Bierkultur statt Einheitsgeschmack
Keine Patente auf Tiere und Pflanzen mehr
Agrar-Multis und Großkonzerne haben in den letzten Jahren eine Reihe an problematischen Bio-Patenten auf Pflanzen und Lebensmittel aller Art eingebracht. Die Schlupflöcher im Patentrecht wurden jetzt durch eine Grüne Initiative mit einer Patentsrechtsnovelle geschlossen. Bei einem Gespräch in der Biobrauerei Neufelden stellte Nationalratsabgeordneter Clemens Stammler die Auswirkungen dieser Gesetzesänderung nunmehr vor.
NEUFELDEN. Treibende Kraft hinter dieser Gesetzesänderung ist der Grüne-Sprecher für Land- und Forstwirtschaft im Parlament, Clemens Stammler. „Wir stellen damit sicher, dass es für keine Form der konventionellen Züchtung mehr Patentschutz geben wird. Zum Vorteil der heimischen Landwirtschaft, der Ernährungssicherheit und in Folge auch für die heimischen Brauereien“, sieht er darin auch einen Meilenstein für Ernährungssicherheit und Landwirtschaft.
Alleinige Nutzungsrechte für bestimmte Pflanzen
„Die bisherigen Praktiken hatten vor allem auf die Biererzeugung erhebliche Auswirkungen. Zwei riesige Bierkonzerne haben die Schlupflöcher im Europäischen Patentrecht genützt und Patente auf bestimmte Sorten für Braugerste erhalten. Durch die kürzere Reifezeit im Tank haben diese Konzerne einen Wettbewerbsvorteil in diesem Milliardengeschäft. Bis jetzt war es so: Treffen kleine Brauereien durch Zufall bei den Brauereirohstoffen auf denselben Rohstoff, wie auf einen gentechnisch veränderten, dann könnte dies eine Existenz bedrohende Klage wegen Patenrechtsverletzung zur Folge haben.
Strengere Regeln - Auswirkungen auf unseren Teller
„Vorgaben aus Brüssel haben Auswirkungen bis hinauf ins kleinste Dorf. Für österreichische Bauern wird es immer schwieriger, mit globalen Sorten mitzuhalten. Mit der Patentrechtsnovelle nimmt Österreich eine Vorreiterrolle im Patentschutz ein: Es wird für alle Formen der konventionellen Züchtung keinen Patentschutz mehr geben. Langfristig könnte dies auch auf europäischer Ebene Einfluss haben. Die EU könnte auf österreichische Standards zu greifen“, sieht der Grüne-Sprecher für Land- und Forstwirtschaft im Parlament damit einen Beitrag zur Ernährungssicherheit in Österreich.
Sortenvielfalt notwendig
Von ursprünglich mehr als 200 Getreidesorten seien nur mehr 20 übrig geblieben. "Früher fanden sich die besten Agrarflächen Österreichs in Niederösterreich. Durch die klimatischen Veränderungen sind dies momentan die Felder in Pasching bei Linz . Für jede Region könnten in Zukunft eigene Sorten notwendig werden. Diese Sortenvielfalt muss für alle zugänglich sein. Die Entwicklung angepasster Sorten, in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft vor Ort, darf nicht durch Patente blockiert oder beschränkt werden. In Österreich konnten bisher auch nicht die Natur und ihre Tiere und Pflanzen patentiert werden. Dies ist gegen jede Ethik und auch gegen den Hausverstand“, so Stammler weiter. „Dass zwei Großbrauereien Braugerste patentieren ließen, die über Jahrhunderte durch Landwirte weiterentwickelt worden ist, hätte zum Problem werden können. Gut, dass dieses Gesetz jetzt repariert wird“, freut sich auch Neufeldens Braumeister Tobias Pumberger über diese Patentsrechtsnovelle.
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