Bewussteinsbildene Maßnahmen setzen
Drei Kinder im Rohrbacher Verkehr tödlich verunglückt

Kinder haben oft Schwierigkeiten, Geschwindigkeiten und Distanzen im Straßenverkehr richtig einzuschätzen. | Foto: PantherMedia/photographee.eu
  • Kinder haben oft Schwierigkeiten, Geschwindigkeiten und Distanzen im Straßenverkehr richtig einzuschätzen.
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"Kinder sind keine kleinen Erwachsenen", betont Adelheid Gabriel von der Bezirkshauptmannschaft Rohrbach. Um Kinderunfälle zu vermeiden, appelliert sie an Autofahrer, Rücksicht auf die Kleinsten zu nehmen. Die Bewusstseinsbildung bei den Kindern trage ebenfalls dazu bei.

BEZIRK ROHRBACH. Wenn es um tödliche Kinderunfälle im Straßenverkehr geht, kann nur eine Zahl das Ziel sein: null. Jedoch kam es in acht Bezirken Oberösterreichs in den vergangenen zehn Jahren zu tödlichen Kinderunfällen. Auch im Bezirk Rohrbach: Zwei Kinder sind tödlich verunglückt, 135 wurden verletzt. Mit dem tragischen Unfall vergangene Woche in Kirchberg erhöht sich die Zahl der getöteten Kinder nun auf drei: Die 11-jährige Luisa war am Schulweg und querte die dortige Straße, um zum Bus zu gelangen. Zeitgleich fuhr ein 28-jähriger Lenker aus dem Bezirk Rohrbach Richtung Kirchberg. Im dortigen Bereich kam es zu einem Zusammenstoß, wobei das 11-jährige Mädchen seitlich vom Pkw erfasst und zur Fahrbahnseite geschleudert wurde.

Der Lenker und auch nachkommende Lenkerinnen leisteten bis zum Eintreffen der Rettung und Notarzt sofort Erste Hilfe. "Tragischerweise verstarb das Mädchen aufgrund der schweren Verletzungen noch an der Unfallstelle, und der Lenker erlitt einen massiven Schock", berichtet die Polizei in einer Aussendung. Seither trauert die ganze Gemeinde um die kleine Luisa. 

Auf Kinder Rücksicht nehmen

Zu hohes Tempo und zu viel Kfz-Verkehr, unübersichtliche Kreuzungen und Straßenübergänge oder fehlende Geh- und Radwege erhöhen das Risiko eines solchen Unfalls und stellen Gefahren dar. "Wird ein Kind von einem Pkw mit 50 km/h angefahren, dann entspricht das einem Sturz aus zehn Metern Höhe. Deshalb ist es so wichtig, dass es im Ortsgebiet mehr Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 gibt", verdeutlicht VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. 

Adelheid Gabriel, die in der Bezirkshauptmannschaft Rohrbach für die Abteilung Sicherheit und Verkehr zuständig ist, betont deshalb, das Fahrverhalten entsprechend anzupassen: "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie nehmen die Verkehrsumwelt anders wahr." Vor allem Volksschüler haben laut Gabriel Schwierigkeiten, sich einen Überblick zu verschaffen: "Ihre Sicht auf den Verkehr wird auf Grund ihrer geringen Körpergröße leicht von anderen Objekten im Verkehrsraum verdeckt. Dadurch werden sie in diesen Situationen von Fahrzeuglenkern weniger gut oder erst später wahrgenommen."

Zusätzlich haben Kinder Schwierigkeiten, Geschwindigkeiten und Distanzen im Straßenverkehr richtig einzuschätzen. "Kinder sind oft auch leicht ablenkbar und impulsiv. Dies gilt noch viel mehr, wenn sie in Gruppen den Weg zur Schule gemeinsam bewältigen. Hier sind Fahrzeuglenker ganz besonders gefordert, auf Kinder Rücksicht zu nehmen."

Fahrverhalten entsprechend anpassen

Im Nahebereich von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen, auf Kreuzungen, bei bereits bekannten Gefahrenstellen sowie bei Fußgängerquerungen und Radfahrerüberfahrten seien Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem besonders bedeutsam. Hier seien je nach dem Einzelfall unterschiedliche Verkehrsberuhigungsmaßnahmen, beispielsweise Geschwindigkeitsbeschränkungen, Halte- oder Parkverbote, aber auch Einbahnstraßenregelungen denkbar. "Es muss aber bewusst sein, dass nicht jede Kreuzung durch behördliche Maßnahmen gesichert werden kann. Es sind vielmehr die VerkehrsteilnehmerInnen selbst gefordert, nicht nur in der Nähe des eigenen Wohnbereiches, sondern auch auf anderen Straßen ihr Fahrverhalten entsprechend anzupassen", erklärt Gabriel.

Sichtbarkeit erhöhen

Aus den regelmäßigen Evaluierungen weiß man in der Bezirkshauptmannschaft, dass sich die meisten Unfälle im Ortsgebiet an Kreuzungen ereignen. Hier sei der Schwerpunkt auf Übersichtlichkeit, beispielsweise durch Rückschnitt von Hecken und Sträuchern, zu setzen: "Dies ist eine Aufgabe, die die HausbesitzerInnen trifft. Die entsprechend verringerte Fahrgeschwindigkeit muss von den VerkehrsteilnehmerInnen auch ohne behördliche Maßnahmen eingehalten werden", berichtet die Altenfeldnerin.

Zudem soll auch die Sichtbarkeit der Kinder selbst, beispielsweise durch rückstrahlendes Material auf Jacken und Schultaschen, erhöht werden. "Die an Volksschüler ausgeteilten Warnwesten sind hier jedenfalls zu empfehlen", sagt Gabriel. Bei Fußgänger-Querungsstellen auf Landesstraßen erfolgt bereits seit 2022 die schrittweise Änderung der Beschilderung, um ein Verdecken von Kindern durch zu große Verkehrszeichen zu verhindern.

Zur Bewusstseinsbildung beitragen

"Wir führen jährlich eine umfangreiche Analyse der Unfallhäufungsstellen mit einem Sachverständigen für Straßenverkehr durch. Es werden dann je nach Möglichkeit entsprechende Maßnahmen gesetzt, um diese Bereiche zu entschärfen. Aus der regelmäßigen Auswertung geht klar hervor, dass die aus der Analyse resultierenden und gesetzten Verkehrsberuhigungsmaßnahmen eine positive Wirkung zeigen", so Gabriel.

Einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr leiste auch das Verkehrserziehungsangebot, welches von der Polizei den Volksschulen im Bezirk Rohrbach zur Verfügung gestellt wird. "Dabei bringen sie den Kindern altersgerecht bei, wie man sich im Straßenverkehr richtig verhält. Nicht zuletzt wirkt sich auch das Verhalten der Eltern auf die Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr aus. Bedauerlicherweise kommt es immer noch vor, dass sich Kinder nicht anschnallen müssen oder während der Autofahrt das Handy in der Hand gehalten wird."

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