"Nach zwanzig Jahren im Ausland ist das Heimweh einfach zu groß"

Der 51-jährige gebürtige Rieder Klaus Spitzer ist vor 13 Jahren nach Serbien gezogen. | Foto: Spitzer
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Herr Spitzer, vor 13 Jahren sind Sie und Ihre Frau nach Belgrad gezogen. Wie kam es zu diesem Entschluss?
Beruflich hat es mich bereits 1997 nach Laibach verschlagen. Die ersten fünf Jahre war ich Wochenendpendler, dann bin ich nach Slowenien übersiedelt. Ich war damals in der Porsche Gruppe tätig. 2004 wollte ich wieder nach Österreich zurück kehren, konnte aber keine passende Arbeitsstelle finden.

Dann haben Sie bei der Volksbanken Gruppe begonnen zu arbeiten?

Das ist richtig. Über Geschäftsfreunde habe ich erfahren, dass die Volksbanken Gruppe mit ihrer Leasinggesellschaft konkrete Pläne hat, nach Serbien zu gehen. Nach einigen Gesprächen wurde ich ausgewählt, das Projekt in Serbien als Geschäftsführer zu übernehmen.

Wie wurden Sie damals als Österreicher aufgenommen?

Als Vertreter des Arbeitgebers werde ich natürlich respektiert und sozial eingebunden. Privat kommen wir uns jedoch immer noch sehr isoliert vor. Die Menschen sind zwar höflich, zuvorkommend und offen, aber so richtige Freundschaften entwickeln sich mehr aus den Kontakten in der Österreicher-Community.

Laut dem Österreichischen Außenministerium wird die Sicherheit in Serbien als gut eingestuft. Wie sehen Sie das, fühlen Sie sich sicher in Ihrer neuen Wahlheimat?
Ich denke, man kann überall zur falschen Zeit am falschen Ort sein – auch in Serbien. Leider ist hier aufgrund der staatlichen und gesellschaftlichen Strukturen ein Paradies für das organisierte Verbrechen. Wie auch für alle Metropolen gilt auch für Belgrad: Nach Sonnenuntergang sollten Parks und schummrige Gegenden gemieden werden. Wenn man sich richtig verhält, kommt auch das Gefühl der Sicherheit.

Wie sieht Ihr Alltag in Belgrad aus?
Der Alltag unterscheidet sich nicht viel von einem in Österreich. Mittlerweile haben sich die Arbeitszeiten auf ein normales Niveau eingependelt, so dass ich auch unter der Woche mit meinem Sohn Zeit verbringen kann. Leider ist das kulturelle Angebot in Belgrad sehr beschränkt – Museums- und Theaterbesuche kommen nur sehr selten vor.

Und Ihren Urlaub verbringen Sie dann in Österreich?
Wir haben schon seit längerer Zeit eine Wohnung in Wien. Dort machen wir regelmäßig "Heimaturlaub".

Was fehlt Ihnen am meisten aus Ihrer Heimat?

Die Vielfalt an Lebensmitteln, die gute Luft, Bioprodukte, trinkbares Leitungswasser, Rücksicht im Straßenverkehr, Disziplin und das Original Inn-#+viertler Bratl mit Stöcklkraut.

Das ist einiges. Haben Sie Heimweh nach Österreich?

Ja, manchmal habe ich Heimweh, da ich mich nach bereits so langer Zeit immer noch nicht mit der serbischen Mentalität anfreunden kann und auch nicht anfreunden möchte. Eine Rückkehr nach Österreich ist mein persönliches Ziel – aber nicht nach Ried, mein Fokus ist Wien. Leider ist es nicht so einfach, nach so vielen Jahren im Ausland einen Arbeitgeber zu finden, der einen Heimkehrer aufnehmen möchte.

Ihre Frau ist Slowenin – ein Umzug in ihre Heimat steht für sie nicht zur Debatte?

Nein, im Gegenteil. Sie freut sich auf Wien und wird bereits nächstes Jahr fix nach Österreich zurückkommen, da mein Sohn im Herbst mit dem Kindergarten beginnen wird.

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