suchen dringend nach Mitarbeitern. Viele Unternehmen sind der Meinung, dass wir in Ried so wie in Wien eine Arbeitslosenquote von knapp 15 Prozent haben und fragen sich, warum wir nicht mehr Jobsuchende schicken. Die Quote liegt in Ried aber Gott sei Dank nur bei 4,1 Prozent. Daher müssen Unternehmen nach wie vor überlegen, wie sie sich als Arbeitgeber noch attraktiver machen können und was sie tun müssen, um Jobsuchende, die nicht hundertprozentig ins Anforderungsprofil passen, trotzdem einstellen zu können. Oft herrscht bei Unternehmen der Gedanke, dass Jobsuchende froh sein sollen, wenn sie einen Arbeitsplatz erhalten. So ist das aber nicht. Der Arbeitsmarkt ist ein Markt und Jobsuchende können oft zwischen vielen Unternehmen wählen."

Problem: Langzeitarbeitslose

Ein großes Problem stellen laut Jagereder aber die aktuellen Zahlen bezüglich Langzeitsarbeitslosigkeit im Bezirk Ried dar. „Von den 1242 Arbeitslosen sind 414 länger als sechs Monate auf Jobsuche. Das sind um 239 Menschen mehr als vor einem Jahr. 111 Personen, um 46 Menschen mehr als vor einem Jahr, such sogar schon länger als ein Jahr nach Arbeit! Diese Zuwächse um 137 und 71 Prozent machen mir Sorgen“, so Jagereder.

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