Härtefall-Fonds mit Hürden
„In zwei bis drei Monaten werden wir normal weiterarbeiten müssen“
Die Corona-Krise trifft uns alle – besonders auch wirtschaftlich. Speziell Ein-Personen-Unternehmen und Kleinunternehmen stehen jetzt vor einer harten Probe, doch jetzt gibt es etwas Hilfe vom Staat. Seit Freitag, 27.03.2020, ist es möglich das Geld des Härtefall-Fonds zu beantragen. Doch nicht alle hatten zu Beginn eine Berechtigung zum Erhalt dieser finanziellen Unterstützung. Im Gespräch mit der Bezirksrundschau sprechen zwei betroffene Physiotherapeuten über ihre aktuelle Situation.
ST.MARTIN. „Ursprünglich war angedacht, dass wir nichts von diesem Härtefall-Fonds bekommen, da wir ja weiterarbeiten dürfen. Jetzt können wir, sofern wir die Kriterien erfüllen, aber doch darauf zurückgreifen und das ist natürlich eine große Hilfe. Allerdings ist es um die anfallenden Kosten zu begleichen nicht wirklich genug“, sagt Physiotherapeut Sven Albenberger aus St. Martin im Innkreis und fügt hinzu: "Ein bis drei Monate wird das schon funktionieren, denn Ausfälle muss man ja sowieso einkalkulieren - aber dann?“. Der 43-jährige arbeitet aktuell nur stark eingeschränkt weiter und behandelt zurzeit nur Patienten bei denen es wirklich notwendig ist. „Um kein Gesundheitsrisiko einzugehen habe ich rund ein Drittel meiner Patienten abgesagt, ein weiteres Drittel hat von sich aus abgesagt und der Rest sind die Akutfälle, welche zum Beispiel nach einer Operation dringend eine Behandlung benötigen. Hier ist das Problem, dass die Rehazentren geschlossen wurden. Ich fühle mich meinem Berufsethos verpflichtet und will akute Patienten nicht im Stich lassen. Den geforderten Abstand von einem Meter einzuhalten ist hier jedoch relativ schwierig“, sagt der in Neuhofen praktizierende Albenberger. Wichtig für einen sicheren Ablauf des Praxisbetriebes ist, dass kranke Menschen nicht zur Behandlung kommen dürfen. „Wird die Situation jetzt einige Monate so bleiben, glaube ich, dass viele Kollegen aus finanziellen Gründen sowieso weiterarbeiten müssen. Wir werden in Zukunft lernen müssen mit dem Virus zu leben, wir wissen ja nicht ob er in absehbarer Zeit verschwinden wird. Das Leben geht weiter und unsere Dienste sind sehr gefragt“, so der verwitwete, dreifache Familienvater.
Verpflichtet weiterzuarbeiten
Ähnlich sieht es sein Kollege Mario Edel aus St.Martin: „Trotz großer Bedenken bin ich ja fast gezwungen weiterzuarbeiten. Ich konzentriere mich ebenfalls nur auf die akuten Notfälle.“ Der 35-Jährige betont, dass es auch er als seine Pflicht sieht, sich um seine Patienten zu kümmern. Edel weiß aber auch: „Es ist eben auch mein Beruf und es geht natürlich genauso um mein persönliches wirtschaftliches Überleben.“ Beide Physiotherapeuten betonen, dass die Dauer dieses Zustandes die große Unbekannte sei und daher blicken sie, wie so viele andere auch, in eine ungewisse Zukunft. Edel und Albenberger wissen aber auch, dass man als Physiotherapeut wenigstens die Möglichkeit hat weiterzuarbeiten. In anderen Branchen ist das gar nicht mehr möglich. Die beiden blicken aber trotzdem positiv in die Zukunft und hoffen auf ein schnelles Ende der Krise.
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