Handwerksbäcker
"Ich höre immer öfter: ,Dann hör' ich halt auf'"

Brot wird etwa eine Stunde bei großer Hitze gebacken. | Foto: Mayer Bäcker
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  • Brot wird etwa eine Stunde bei großer Hitze gebacken.
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Besonders von der Energiekrise betroffen: die Bäcker. "Ich kann nicht kühler backen", sagt Christian Mayer, Mayer Bäcker in Ried.

BEZIRK RIED. Gundsätzlich gebe es auf der Kostenseite drei nicht beeinflussbare Positionen, erklärt der Rieder Bäcker- und Konditormeister Christian Mayer, Bäckerei Mayer: Personalkosten machten etwa 50 Prozent aus. Die aktuelle Erhöhung der Kollektivlöhne liege hier bei 6,5 Prozent. Auch Rohstoffkosten würden steigen.

Christian Mayer (r.), Bäcker- und Konditormeister, Ried. | Foto: Mayer Bäcker
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Für die Bäckerei Mayer seien dadurch in den letzten acht Monaten Mehrkosten von 100.000 bis 110.000 Euro angefallen. Zu den generell gestiegenen Getreidekosten kämen für die Produzenten auch hier Mehrbelastungen durch Energiekosten. Bei seinem Müller, Haberfellner in Grieskirchen, fielen da jetzt statt 1,2 Millionen 4,8 Millionen Euro an. Und natürlich brauche ein Bäcker viel Gas und Strom – mit Preissteigerungen von 600 und 800 Prozent.

Sparpotential ausgeschöpft

"Ich kann nicht kühler backen oder wärmer kühlen", erklärt Mayer. Die Sparpotentiale wie Abwärme-Nutzung seien weitgehend ausgeschöpft. Mit einer Straffung des Sortiments und dem Verzicht auf Sonderbestellungen seien noch minimale Reduktionen möglich. Von 30 Prozent Mehrkosten gebe man zehn Prozent durch eine Preiserhöhung an die Kunden weiter. Mehr ginge nicht.

Das Hauptproblem sei, dass man nicht wisse, wie lang man "durchtauchen" müsse, beschreibt Mayer die Unsicherheit. Bäckermeister Alois Hauer, Bäckerei Hauer in St. Martin, sieht das ähnlich.

Alois Hauer, Bäckermeister, Bäckerei Hauer in St. Martin im Innkreis. | Foto: Bäckerei Hauer
  • Alois Hauer, Bäckermeister, Bäckerei Hauer in St. Martin im Innkreis.
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Sein Strompreis sei von sieben auf 30 Cent gestiegen. Für das neue Jahr hat er, wie auch Mayer, noch keinen Vertrag. Für 5.000 Euro kriege er derzeit nur halb so viel Heizöl wie noch vor einem Jahr. Und auch die fünf Busse, mit denen ein paar seiner 23 Mitarbeiter im "Gai" unterwegs sind, bräuchten Diesel.

Auch Personalmangel drückt

"Wir hätten halt zwei Kinder auch", berichtet Hauer davon, dass seine Frau oft von fünf Uhr Morgens bis 18 Uhr im Geschäft steht. Er stellt dem Unternehmerleben jene Zeit gegenüber, als er noch als Abteilungsleiter bei einer Großbäckerei angestellt war. Über das Zusperren denke er dann auch schon mal laut nach, gesteht Hauer.

Bäcker und "Energiewirt"

Wer grade investiert und Kredite am Laufen habe, für den sei es jetzt natürlich noch schwerer, weiß Christian Mayer. In seiner unbelasteten Situation überlege er eher, wie er die PV-Anlage auf dem eigenen Dach ausbauen könne. Auch er hat ab Jänner 2023 noch kein Angebot eines Stromlieferanten für einen Neuvertrag. Verzehnfachungen seien nicht mehr kalkulierbar, erklärt Mayer.

Man müsste große Stadeln finden, um die Dachfläche zu mieten, berichtet Mayer von Vorschlägen einer Energieberaterin. "Eigentlich ist es nicht der Sinn, dass man als Bäcker Strom produziert", meint Mayer. Andererseits: Nichts zu tun, das sei, wie vor der Schlange sitzen und warten zu müssen, bis sie zubeißt.

"Dann sperr' ich halt zu", höre er mittlerweile immer öfter, berichtet Mayer. Und: "Nur für Strom und Gas zu arbeiten, das geht sich nicht aus." Mayer bleibt optimistisch, weil "das Pendel auch wieder in die andere Richtung ausschlägt".

In Oberösterreich gibt es 349, im Bezirk Ried 23 aktive Bäcker. | Foto: Mayer Bäcker
  • In Oberösterreich gibt es 349, im Bezirk Ried 23 aktive Bäcker.
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ZUR SACHE: TAG DES BROTES

"Am 16. Oktober 2022, dem Welttag des Brotes, machen die Handwerksbäcker wieder auf ihr umfangreiches Sortiment aufmerksam, das nicht nur traditionelle, überlieferte Rezepte, sondern auch zahlreiche neue innovative Rezeptkreationen beinhaltet", informiert die oberösterreichische Landesinnung der Lebensmittelgewerbe zur wertvollen Arbeit der Handwerksbäcker.
In Oberösterreich gibt es 349, im Bezirk Ried 23 aktive Bäcker.

Die Geschäftserwartungen der österreichischen Bäcker sinken laut KMU Forschung Austria: 24 Prozent der österreichischen Bäcker erwarten für das dritte Quartal 2022 Umsatzrückgänge. Im Vorjahr waren es nur 14 Prozent. 23 Prozent rechnen mit Umsatzsteigerungen, das sind acht Prozent weniger als im Vorjahr. Per Saldo überwiegen laut KMU Forschung Austria die pessimistischen Einschätzungen nur knapp.

Kommentar:

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